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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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muss Juliet Newcombe noch einmal vernehmen«, sagte er. »Dann werde ich sie danach fragen.« Er wandte sich an Travis. »Hat der Suchtrupp irgendetwas gefunden?«
    Nachdem er in aller Ruhe noch einen letzten ausgiebigen
Blick auf Larkins Beine geworfen hatte, wandte Travis seine Aufmerksamkeit endlich Babcock zu. »Null Komma nix, Chef. Gebrauchte Kondome, Zigarettenkippen, Fastfoodkartons, Bierdosen. Genau die Zusammenstellung, die man auf einer Baustelle erwarten würde, zu der auch Jugendliche Zugang haben, die sich mal ein bisschen amüsieren wollen.«
    Babcock hatte auch nichts Hilfreicheres erwartet. Er wandte sich an Larkin, die den Auftrag gehabt hatte, die Vermisstendatei zu durchsuchen. »Und hat der Computer irgendwas ausgespuckt, Sheila?«
    »Ohne irgendwelche Parameter ist das schwierig, Chef. Ich habe mit den letzten fünf Jahren angefangen, Kinder unter zwei Jahren, und eingeschränkt auf den Raum South Cheshire. Keine Treffer, weder männliche noch weibliche.«
    »Wir werden uns trotzdem vorläufig auf South Cheshire beschränken, da ich es für unwahrscheinlich halte, dass irgendjemand von außerhalb von dem Viehstall gewusst haben könnte. Aber lassen Sie uns lieber zwanzig Jahre zurückgehen. Dr. Elsworthy sagt zwar, dass es sich bei dem Stoff um relativ moderne Synthetikmischungen handeln dürfte, aber selbst die zwanzig Jahre sind im Moment nur eine reine Vermutung. Es könnten genauso gut einundzwanzig oder mehr sein. Wenn wir die Analyse des Materials aus dem Labor haben, können wir den Zeitraum vielleicht noch etwas weiter eingrenzen.«
    »Jawohl, Chef«, antwortete Larkin in ihrer gewohnt übereifrigen Manier.
    Er nickte ihr beifällig zu, ehe er sich wieder den anderen zuwandte. »Ich denke, abgesehen von der Identifizierung eines vermissten Kindes, das in unser Schema passt, ist unsere oberste Priorität die Suche nach den früheren Eigentümern, den Smiths. Kevin, ich möchte, dass Sie die Anwohnerbefragung ausdehnen. Es muss doch irgendjemanden geben, der weiß, wohin sie gegangen sind.«

    »Ich habe schon zweimal jemanden zu dem großen Haus am Anfang des Feldwegs geschickt, aber es ist nie wer zu Hause«, rechtfertigte sich Rasansky. »Das sind die nächsten Nachbarn neben den Fosters, und sie dürften noch am ehesten etwas wissen.«
    »Na, versuchen Sie’s halt weiter. Und, Kevin«, fuhr er fort, »sehen Sie zu, dass Sie Jim Craddock an die Angel kriegen – das ist der Immobilienmakler, der den Verkauf des Anwesens für die Smiths abgewickelt hat. Und wenn Sie schon dabei sind, schauen Sie doch mal bei Somerfield’s und Safeway rein, und wo Sie sonst noch denken, dass Babyprodukte verkauft werden – ach, verdammt.« Er rieb sich frustriert das Kinn. »Ich vergesse immer wieder, dass die Geschäfte ja geschlossen haben. Also, das müssen wir dann auf übermorgen verschieben. Ist wohl Ihr Glückstag heute, Sergeant.«
    Befriedigt registrierte er Rasanskys säuerlichen Blick, und während alle sich an die ihnen zugewiesenen Aufgaben machten, überraschte Babcock sich selbst, indem er plötzlich halblaut zu pfeifen begann.
     
    Noch geblendet von dem in der Sonne glitzernden Schnee, brauchte Annie eine Weile, bis ihre Augen sich an das Halbdunkel in der Bootskabine gewöhnt hatten. Die Vorhänge waren fast ganz zugezogen, und nur eine einsame Öllampe brannte auf dem Klapptisch. Im Holzofen glomm ein schwaches Feuer, doch die Kälte lastete auf dem kleinen Raum wie eine zähe Masse, die in jeden Winkel drang.
    Gabriel hatte im ehemaligen Frachtraum des Boots eine Kombüse, ein Bad und ein Schlafzimmer eingerichtet, doch die Hauptkabine hatte er so weit wie möglich unverändert belassen. Als Annie sich umsah, hatte sie das Gefühl, eine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen.
    Die Holzverkleidung war dunkel, abgesetzt mit Streifen in
fröhlichem Rot, und jeder freie Quadratzentimeter an den Wänden war mit Gerätschaften aus poliertem Messing und Porzellantellern geschmückt, wie sie von den Schiffern traditionell gesammelt wurden. Rowan hatte Annie einmal erzählt, dass sie die Stücke von ihrer Mutter geerbt habe. Die Rückenlehne der Sitzbank war mit einer kleinen Burg verziert, und Annie erinnerte sich, dass die Unterseite des Klapptischs ebenso bemalt war. Die Seitenwand einer Truhe schließlich war über und über mit Rosen bedeckt – alles Rowans Werk.
    Aber heute saß nur Joseph an dem Tisch. Er hatte seinen dunklen Lockenkopf über Papier und Stifte gebeugt und blickte

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