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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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dann nichts gesagt?«, fuhr sie fort. »Ich hätte gedacht, sie bringt mich um oder gibt mir lebenslänglich Hausarrest oder was weiß ich.«
    Kit sah sich wieder gezwungen, hinter ihr dreinzutrotten, und ihre Worte drangen nur stoßweise an sein Ohr, getragen vom Wind.
    »Wird Leo keine Angst haben, dass es Ärger gibt?«
    »Nein. Es weiß ja keiner, dass er dahintersteckt. Er wird verlangen, dass ich ihm die Sachen wieder besorge oder ihn dafür entschädige …«
    »Wie meinst du das, ihn dafür entschädigen?«, fragte Kit, dem die Formulierung gar nicht gefiel.
    Aber Lally murmelte nur: »Das würdest du sowieso nicht verstehen«, und ging mit gesenktem Kopf weiter, als ob sie plötzlich fürchtete, zu viel gesagt zu haben.
    Es war dunkel, so dunkel, dass Kit das Wasser zu seiner Linken nur anhand der noch etwas tieferen Schwärze erkennen konnte. Als etwas Weißes ihnen aus dem Nichts entgegenflatterte, fuhr er zusammen, packte Lallys Schulter und brachte sie abrupt zum Stehen. »Was zum …« Als er genauer hinsah, erkannte er plötzlich, wo er war und was er da vor sich sah. Durch das Rauschen des Windes hindurch vernahm er das leise Knarren von Halteleinen, sah die Umrisse von Buchstaben, die sich schwach leuchtend vor dem Hintergrund des schwarzen Rumpfs abhoben. Es war die Lost Horizon , und was da im Wind flatterte, war das lose Ende eines blau-weißen Polizei-Absperrbandes, mit dem das Boot umwickelt war. Er stand nur einen Schritt von der Stelle entfernt, wo Annie Lebows Leiche gelegen hatte.

    »Um Gottes willen, Lally.« Kit glaubte, sich übergeben zu müssen. »Was hast du dir dabei gedacht, mich hierher zu bringen?«, schrie er sie an. »Weißt du denn nicht …«
    »He, es tut mir leid, ja?« Lally zog an seinem Jackenärmel. »Wir bleiben nicht hier, aber wir müssen nun mal hier lang. Ich hab nicht dran gedacht. Komm schon, wir müssen uns beeilen.« Sie zerrte an ihm, bis er schließlich hinter ihr herstolperte und unterdessen verzweifelt die Bilder zu verdrängen suchte, die ihn bestürmten. Annie im smaragdgrünen Gras neben dem Leinpfad … seine Mutter auf den weißen Fliesen in ihrer Küche …
    Dann war er wieder in dem rauschenden Tunnel seiner Albträume gefangen. Er rannte und rannte, versuchte Hilfe zu holen, während das Zimmer, in dem seine Mutter lag, endlos vor seinen Augen zurückwich.
    Lally packte ihn an den Schultern und riss ihn aus seinem Tagtraum.
    »Kit! Was ist denn los mit dir, Mensch? Wir müssen über den Zauntritt hier klettern. Los, komm.« Lally wandte sich ab und schwang ein Bein über den Zaun, und für Kit sah es so aus, als verschwände sie in der Hecke. Er folgte ihr und stieg unbeholfen hinüber. Die Dornen zerkratzten seine Hände, und als er auf der anderen Seite hinuntersprang, versanken seine Füße im Schnee, der im Windschatten der Hecke liegen geblieben war.
    Lally lief schon den Hang hinauf, öffnete ein Gatter und winkte ihn durch. Der Boden unter seinen Füßen wurde fester, und er erkannte, dass sie auf einer Brücke waren und erneut den Kanal überquerten. »Wo sind wir?«
    »An der Baustelle meiner Mutter – dem alten Viehstall. Willst du nicht sehen, wo sie das tote Baby gefunden hat?«
    »Nein!«, rief Kit und ergänzte rasch: »Es ist ein Tatort.«
    »Na und? Lässt du dich etwa von so einem blöden Absperrband abschrecken?« Ihre Zähne blitzten, als sie sich zu ihm
umdrehte. »Außerdem ist es nur ein paar Minuten von Leos Haus, und er hat gesagt, wir sollen dorthin kommen.«
    Während Kit zu den Umrissen eines spitzen Dachs aufblickte, das sich vor dem helleren Hintergrund des Himmels abzeichnete, sah er plötzlich weiter unten ein kleines Licht aufflackern, ein Streichholz oder ein Feuerzeug oder eine hastig abgedeckte Taschenlampe.
    »Er ist hier«, sagte Lally, ihre Stimme plötzlich tonlos. Sie stieg über das Absperrband, das zwischen den Pflöcken schlaff herabhing.
    »Hast dir aber reichlich Zeit gelassen«, ertönte eine Stimme aus der Dunkelheit. Leo trat aus dem Eingang des Stalls. Er zog an einer Zigarette, und im Schein der kurz aufleuchtenden Spitze wirkte sein Gesicht wie eine groteske Fratze, ein kubistisches Porträt.
    »Gehen wir nicht rein?«, fragte Lally mit gespieltem Desinteresse, wie Kit jetzt erkannte.
    »Da ist nichts zu sehen, nur bröckelnder Mörtel. Enttäuschend.« Leo zuckte mit den Achseln. »Ich muss es ja wissen. Ich hab gestern schon den ganzen Abend hier gewartet.«
    »Meine Mutter hat mich gestern Abend

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