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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Gruppe abgesondert. Zwei Schüler-Akolythen steckten die Köpfe zusammen und flüsterten miteinander. Mircea Shar, der Zweite Tempelhüter, lehnte mit verschränkten Armen an einem Felsblock, reglos wie eine Statue. Das schmale, bleiche Gesicht mit den hochmütigen Augen glich einer Marmormaske. Er starrte über den Talkessel hinweg, als suche er eine verborgene Wahrheit hinter den sichtbaren Dingen.
    Charrus Blick fiel auf Katalin von Thorn, die sich über ein fieberndes Kind beugte und ihm vorsichtig die heiße Stirn abtupfte. Sie hörte die Schritte und sah auf. Ihre bernsteinfarbenen Augen lächelten.
    »Sie heißt Liri«, sagte sie leise. »Ein kleines Mädchen aus dem Tempeltal, das seine Eltern verloren hat.«
    »Wird sie am Leben bleiben?«
    »Ja. Alle werden wir am Leben bleiben. Es ist wie ein Wunder.«
    Ihre bernsteinfarbenen Augen verschleierten sich. Charru wußte, woran sie dachte. Ihre Mutter, Ingaret von Thorn, war mit ihren Söhnen unter den Trümmern der großen Mauer begraben worden, als der Mondstein zusammenstürzte. Der Tod hatte die Sippen von Thorn und Kalan ausgelöscht, die Hälfte der Nordmänner, alle Männer von Schun bis auf Beryl, Camelo von Landres Brüder. Es gab niemanden, der keinen Grund zur Trauer gehabt hätte, aber sie fanden keine Zeit, ihrer Trauer nachzuhängen. Zuviel war geschehen. So viel, daß der Tod Erlend von Mornags schon in der Vergangenheit zu versinken schien, obwohl er erst wenige Tage zurücklag.
    » Charru!« kam eine scharfe Stimme aus den Felsen.
    Er hob den Kopf.
    Eine Gestalt tauchte zwischen den Klippen auf und winkte, ein großer, sehniger Mann mit dem roten Tareth-Haarschopf: Erein. Das Lasergewehr hing auf seinem Rücken, die Rechte hatte er um den Schwertgriff geschlossen. Charru winkte zurück, dann begann er eilig, zu ihm hinaufzuklettern.
    War es schon soweit?
    Hatte man sie doch verfolgt? Charrus Schultern spannten sich. Die letzten Tage waren ein Chaos voller Kampf und Blut gewesen, dann ein Taumel der Erleichterung, der in bleierne Müdigkeit mündete. Eben noch hatte er darüber nachgedacht, daß es lange dauern würde, bis sie nach alldem zur Ruhe kamen. Jetzt fragte er sich, ob sie überhaupt je zur Ruhe kommen würden. Jäher Zorn ließ ihn die Lippen zusammenpressen, aber Ereins grüne Augen blickten eher ratlos als besorgt.
    »Jemand nähert sich den Klippen«, meldete er rauh. »Von Norden, aus der Wüste, die sie New Mojave nennen.«
    »Jemand?«
    »Nur zwei. Und zu Fuß.«
    Charru runzelte die Stirn. Zwei Menschen zu Fuß in einer Wüste, die noch größer, noch mörderischer als diejenige war, die sie durchquert hatten? Flüchtig erinnerte er sich daran, daß Conal Nord, der Gouverneur der Venus, ihnen damals auf der Urania-Brücke etwas von den alten Marsstämmen erzählt hatte, die im Osten und Westen der Wüste in bestimmten umgrenzten Gebieten lebten. Marsstämme...Vielleicht waren sie anders als die Menschen von Kadnos. Aber sie konnten sich nicht sehr von ihnen unterscheiden, denn sonst hätten die Herren dieses Planeten sie nicht neben sich geduldet.
    Geschickt wie eine Katze folgte Charru dem rothaarigen Tarether bis zur höchsten Spitze des Felsens.
    »Dort!« sagte Erein und streckte den Arm aus. Charru kniff die Augen zusammen. Endlos dehnte sich die rote Wüste, bis sie in der Ferne mit dem perlweißen Himmel verschmolz. Eine kahle, sonnendurchglühte Ebene, nur unterbrochen von Felsen, Geröll und den karmesinfarbenen Staubschleiern, die der Wind aufwirbelte. Charrus Blick bohrte sich in die flimmernde Luft - und da sah auch er die beiden schwarzen Punkte, die sich unmerklich bewegten.
    Menschen!
    Es waren Menschen. Minuten später ließen sich ihre Umrisse deutlicher erkennen. Gestalten, die sich mühsam vorwärts schleppten, immer wieder stolperten und stürzten, von neuem hochtaumelten, manchmal liegenblieben, als müßten sie gegen den Wunsch kämpfen, sich nie mehr zu erheben. Sie hatten sich in der Wüste verirrt oder ihre Ausdauer überschätzt. Und es war offensichtlich, daß sie nicht die Kraft besaßen, die Singhal-Klippen zu erreichen.
    Charru wandte sich um.
    Hinter ihm waren auch Jarlon und Camelo, Gerinth, Karstein und ein paar andere in die Felsen geklettert. Ungläubig starrten sie in die Wüste hinaus. Mit Augen, in denen wieder die Erinnerung an ihren eigenen endlosen Marsch erwachte, an den brennenden Sand, die Qualen des Durstes und der Erschöpfung.
    »Wir schulden ihnen nichts«, sagte Karstein durch

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