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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Schreibtischen hoben die Köpfe, als sie an ihnen vorbeikam. Die meisten waren zu beschäftigt, um allzu viel Neugier an den Tag zu legen, doch die junge Constable, die an diesem Morgen so nett zu Kit gewesen
war, blickte von einem Stoß Papiere auf und lächelte, als sie Gemma wiedererkannte. Sheila Larkin hieß sie – jetzt fiel es Gemma wieder ein.
    Der Sergeant, mit dem sie an der Baustelle gesprochen hatte, war ebenfalls da. Er schien ebenso wenig erfreut, sie zu sehen, wie bei ihrer ersten Begegnung, doch falls er vorgehabt hatte, gegen ihre Anwesenheit zu protestieren, wurde er durch das Läuten des Telefons daran gehindert. Gemma konnte es sich nicht verkneifen, ihm mit einem frechen Grinsen zuzuwinken, und wurde dafür mit einem besonders finsteren Blick bedacht.
    Als sie Kincaid erreichte, streifte ihre Schulter leicht die seine – ein Körperkontakt, der in dieser Umgebung unpassend intim schien. Sie widerstand dem Drang, ihn zu berühren, auch wenn sie spürte, wie die Wiedersehensfreude ihre Wangen rötete.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte er leise. Sein Atem kitzelte sie am Ohr.
    »Sag ich dir später«, flüsterte sie und ignorierte die Gänsehaut auf ihren Armen, während sie herauszubekommen versuchte, worum es bei Babcocks Telefonat ging.
    »Gut. Okay. Danke, Dr. Elsworthy«, sagte Babcock in den Hörer. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas Neues reinbekommen. Mmh. Tut mir leid, wenn da was durcheinandergelaufen ist.«
    Kincaid zog fragend eine Braue hoch, als Babcock auflegte. »Durcheinandergelaufen?«
    »Es hat unserer guten Frau Doktor offenbar gar nicht gefallen, dass wir den Forensischen Pathologen direkt angerufen haben. Nicht dass er bereit gewesen wäre, uns irgendwas zu verraten. Es gibt schließlich einen Dienstweg«, fügte er mit gespielter Ernsthaftigkeit hinzu, während er Gemma mit einem Nicken begrüßte.

    »Und hatte euer Pathologe irgendwas Interessantes zu bieten?«, fragte Kincaid.
    »Mit all den variablen Parametern, die man erwarten kann bei zwei Experten, die sich beide nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wollen.« Babcock fuhr sich mit der Hand durch das dichte hellblonde Haar, das danach wild vom Kopf abstand, und kippte seinen knarrenden Stuhl nach hinten, die Hände im Nacken verschränkt. »Aufgrund des Grades der Verwesung und unter Berücksichtigung der äußeren Umstände et cetera pp. schätzt der Knochendoktor, dass die Leiche mindestens fünf Jahre dort gelegen hat. Er bestätigt, dass es sich um ein Mädchen handelt und dass es noch kein Jahr alt war. Todesursache nicht feststellbar. Aber bevor du zu dem voreiligen Schluss kommst, dass wir immer noch auf der Stelle treten« – er schwenkte mahnend den Zeigefinger in Kincaids Richtung, als ob dieser protestiert hätte -, »die schlauen Kerle vom Innenministerium haben immerhin bei der Kleidung einen Treffer gelandet. Die Decke wurde über einen Zeitraum von mehreren Jahren in den Neunzigern hergestellt und über eine Reihe von Verkaufsstellen in der Region vertrieben.«
    »Meine Schwester sagt, die Decke erinnert sie an eine, die sie selbst für ihre Kinder verwendet hat, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern, ob sie sie für Lally oder für Sam gekauft hatte«, sagte Kincaid. »Aber wenn sie in den Neunzigern verkauft wurde, war es höchstwahrscheinlich Sam. Natürlich können wir nicht wissen, ob die Decke innerhalb des Zeitraums, in dem sie hier in den Geschäften zum Verkauf stand, für dieses geheimnisvolle Kind erworben wurde, aber so haben wir immerhin einen frühestmöglichen Todeszeitpunkt.«
    »Mehr als fünf Jahre, aber weniger als zehn, wenn man Decke und Knochen zusammenzählt«, pflichtete Babcock ihm bei, doch er wirkte nicht übermäßig begeistert. Die Fältchen in den Winkeln seiner blauen Augen wurden tiefer, als er die
Stirn runzelte. »Dr. Elsworthy hat mir auch gesagt, dass sie die Obduktion an Annie Lebows Leiche schon durchgeführt hat. Ist mir schleierhaft, warum sie mir nicht Bescheid gesagt hat, dass sie sie schon so früh festgesetzt hat. Ich hätte dabei sein sollen.«
    »Irgendwelche überraschenden Ergebnisse?«, fragte Kincaid.
    »Offenbar nicht. Todesursache stumpfe Schlagverletzung; allerdings meinte Dr. E., es habe Anzeichen dafür gegeben, dass sie noch eine Weile gelebt hat.« Babcock verzog unwillkürlich das Gesicht.
    Kincaid betrachtete seinen Freund mit besorgter Miene und meinte: »Sie hat dich wahrscheinlich nur schonen wollen, Ronnie. Weil du das Opfer gekannt

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