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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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der Venusier ausdruckslos. »Ein System der Gewaltlosigkeit kann nicht existieren, ohne sich zu schützen.«
    »Eine Hinrichtungsstätte?«
    »Und eine Stätte, an der jeder, der es wünscht, die Möglichkeit zu einem Tod in Würde findet. Die Klinik der Universität ist leistungsfähig, aber nicht allmächtig. Und die immensen Fortschritte auf dem Gebiet der Organverpflanzung haben zu einer veränderten Einstellung gegenüber Krankheit und Tod geführt. Einer mehr an den Erfordernissen des Gemeinwohls orientierten Einstellung.«
    Charru rieb sich mit der Hand über die Stirn.
    Er wußte, daß es lange dauern würde, bis er die Geheimnisse dieser Welt verstand. Klinik, Organverpflanzung ,fremde, verwirrende Begriffe. Die Worte hatten die unklare Vision von kaltblütigem Mord geweckt, von ritueller Lebensvernichtung, die ihn an die vielen sinnlosen Opfer der Priester aus dem Tempeltal erinnerte. Aber er konnte jetzt nicht grübeln. Er hatte genug damit zu tun, die Dinge zu begreifen, die sie verstehen mußten, um am Leben zu bleiben.
    Wo gab es Wasser? Wo gab es Höhlen? Welche jagdbaren Tiere lebten in der Steppe?
    Das waren die wirklichen Fragen. Die leeren weißen Häuser am Kanal boten vielleicht einen zeitweiligen Unterschlupf - gut zu wissen. Aber Charru war klar, daß sie nicht in der Nähe der Stadt bleiben konnten. Nicht solange deren Bürger in ihnen wilde Tiere sahen, die man so schnell wie möglich wieder einfangen mußte.
    Seine Augen suchten die schroffen Felsen in der Ferne. Flecken verschwimmenden Grüns breiteten sich vor ihnen aus. Dort gab es Wasser. Und der Platz war weit genug entfernt.
    Conal Nord folgte seiner Blickrichtung.
    »Die Singhal Klippen«, erklärte er ruhig. »Aber es ist unmöglich, zu Fuß die Wüste zu durchqueren. Davon abgesehen gibt es dort die einzige Quelle weit und breit. Hinter dem Höhenzug beginnt die New Mojave, ein noch größeres Wüstengebiet.«
    »Und im Osten?«
    »Die Garrathon Berge. Kulturland, das bewacht wird und unter einem Energieschirm liegt.«
    »Was ist das?«
    »Schwer zu erklären. Eine Art unsichtbarer Kuppel, in die man nicht eindringen kann.« Der Venusier preßte die Lippen zusammen und fragte sich, warum er das alles erzählte. Es war sinnlos. Es gab keinen Ort, zu dem diese Menschen ziehen konnten. Nirgends...
    »Wohin führt der Kanal?« wollte Camelo von Landre wissen.
    »Zu anderen Städten. Romani, Indred, Urania. Das Wasser ist ungenießbar, jedenfalls auf die Dauer. In den Steppengebieten im Osten und Westen leben die alten Marsstämme, deren territoriale Unversehrtheit von den Vereinigten Planeten garantiert wird.« Nord hielt inne und schüttelte den Kopf. »Es ist sinnlos, glaubt mir. Niemand kann auf diesem Planeten für sich allein außerhalb der Gemeinschaft existieren. Wenn ihr euch ergebt, habt ihr mein Wort, daß euch nichts geschehen wird.«
    »Haben wir nicht schon das Wort eures Präsidenten?« fragte Charru hart. »Und wenn wir uns ergeben - würde man uns nicht gefangen nehmen und einsperren?«
    »Möglich. Für eine Weile vielleicht. Es wird sich eine Lösung finden lassen.«
    Charrus Blick wanderte zu der schimmernden Stahlkonstruktion der Brücke.
    »Die Lösung von Menschen, für die wir nichts weiter als wilde Tiere sind«, murmelte er. »Ich kann mir vorstellen, wie sie aussehen würde.« Er preßte die Lippen zusammen. »Was rätst du, Gerinth?«
    Der Alte rührte sich nicht. Seine nebelgrauen Augen waren auf die rote Ebene gerichtet, seine Stimme klang leise und rauh wie eine Beschwörung.
    »Jesco starb. Bark und die Hälfte der Nordmänner sind gefallen, die Sippen von Landre und Thorn ausgelöscht. So viele Tote! Fast hundert starben... Wofür sind sie gestorben, Fürst? Wofür?«
    Charrus Zähne knirschten.
    »Nicht für eine neue Sklaverei!« stieß er hervor. »Wir haben die Freiheit mit Blut bezahlt. Wir alle, selbst Bar Nergal und die Priester.«
    Blicke wandten sich der hohen Gestalt in der blutroten Robe zu.
    Aber Bar Nergals Totengesicht war fahl und verzerrt, er nahm nicht wahr, was um ihn vorging. Nur die Reste der Priesterkaste, die sich um ihn drängten, starrten angstvoll in die endlose Weite der Wüste. Der hagere Tempelhüter mit dem zerfurchten Greisengesicht schluckte.
    »Ich selbst sah den Oberpriester vor dem Fürsten von Mornag auf den Knien liegen und den Treueeid schwören«, sagte er heiser. »Es ist Bar Nergals Wunsch, daß wir Charru folgen.«
    »Er hat die schwarzen Götter besiegt«,

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