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So zärtlich war das Ruhrgebiet

So zärtlich war das Ruhrgebiet

Titel: So zärtlich war das Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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sie kommt!“
             Die 33 kam.
             Ich beschloss, nicht zum Lake Tahoe zu fahren, setzte
mich zu ihnen und platzierte zwanzig Dollar auf Schwarz.
             „So bringt das doch nichts“, sagte mein Vater.
„Versuch mal die 17. Oder die Null.“
             Im Hintergrund an der Bar entdeckte ich unseren
Busfahrer, Arm in Arm mit einer aufgedonnerten Blonden und völlig betrunken.
Als er uns erkannte, rief er uns zu: „Seventeen! Seventeen!“
             Die Kugel rollte aus, es kam die 2.
     
    Papa schickte mich, nach Omma kucken. Weil sie übermüdet
war, zwischendurch immer wieder einschlief und drohte, von ihrem Hocker zu
fallen, hatte sie sich mit Hilfe ihres Gürtels am Automaten festgebunden, aus
Furcht, irgendwer anders könnte ihren Automaten okkupieren. Als ich sie
vorsichtig weckte und sie bat, kurz ein wenig schlafen zu gehen, winkte sie
ärgerlich ab.
             „Münzen! Ich brauche Münzen! Hier hast du Geld. Beeil
dich, hörst du? Los, mach schon, was trödelst du rum?“
     
    Die Abreise nahte. Alle saßen wir bereits im Bus,
übermüdet und pleite, nur Omma Zarth fehlte noch. Onkel Catcher und Onkel Manni
gingen sie holen. Verzweifelt umklammerte sie den einbeinigen Banditen und
schrie lautstark um Hilfe. Erst mit der Unterstützung des herbeigeeilten
Sicherheitspersonals gelang es meinen Onkeln, ihre Mutter niederzuringen und in
den Bus zu verfrachten. Kaum dass sie saß, schlief sie auch schon ein. Drei
Tage Reno hatten ihre Spuren hinterlassen.
    Onkel Manni und Papa stritten,
wer beim Roulette die dümmeren Fehler gemacht hatte.
             „Die 17!“, rief Papa. „Ich hab’ dir gesagt, du
sollst die 17 nehmen! Die 17 ist die Zahl, die am häufigsten kommt!“
             Der Bus setzte sich in Bewegung, und wir ließen
Reno hinter uns.
     
    Kurz vor der kanadischen Grenze merkte Onkel Catcher auf.
Auf dem Sitz vor ihm schnarchte unser Busfahrer, augenscheinlich voll wie ein
Amtmann.
             „Moment mal!“, rief Onkel Manni erschrocken.
„Wenn das da unser Fahrer ist, wer fährt dann den Bus?“
             „Na, wer schon“, sagte mein Vater. „Onkel
Walter, wieso?“
             „Hans-Jürgen!“, rief es von vorne. „Komm her und
sag mir, wann ich bremsen muss. Die Grenze müsste gleich kommen.“
     
    Vor dem Rückflug nach Deutschland legte das Flugsicherheitspersonal
Onkel Manni Handschellen an.
     
    1980 – Once in a lifetime
     
    Auf dem Plakat stand es: Am 25 Mai würden Led Zeppelin in
der Westfalenhalle spielen! Ich starrte auf die Ankündigung, als sei sie eine
Fata Morgana, die sich jeden Augenblick auflösen könnte. Aber die Verheißung
des kommenden Wunders war völlig real. Led Zeppelin kamen nach Dortmund. Ich
musste nur noch eine Karte besorgen. Und dazu brauchte ich Geld.
    Ich besuchte Onkel Catcher, der
seinen Job als Cascher aufgegeben hatte, und neuerdings als Mechaniker in einer
Autowerkstatt an der Bornstraße arbeitete.
    „Hi, Beubach!“, begrüßte er mich.
„Und Beubach heißt Freund.“
    Irgendetwas stimmte nicht mit
ihm, und es dauerte lange, bis ich endlich drauf kam: Onkel Catcher rauchte
nicht mehr.
    „Die Lunge, Micky! Die Lunge! Und
du weißt doch, woll, mit meinem Asthma war das sowieso nicht das Gelbe vom Ei.“
    Ich wartete, bis er eine kleine
Pause machte, und wir spielten ein paar Runden 17 und 4. Ich gewann zwar ein
paar Mark, aber für die Konzertkarte reichte es nicht. Also fing ich als
Aushilfe im Kiosk in der Herderstraße an, wie ich schnell merkte eine ziemlich
blöde Idee.
     
    Ein kleines Mädchen kam an den
Schalter, legte einen einsamen Groschen auf die Theke und zeigte auf ein Glas
mit Bonbons, das Stück zu zehn Pfennig. Ich nahm eine große Tüte und schaufelte
sie voll bis über den Rand.
    „Nicht alle auf
einmal essen!”, ermahnte ich die Kleine.
    Sie nickte sehr
ernst und machte sich mit einem strahlenden Lächeln davon.
    Etwa eine halbe
Stunde darauf erschien ein kleiner Junge am Fenster, zerzaust und verdreckt. Er
schob ebenfalls einen Groschen über die Theke und zeigte auf dasselbe Glas mit Bonbons.
Ich fischte eines heraus und gab es ihm in die schmutzige Hand. Er stutzte.
    „Die Petra hat eine
ganze Tüte gekriegt”, krähte er los und kreuzte die Arme über der Brust. „Das
ist ungerecht!”, sagte er trotzig.
    „Sag Petra, sie
soll mit dir teilen”, erwiderte ich.
    Er sah mir fest in
die Augen und sagte:

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