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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sagen – er wird weiter an der Lösung des Falles arbeiten und viel Zeit und kostbare Ressourcen daran verwenden …«
    »Du würdest diese Familie opfern, um zu verhindern, dass die Polizei Ressourcen vergeudet?« Gemma blieb stehen und wandte sich ihm zu. Ihr Gesicht konnte er nur schemenhaft erkennen, doch den Tadel in ihrer Stimme hörte er umso deutlicher. »Gabriel Wain würde seine Frau und seine Kinder verlieren – denn wo immer die kleine Marie herkommen mag, sie ist sein Kind.«
    »Babcock wird vielleicht von selbst darauf kommen. Er hat schließlich Zugang zu denselben Unterlagen, die du gesehen hast. Und wenn er es sieht und merkt, dass wir ihm Informationen vorenthalten haben …«
    »Was wäre dann? Hast du Angst, dass dein guter Ruf Schaden leiden könnte?«
    »Und deiner«, gab er getroffen zurück. »Wir müssten beide mit einem Disziplinarverfahren rechnen.«
    »Wenn du denkst, dass das wichtiger ist als das Glück dieser Menschen, dann bist du nicht der, für den ich dich immer gehalten habe.«
    Kincaid fühlte sich an das vernichtende Urteil seiner Schwester erinnert, und er musste an die Folgen denken, die
sein Beharren auf seiner Überzeugung in diesem Fall gehabt hatte.
    »Vierundzwanzig Stunden«, sagte er. »Wir behalten es vierundzwanzig Stunden für uns und warten ab, welche Fortschritte Ronnie Babcock im Fall Lebow macht. Wir müssen ganz sicher sein, dass Gabriel Wain nichts mit Annie Lebows Tod zu tun hat. Das musst du mir zugestehen.«
    »Ja.« Gemma seufzte und wandte sich ab, und als Kincaid ihr folgte, fügte sie hinzu: »Das muss ich wohl, auch wenn ich nicht glaube, dass er schuldig ist.«
    Sie gingen unter der Brücke hindurch, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, doch als sie aus dem Schutz des Steinbogens hinaustraten, kam plötzlich eine Gestalt aus der Dunkelheit auf sie zugeschossen und prallte heftig mit Gemma zusammen.
    Beide gingen in einem Knäuel von Armen und Beinen zu Boden und fluchten um die Wette. Da erkannte Kincaid die andere Stimme.
    »Lally? Was zum Teufel tust du denn hier?«, fragte er, während er seiner Nichte aufhalf. Gemma hatte sich inzwischen ebenfalls wieder aufgerappelt. »Ihr hättet beide in den Kanal fallen können.«
    »Onkel Duncan?«, sagte das Mädchen ängstlich. Er spürte, wie ihre Schultern zitterten, und sie klapperte mit den Zähnen. »Was macht ihr denn hier? Woher wisst ihr …? Ich hatte Angst, ich würde euch nicht rechtzeitig finden...«
    »Was soll das heißen – rechtzeitig?«, fragte Kincaid erschrocken. »Was ist passiert? Wo sind Kit und die kleinen Jungen?«
    »Toby und Sam sind im Haus, aber Kit …« Lally murmelte noch etwas, was er nicht verstehen konnte, und wurde plötzlich von krampfhaftem Schluchzen geschüttelt.
    »Lally, wo ist Kit?« Er packte ihre Schultern noch fester, schüttelte sie, doch sie schluchzte nur noch heftiger.

    »Lally, Lally.« Sanft befreite Gemma das Mädchen aus Kincaids Griff. »Ist ja schon gut.« Mit der Hand wischte sie Lally die Tränen von den Wangen. »Du musst uns einfach nur sagen, was passiert ist, damit wir uns darum kümmern können.« In ihrer Stimme schwang Panik, doch irgendwie schien sie Lally zu beruhigen.
    »Wir haben uns mit Leo getroffen. Ich … Er wollte Kit … Er hat mich nach Hause geschickt, aber ich habe Angst, dass Kit etwas passieren könnte. An dem Abend mit Peter, da hat er mich auch weggeschickt, und dann …«
    »Und dann was?«, hakte Gemma nach, als Lally abbrach. »Es ist schon in Ordnung, du kannst uns alles sagen. Du wirst keinen Ärger bekommen.«
    »Leo hatte was mitgebracht. Bloß Wodka, weiter nichts. Aber er wollte, dass ich ihm half, Peter betrunken zu machen. Und dann hat Leo gesagt, ich soll gehen. Und Peter …« Sie schlug die Hände vors Gesicht, und ihr Schluchzen dehnte sich zu einem hohen, dünnen Klagelaut.
    »Peter?«, fragte Gemma, doch in Kincaids Kopf fielen plötzlich gleich mehrere Groschen auf einmal.
    »Peter? Der Junge, der ertrunken ist?« Er erinnerte sich daran, wie Annie ihm an dem Tag, als sie auf ihrem Boot waren, erzählt hatte, sie hätte einen Jungen in nassen Kleidern den Leinpfad entlanglaufen sehen. Später, als sie von dem Jungen hörte, der an diesem Abend ertrunken war, habe sie angenommen, er sei es gewesen, den sie gesehen hatte.
    »Woher weißt du das mit Peter?«, fragte Lally, so erschrocken, dass sie das Schluchzen vergaß.
    Kincaid gab sich alle Mühe zu beweisen, dass er ebenso geduldig sein konnte

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