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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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die Nachricht weitergab.
    Der Gedanke, daß er es auch lassen konnte, erzeugte trotz des Relax-Helms einen schneidenden Schmerz hinter seinen Schläfen. Niemand suchte mehr nach den Barbaren. Er, Conal Nord, wußte ja selbst nicht, was ihn mit dem Spiralschlitten in den Sandsturm hinausgetrieben hatte. Es war Zufall gewesen, daß er die Terraner entdeckt hatte. Ein unwahrscheinlicher Zufall. Genausogut hätte er meilenweit an ihnen vorbeifahren können.
    Warum, um alles in der Welt, hatte er die Dinge nicht auf sich beruhen lassen?
    Jetzt war es zu spät. Es gab keine Wahl. Jetzt mußte er sie ausliefern.
    So wie Mark, vor zwanzig Jahren...
    Allmählich machte sich, die Wirkung der Vibrations-Massage bemerkbar.
    Der Venusier lehnte entspannt auf der Relax-Liege, mit geschlossenen Augen. Seine Gedanken arbeiteten ruhig und klar. Ruhig und klar genug, um das Gewirr der widersprüchlichen Empfindungen zu durchdringen, seine eigene Reaktion zu begreifen und zu erkennen, was er wirklich wollte.
    Daß die Terraner entkamen!
    Daß Charru von Mornag am Leben blieb und eine Chance bekam. Die Chance zu beweisen, was Conal Nord inzwischen begriffen hatte: daß die Barbaren aus der Mondstein-Welt keine gefährlichen Bestien waren.
    Der Venusier lächelte, als er sich wenig später von der Relax-Liege erhob.
    Ohne weiteren Aufenthalt ließ er sich von dem schimmernden Transportband durch die langen Flure in den Gästetrakt tragen. Sein Entschluß stand fest: Er würde schweigen.
III.
    Der Scheiterhaufen loderte.
    Gegen Abend hatte sich der Sturm gelegt, jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis der Morgen dämmerte. Sie hatten wie Tote geschlafen, zu erschöpft, um Wachen aufzustellen, zu erschöpft sogar, um den quälenden Hunger zu stillen oder die Kälte der Wüstennacht zu spüren. Charru kämpfte gegen die Müdigkeit, weil er das Gefühl hatte, daß sie es dem Tempelhüter schuldig waren, die Totenwache zu halten. Aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Der bleischwere Schlaf, der ihn überwältigte, glich fast einer Ohnmacht.
    Und nun loderte der Scheiterhaufen in den dunklen Himmel.
    Nabu Gors Leichnam wurde den Flammen übergeben, so wie es sein Wunsch gewesen war. Jeder hatte die letzten Worte des Sterbenden gehört, auch die Priester. Aber Bar Nergal lehnte außerhalb des Feuerscheins an einem Felsen, hoch aufgerichtet, und verfolgte das Schauspiel mit unversöhnlichem Haß in den Augen.
    Charru preßte die Lippen zusammen.
    Camelo stand neben ihm und strich gedankenverloren mit den Fingerkuppen über die Saiten der dreieckigen Grasharfe. Manchmal sah er zu der reglosen Gestalt des Oberpriesters hinüber, genau wie die anderen. Jarlons blaue Augen funkelten. Auch er fühlte Haß. Den gleichen Haß wie Karstein und Kormak, Gillon, Erein und Hardan - fast alle. Aber sie waren Brüder.
    Auch die Priester. Auch Bar Nergal, der nicht begreifen wollte, daß seine Götter Trug gewesen waren.
    Knisternd fiel der Scheiterhaufen in sich zusammen.
    Im Osten färbte sich der Himmel grau, überzog sich dann mit einem sanften, perlmuttenen Schimmer. Ein, zwei Stunden noch, dann würde die Sonne das Land wieder in erbarmungslose Glut tauchen. Aber sie hatten Wasser und Nahrung, sie hatten ein Versteck, und das war viel in einer Welt, in der sie um ihr nacktes Leben kämpfen mußten.
    Charrus Stimme klang heiser. Seine Lippen waren aufgesprungen vom Sand und der glühenden Sonne. »Camelo?«
    »Aye?«
    »Wir müssen Wachen aufstellen. Außerdem ein paar Gruppen, die nach Sonnenaufgang die Gegend erkunden. Es gibt , Höhlen hier. Vielleicht finden wir auch etwas, woraus sich wenigstens ein Sonnenschutz bauen läßt.«
    Camelo nickte. »Die Wachen bewaffnet?«
    »Ja. Sie sollen die Lasergewehre nehmen, aber sie sollen sie erst ausprobieren. Wer weiß, ob sie nach dem Sandsturm noch funktionieren.«
    »Aye.«
    Camelo wandte sich ab. Die Grasharfe an seinem Gürtel vibrierte leise. Vielleicht würde er am nächsten Abend wieder wie früher am Feuer sitzen und spielen. Eine der alten Balladen des Tieflands. Oder ein neues Lied, das von fernen Sonnen handelte und von Schiffen, die zu den Sternen flogen. Charru warf das lange Haar zurück und lächelte.
    Zwei Stunden später stand die Sonne am Himmel wie ein feuriger Ball.
    Über der roten Wüste flimmerte die Luft vor Hitze, aber zwischen den Felsen gab es Schatten. Die Priester drängten sich erschöpft um Bar Nergals reglose, zusammengekauerte Gestalt. Nur wenige hatten sich von der

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