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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Polizei hat schon genug Beweismaterial, um Piers den Prozess machen zu können – der Rest wäre nur noch Beiwerk gewesen. Du wärst vielleicht ungeschoren davongekommen, aber jetzt kriegen sie dich wegen Brandstiftung und Vernichtung von Beweismaterial dran, und alles, was du noch aus der Firma hättest retten können, ist verloren. Was um alles in der Welt hast du dir bloß dabei gedacht?«
    Caspar sackte auf dem nächstbesten Stuhl zusammen, wie eine Vogelscheuche in einem Kaschmirmantel. Der Wasserhahn tropfte noch, ein Echo der Tränen, die in Strömen über seine Wangen flossen.

    »Ich wollte ihn nicht retten. Ich dachte, wir wären … Ich dachte, er würde alles für mich tun. Aber jetzt … Alles, was wir aufgebaut haben, liegt in Trümmern – und er hat mich belogen.« Er schien erstaunt über seine eigenen Gefühle. »Ich wollte ihm wehtun, Jules, das ist alles. Er sollte nur am eigenen Leib spüren, was er mir angetan hat.«
     
    Kit lief hinter Lally den Feldweg entlang. Sie schien im Dunkeln sehen zu können, während er sich blind und orientierungslos vorkam und mühsam mit ihr Schritt zu halten versuchte.
    »Wo sind wir eigentlich?«, fragte er keuchend, als er es geschafft hatte, für ein paar Schritte mit ihr gleichzuziehen. Sie hatten sich am Ende des Zufahrtswegs nach rechts gewandt und nicht nach links, wie sie sonst immer mit dem Auto fuhren.
    »Abkürzung nach Barbridge. Du wirst schon sehen – wir kommen bei der Brücke über den Kanal raus.«
    »Lally, du hast gesagt, du musst dich mit Leo treffen, aber ich dachte, du hättest noch gar nicht mit ihm geredet. Ich meine, gestern, da hatte ich den Eindruck, dass du … na ja … irgendwie sauer warst. Und du hast nicht telefonieren dürfen …«
    »Na und?«, erwiderte sie knapp. »Weißt du noch, wie er gestern Mittag gesagt hat, wir sollen uns mit ihm treffen? Er hat gestern Abend sicher auf uns gewartet. Und heute Abend wird er auch da sein.«
    »Aber das versteh ich n…«
    »Ich habe ein paar Sachen, die ihm gehören. Jedenfalls sollte ich sie haben. Das Problem ist, dass ich sie nicht habe.« Sie kicherte; es klang wie zerspringendes Glas. »Und Leo lässt nicht locker, bis er bekommen hat, was er will.«
    »Wie meinst du das, du hast Sachen, die ihm gehören? Was für Sachen denn?«
    Lally verlangsamte ihren Schritt ein wenig und sah ihn an.
»Mensch, Kit, bist du vielleicht schwer von Begriff. Pillen. Und anderes Zeug. Du klingst genau wie Peter.«
    »Peter?« Kit brauchte einen Moment, um den Namen einzuordnen. »Dein Freund, der gestorben ist?«
    »Ertrunken. Er ist ertrunken«, erwiderte Lally mit einer Heftigkeit, die er nicht verstand. »Du gleichst ihm sogar ein bisschen – er hatte auch so was Unschuldiges, Schuljungenhaftes.«
    Kit spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss, doch ehe er protestieren konnte, fuhr sie fort: »Leo hat ihn eine Schwuchtel genannt, aber das war er nicht. Er war einfach nur … sehr sanft. Er war intelligent, und er war witzig, und er hat immer gespürt, wie es mir gerade ging, verstehst du? Ohne dass ich was sagen musste.« Lally wurde immer langsamer, bis Kit selbst seinen Schritt zügeln musste. »Und er wusste, wie er mich berühren musste. Nicht, dass er schon was mit anderen Mädchen gehabt hätte – er schien einfach immer zu wissen, was ich gerade dachte, jede Minute, und er …«
    »Da ist die Brücke«, sagte Kit. Er wusste, wie idiotisch es war, aber er wollte einfach nur, dass sie aufhörte. Es war ihm nicht klar gewesen, dass Peter diese Art von Freund gewesen war, und er wollte nicht darüber nachdenken, was Lally mit ihm gemacht hatte – aber andererseits hatte sie gesagt, dass er, Kit, sie an Peter erinnerte …
    Plötzlich war ihm gar nicht mehr kalt, und er war froh, dass Lally nicht sehen konnte, wie er rot wurde. »Um auf Leo zurückzukommen«, sagte er und versuchte, seine Gedanken auf Lallys andere Bemerkung zu konzentrieren. Irgendwie überraschte es ihn nicht, dass Lally Drogen versteckt hatte oder dass Leo sie ihr gegeben hatte. »Du hast gesagt, du hättest Leos Sachen gehabt, aber jetzt hättest du sie nicht mehr. Wie kommt das?«
    »Weil irgendjemand an meinem Scheißrucksack war und sie
geklaut hat.« Das Gezeter konnte die Angst in ihrer Stimme nicht ganz kaschieren. Sie hatten den Steinbogen der Brücke erreicht, und anstatt hinüberzugehen, sprang Lally gewandt wie eine Gämse auf den Leinpfad hinunter. »Es muss meine Mutter gewesen sein, aber wieso hat sie

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