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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Kinderleiche gedacht, als sein Telefon geklingelt hatte – im mindesten Fall also ein verdächtiger Todesfall, vielleicht sogar ein Mord.
    Er zwang sich, seinen PS-starken BMW ein wenig an die Kandare zu nehmen. Es schneite immer noch, und die Straßen
würden bald gefährlich glatt sein. Obwohl er gerne schnell fuhr, war er bei diesem Auto vorsichtig – wehe dem, der seiner schwarzen Bestie, wie er das Auto gerne nannte, einen Kratzer oder eine Delle verpasste. Er hatte die 320er Limousine gebraucht gekauft, nachdem Peggy ihn verlassen hatte, und die Bemerkungen auf dem Revier über die »Wechseljahre des Mannes« ignorierte er einfach. Er war in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, und in seinen Augen stand der Wagen für all das, von dem er nie geglaubt hätte, dass er es je erreichen würde.
    Und von wegen »Wechseljahre« – so alt war er schließlich auch noch nicht. Als er vor dem Kreisverkehr an der A 51 abbremste, zog er den Knoten seiner Krawatte stramm und begutachtete sich kurz im Innenspiegel. Mit seinen einundvierzig Jahren hatte er noch sehr dichtes Haar, von den leichten Geheimratsecken abgesehen, und die paar grauen Strähnen fielen in der blonden Pracht so gut wie gar nicht auf. Und er hatte auch immer noch die gleiche Statur wie in seiner aktiven Zeit als Fußballer, an die auch die gebrochene Nase und die Narbe quer über die Wange erinnerten – von einem Fußballstiefel, der ihn voll ins Gesicht getroffen hatte. Im Vernehmungsraum gereichte ihm sein leicht ramponiertes Antlitz oft zum Vorteil, und er ging davon aus, dass es Frauen gab – von seiner Ex wollte er ja gar nicht reden -, die es gar nicht so unattraktiv fanden.
    Auf den Straßen war weniger los, als er gedacht hatte, und er konnte in null Komma nichts am Ort des Anrufs sein, wenn er Nantwich auf der A 51 nördlich umging. Doch am Kreisverkehr bei Burford zweigte die A 51 nach Norden Richtung Chester ab, und im Schneegestöber ging die Sicht rapide gegen null. Jetzt kam er nur noch im Schritttempo voran, und er fluchte halblaut, während er an die logistischen Probleme der Spurensicherung bei diesen Wetterverhältnissen dachte. Aus
dem kurzen Bericht, den er erhalten hatte, ging nicht klar hervor, ob der Fundort der Leiche vor den Elementen geschützt war.
    Seine Flüche wurden lauter, als er an der Abzweigung vorbeischoss, weil er sie zu spät gesehen hatte. Er musste noch eine Meile weiter bis nach Barbridge fahren, ehe er eine Stelle zum Wenden fand. Jetzt fuhr er wirklich im Schneckentempo zu dem Feldweg zurück, und diesmal verfehlte er ihn nicht. Doch sein Triumphgefühl war schnell wieder verflogen, als er feststellen musste, dass er noch nicht einmal erkennen konnte, in welche Richtung der Weg verlief. Und der BMW mochte zwar einen starken Motor haben, aber für ungeteerte Feldwege bei heftigem Schneefall war er nicht gerade das geeignete Gefährt. Er ließ den Wagen ausrollen und fragte sich schon, ob er wirklich aussteigen und den Rest des Weges mit einer Taschenlampe auf Schusters Rappen zurücklegen müsste. Er hatte nur einen leichten Mantel dabei; seine Schuhe waren neu und teuer und würden im Nu durchweicht sein.
    Aber als er gerade die Batterien in der Taschenlampe überprüfte, die er immer in der Türablage dabeihatte, begann sich der weiße Vorhang um seinen Wagen herum ein wenig zu lichten. Ein paar Sekunden später konnte man schon wieder einzelne Flocken erkennen, und bald darauf schwebte nur noch hier und da ein einzelnes glitzerndes Kristallpünktchen herab.
    Babcock befürchtete, dass das Wetter ihm nur eine kurze Schonfrist gewährte, aber immerhin konnte er jetzt vor der Motorhaube ein paar Meter Straße erkennen, und er war entschlossen, die Situation auszunutzen. Er legte den Gang ein und lenkte den BMW im Schritttempo über den Feldweg, bis er nach kurzer Zeit das Blaulicht der Streifenwagen wie ein Leuchtfeuer in der weißen Wüste blinken sah.
    Als er aus dem Waldstück herauskam, erblickte er einen Ford Escort und einen weißen Lieferwagen, wie er von Bauunternehmern
und Installateuren benutzt wurde, beide angestrahlt von den Scheinwerfern der Einsatzwagen. Einer der Streifenbeamten stand draußen im Gespräch mit zwei Zivilisten, und als Babcock näher kam, konnte er sehen, dass die größere Gestalt ein Mann in einem eleganten Mantel war; die zweite, die er zuerst auch für einen Mann gehalten hatte, entpuppte sich als eine Frau in grober Arbeitskleidung. Hinter ihnen war im flackernden Schein

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