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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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aufgegangen ist.«
    »Sie glauben, dass Piers das getan hat?« Juliets anfängliche Erleichterung mischte sich mit Beunruhigung.
    »Das wäre die logische Schlussfolgerung, ja. Auch ein noch so teurer Anwalt kann keine Wunder vollbringen, wenn ausreichend Beweise für eine Straftat vorliegen. Es dürfte das Risiko wert gewesen sein, sie zu vernichten. Ein Kanister Benzin, versteckt unter einem Mantel …« Er zuckte mit den Achseln.
    »Dann sind Sie sich also sicher, dass es Brandstiftung war?«
    »Man konnte das Benzin noch riechen. Ich habe eine Streife zu Mr. Duttons Haus geschickt. Falls er nicht dort ist – wissen Sie, wo man ihn finden könnte?«
    »Ich … Seine Eltern wohnen in Chester. Ich wüsste nicht, wo er sonst hingehen sollte«, antwortete Juliet, doch ihre Gedanken überschlugen sich schon. Ein so offenkundiger Versuch, Beweise zu vernichten, passte nicht zu Piers. Er war jemand, der im Hintergrund manipulierte und die Fäden zog. Direkte Aktionen waren nicht sein Stil. Und wenn sie sich das rauchende, geschwärzte Gerippe der ehemaligen Geschäftsräume von Newcombe & Dutton anschaute, hatte sie das Gefühl, dass es hier um mehr gegangen war als nur um das Vertuschen eines Betrugs.
    »… sieht schlimmer aus, als es ist«, sagte Babcock gerade. »Auch wenn ein Teil der Papiere über das ganze Büro verstreut war, Sie würden staunen, was wir alles re…«
    Doch den Rest hörte Juliet schon nicht mehr. »Entschuldigen
Sie mich«, murmelte sie, bahnte sich einen Weg durch das Gedränge und verschwand in dem laubüberwucherten Tunnel von Monk’s Walk. Nur eine dünne Schicht Pulverschnee war durch das Blattwerk herabgerieselt und knirschte unter ihren Sohlen, während sie rannte.
    Nachdem sie schlitternd in die North Crofts eingebogen und die letzten Meter bis zu ihrem Haus gerannt war, bekam sie plötzlich solches Seitenstechen, dass sie stehen bleiben und sich schwer atmend auf den Knien abstützen musste, bis es vorbei war. Und dann sah sie, dass die Haustür nur angelehnt war. Angst schnürte ihr das Herz zusammen, als sie sie ganz aufstieß und ihr Haus betrat.
    Es dauerte einen Moment, bis sie den ungewöhnlichen Geruch identifizieren konnte. Benzin. Großer Gott … Ihre Beine waren plötzlich bleischwer, als sie dem Geruch und den nassen Fußspuren nachging, den Flur entlang bis in die Küche.
    Noch im Mantel stand Caspar am Spülbecken und schrubbte sich die Hände. Als sie eintrat, blickte er auf, schien aber nicht überrascht, sie zu sehen. »Es geht nicht ab«, sagte er. »Ich krieg es einfach nicht ab.«
    »Caspar, was hast du getan?«
    Er wandte sich wieder zur Spüle um, und das Plätschern des Wassers übertönte fast seine Worte. »Sie haben mich zuschauen lassen, als sie die Akten hinausgetragen haben. Aber sie haben sie nicht alle geholt, also haben sie ein Vorhängeschloss an der Tür angebracht und gesagt, sie würden den Rest am nächsten Morgen holen.
    Ein paar von Piers’ Sachen waren auch noch da. Ich wollte selbst nachsehen. Um zu beweisen, dass du unrecht hattest. Also bin ich noch mal hin, als es dunkel war. Und als gerade niemand hingeschaut hat, habe ich das Vorhängeschloss geknackt.«
    » Du hast das Schloss geknackt?« Juliet konnte es kaum glauben
– das war derselbe Mann, den es bekanntermaßen schon überforderte, eine Glühbirne zu wechseln.
    Caspar, der offenbar den ungläubigen Ton ihrer Stimme nicht registriert hatte, fuhr fort: »Ich habe deinen Bolzenschneider in der Garage gefunden und ihn unter meinem Mantel versteckt. Ein billiges Teil, dieses Schloss. Es war kinderleicht, als ob man Butter schneidet. Als ich drin war, habe ich als Erstes die Jalousien dicht geschlossen und dann mit einer Taschenlampe Piers’ Akten durchgesehen.« Er drehte sich zu ihr um, ohne auf das Seifenwasser zu achten, das von seinen Händen auf seinen Mantel und den Boden tropfte.
    »Er hat sie betrogen. Fast alle.« Seine Pupillen waren vor Entsetzen geweitet. »Ich konnte es nicht glauben … Ich konnte … Ich bin noch mal ins Haus gegangen und habe einen Kanister Benzin geholt. Dann habe ich den Inhalt seiner Akten auf dem Boden verstreut. Ich dachte, wenn ich alles anzünde …«
    »Mein Gott, Caspar, du hättest dich umbringen können!«, schrie Juliet ihn an. »Benzin verschütten und in Brand stecken! Bist du denn vollkommen wahnsinnig geworden?« Sie schüttelte angewidert den Kopf. »Und das alles für nichts und wieder nichts. Du hättest ihn nicht retten können. Die

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