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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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die Zähne.
    Camelo warf ihm einen Blick zu. »Willst du zuschauen, wie sie sterben?«
    »Sie sind Marsianer! Vielleicht gehören sie zu denen, die durch die Kuppel des Mondsteins gestarrt haben, als Arliss geopfert wurde, als Mornag brannte und Mikal und Jesco fielen...«
    » Du kannst nicht an einem ganzen Volk Rache nehmen, Karstein«, sagte Charru ruhig. »Und du weißt nicht, ob wir auf diesem Planeten die einzigen sind, die von den Marsianern wie wilde Tiere gejagt werden. Camelo und ich werden gehen.«
    »Glaubst du , ich bleibe hier?« knurrte Karstein. »Ihr beiden, Kormak und ich! Es ist weit.«
    »Nehmt ein Lasergewehr mit«, sagte Erein. »Man kann nie wissen.«
    Charru zögerte, dann nickte er.
    Sie besaßen noch drei dieser furchtbaren Strahlenwaffen. Er haßte sie, denn es waren Waffen, die aus der Ferne töteten und dem Gegner keine Chance ließen. Aber Erein hatte recht: Wenn diese Menschen dort bewaffnet waren und feindliche Absichten hegten, konnte man nicht mit dem Schwert gegen sie kämpfen. In dieser Welt gab es seit Jahrtausenden keine Schwerter. Die Marsianer glaubten, ohne Gewalt zu leben, doch in Wahrheit hatten sie nur den Kampf ersetzt durch Maschinen, die kalt und gefühllos vernichteten.
    Vielleicht gab es auf diesem Planeten wirklich keinen Platz für die Söhne der Erde. Vielleicht mußten sie viel, viel weiter fliehen, als sie ahnten...
    *
    Im Archiv der Universität von Kadnos surrten emsige Transportbänder über endlose Korridore.
    Conal Nord war allein, als er die Abteilung Jurisprudenz betrat. - Kaum jemand interessierte sich für gespeicherte Gerichtsurteile. Warum auch? Der Spruch des marsianischen Hochgerichts war endgültig. Es gab keine Revisionen und Wiederaufnahme-Verfahren, wie man sie aus der finsteren irdischen Vergangenheit kannte.
    Conal Nord betrat eine der weißen Kabinen, die normalerweise nur von den Studenten und Professoren der juristischen Fakultät benutzt wurden. Als Generalbevollmächtigtem des Rates und Gouverneur der Venus standen ihm alle Einrichtungen der Universität offen. Er setzte sich vor den Operator, ließ den Blick über die Monitore der Sichtgeräte gleiten, dann tippte er Datum und Kennung des Vorgangs ein, den er an einem Spezialgerät auch unter einem bestimmten Namen oder einem Stichwort hätte finden können.
    prozess nord - jarel - jarel - madsen - andere...
    abzuurteilen: verstoß gegen paragraph achtzehn b - spezifizierung zwölf - im rückfall...
    Conal Nord kannte den Paragraphen auswendig. Er befaßte sich mit der Verpflichtung des Bürgers gegenüber der Gesellschaft: eine konkrete und weitreichende Verpflichtung. Der Mensch war fehlbar, die Wissenschaft nicht. Der Staat funktionierte nach den Gesetzen wissenschaftlicher Vernunft, also hatte der einzelne die Forderungen des Staates zu erfüllen, und Weigerung ohne einen stichhaltigen Grund bedeutete einen Angriff auf die Allgemeinheit.
    Der Wunsch, einen als unbewohnbar erwiesenen Planeten zu besiedeln, war alles andere als ein stichhaltiger Grund.
    Conal Nord schaltete die Bildwand ein und rief das Band ab, das den Prozeßverlauf speicherte. Vor zwanzig Jahren hatte er den Film schon einmal gesehen. Jetzt zuckte er zusammen, als das Gesicht seines Bruders auf der Bildwand erschien.
    »Das wissenschaftliche Gutachten stützt sich auf die Auswertung unserer Berichte. Wir sind es, die den Merkur kennen! Die Realität läßt sich nicht von einem klimatisierten Büro aus beurteilen...«
    Damals hatte Marks Stimme schon den schneidenden, bitteren Klang gehabt, der nicht mehr zu dem lächelnden jungen Venusier von früher paßte, auch nicht zu dem hochbegabten Absolventen der Universität von Kadnos. Das Projekt Merkur hatte nichts anderes sein sollen als die praxisbezogene Zwischenstufe einer glänzenden Laufbahn. Es war Marks Schicksal geworden. Sein Schicksal - und das der anderen, die er mit seinem Willen, seiner Phantasie und seiner leidenschaftlichen Überzeugungskraft mitgerissen hatte.
    Nord ließ das Band schneller weiterlaufen und schaltete sich nach einer Weile von neuem ein.
    »Das ist unlogisch! Als Leiter des Projekts hatte ich die Befehlsgewalt. Sie können niemand dafür verurteilen, daß er Anordnungen befolgte, die ich im Namen des Rats der Vereinigten Planeten gab...«
    Natürlich hatte Mark versucht, die anderen zu retten. Vergeblich. Die Angeklagten, jeder einzelne, hatten nicht nur die Rückkehr verweigert, sondern sogar Waffengewalt gegen die marsianische Raumflotte

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