Social Netlove
bist wirklich ne tolle Frau. Ich finde es wunderbar, dass du dich nicht unterkriegen lässt und deine Träume verwirklichst.«
Ich schlug meine Augen nieder, weil mir Matzes bewundernder Blick unangenehm war.
Ich
hatte nichts verwirklicht – das war Jake gewesen. Und schon wieder dachte ich an ihn …
Verdammt!
»Weißt du, ich genieße jede Minute mit dir. Aber manchmal hab ich das Gefühl, dass du dich nich hundertprozentig auf mich einlasse kannst, und ich würd gern wissen, wie ich das ändern kann. Ich mein es nämlich ernst mit uns. Lass uns zusammenziehen, Marie. Lass mich dein Zuhause sein, in das du an den Wochenenden zurückkehrst.«
Ich blickte Matze überrascht an. Seine Sätze klangen schön, so bequem wie ein Daunenbett, in das man sich sorglos hineinfallen lassen konnte. Aber war dies etwas, was ich wollte? Und: Wollte Matze das wirklich? Oder hatte ich mit meinem distanzierten Verhalten nur seinen Jagdtrieb geweckt, der ihm vorgaukelte, ich sei etwas Besonderes?
Im nächsten Moment griff das Universum ein – denn das schien andere Pläne für mich zu haben. Während ich Matze ansah und meine Gefühle zu sortieren versuchte, lenkten mich plötzlich sanfte Gitarren- und Pianoklänge von der Formulierung meiner Antwort ab. Die Melodie katapultierte mich in einen Sturm aus Chiffon und Seide, der wie eine durchsichtige Wand um mich herum zu kreisen begann.
Nein
.
Das konnte nicht sein. Das war bestimmt ein anderer Song mit ähnlichen Akkorden. Gleich würde sich der Takt ändern.
Ganz bestimmt
.
Ich begann zu husten, als plötzlich Jamie Bakers Stimme aus den Lautsprechern des Restaurants erklang. »Doubts keep chasing meevery day, if life isn't a game why do so many people act like they had another chance to reset
?
«
Ja
, es war unverkennbar Jamies Stimme, die sich seit seiner Boygroupzeit nur unwesentlich verändert hatte. Überraschenderweise löste sie in mir jedoch nicht das geringste Gefühl der Verbundenheit aus – dafür traf mich die Bedeutung der Worte wie ein Heer aus spitzen Pfeilen.
»But when I wonder about how to go on now thinking of you makes my world go round again. I know that your world keeps turning the same way, 'cos our love makes us stronger than the tough games we suffer. We are about to win.«
»Marie, ist alles in Ordnung? Weshalb weinst du denn?«
Erschrocken ließ Matze meine Hand los und kramte in seiner Hosentasche nach einem Taschentuch.
»One more lonesome night to go through. I'm on my own, hunting thoughts of you and me, wondering where you are.«
»Das ist mein Lied«, antwortete ich mit belegter Stimme und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen, die sich so vorwitzig aus meinen Augen gestohlen hatten.
»Wie bitte?«
»Das Lied, das gerade läuft: Das ist meins.«
»Das heißt wohl, dass du es besonders gerne magst, was?« Matze lächelte mich nachsichtig an. »Es klingt ganz nett, ja. Aber Marie: Was sagst du zu uns?«
Uns
. Was bedeutete das überhaupt? Waren das nicht zwei Menschen, die zusammen eine Einheit bildeten? Und zwar ohne Erklärung oder Zweifel, über alle Grenzen der Vernunft hinweg?
Dieses Gefühl verspürte ich ganz gewiss nicht bei Matze. Na klar, er war nett, er war gutaussehend und er war für mich da gewesen, als ich jemanden gebraucht hatte, der die Leere in meinem Inneren ein wenig zu füllen vermochte. Aber auch heute war er eben nur das: Ein Füller. Matze besetzte die Leerflächen in mir und hielt sie oberflächlich warm, doch tief hinter seinen Versuchen, es sich in meinem Herzen gemütlich zu machen, war es noch immer dunkel und kalt. Das
uns
war da, ja, aber ein anderer Mann beanspruchte es bereits voll und ganz für sich.
Und dann wurde mir etwas klar: Ich liebte Jake.
Ich konnte ihm verzeihen.
»Entschuldige bitte Matze, aber das mit uns beiden … Das funktioniert nicht. Ich gehe jetzt besser. Danke für das Essen und den Wein.« Ich sprang von meinem Stuhl auf und drückte Matze einen flüchtigenKuss auf die Wange, dann rauschte ich unter Jamies Gesang aus dem Restaurant. »So please go on, touching me, loving me, making me feel like life is a game and we are about to win.«
***
»Mensch Marie, was ist denn mit dir los?«, fragte Thomas verwundert, als er mir die Tür öffnete.
»Ich bin so dumm!«, antwortete ich hilflos und drängte mich an meinem Freund vorbei in seine Wohnung.
»Worum geht's?«, fragte er grinsend.
»Das ist nicht lustig!«, wies ich ihn zurecht und ließ mich auf
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