Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung
Problem mehr...
Minuten später kam die Bestätigung.
Milt Daved und Sara Mai hatten unter dem Einfluß der Wahrheitsdroge die gleiche Geschichte erzählt wie vorher. Jom Kirrand dachte nicht daran, den Präsidenten mit den privaten Schwierigkeiten zweier unwichtiger Figuren zu behelligen. Daß sie vor Gericht gestellt und verurteilt werden würden, ergab sich aus der Situation. Unter normalen Umständen hätte Simon Jessardin dem zuständigen Gremium eine Amnestie empfohlen, aber Kirrand übersah diesen Punkt, da er über wichtigere Dinge nachgrübelte.
Sein schmaler Kopf mit den scharfen Zügen und dem dunklen, dicht an den Schädel gebürsteten Haar füllte immer noch den Monitor. Jessardin begriff, daß der Vollzugschef auf Anweisungen wartete - genauer gesagt auf die Anweisung, die Singhal-Klippen anzugreifen und vom Boden zu tilgen.
»Wir wollen die Dinge nicht überstürzen, Jom. Ich melde mich später wieder.«
»Sehr wohl...«
Kirrand verbarg nur mühsam seine Überraschung, dann erlosch der Monitor. Der Präsident verließ sein Büro und ließ sich in der Gäste-Suite melden, die der Generalgouverneur der Venus während seines Aufenthalts auf dem Mars bewohnte.
Auch Conal Nord war überrascht. »Simon! Setzen Sie sich, bitte!«
Jessardins Blick streifte das Micro-Tonband. Er wußte, daß Conal Nord im Archiv der Universität Material über den Prozeß seines Bruders abgerufen hatte. Der Venusier beabsichtigte auch gar nicht, das zu verbergen.
»Was gibt es?« Die Frage klang spröde. Jessardin spürte die Kluft, die zwischen ihnen entstanden war.
»Die Terraner haben die Singhal-Klippen erreicht, Conal.«Nords Kopf ruckte hoch.
Sekundenlang flackerten seine Augen. Jessardin hatte diese Reaktion erwartet, doch der andere gewann rasch seine Fassung zurück.
»Und weiter?« fragte er. »Es ist nicht schwierig, sie dort zu eliminieren, oder?«
»Ich weiß.« Jessardin zögerte. »Conal, ich möchte Ihren Rat. Es fällt mir nicht leicht, den Befehl zu geben, Frauen und Kinder zu töten. Glauben Sie mir das?«
Conal Nord nickte. Widerwillig fast - aber er wußte, daß Jessardin die Wahrheit sagte.
»Ich frage mich, ob wir eine Vernichtungsaktion vermeiden können«, fuhr der Präsident fort. »Heute nacht haben wir im alten Kadnos die Möglichkeit, Charru von Mornag in unsere Hand zu bekommen. Er wird bereit sein zu verhandeln, um sein Volk zu retten. Conal, geben Sie mir eine ehrliche Antwort! Sie sind der einzige, der diese Barbaren ein wenig besser kennt. Glauben Sie, daß es möglich ist, sie zu integrieren? Entweder innerhalb einer Reservation oder als Mitglieder der marsianischen Gesellschaft?«
Nord zögerte nicht.
»Ja, Simon, das glaube ich. Sie sind anders, als die Wissenschaftler annehmen. Sie wehren sich ihrer Haut, so wie jeder von uns, auch Sie und ich, sich wehren würde, wenn es jemandem einfiele, auf ihn loszugehen. Wenn man sie nicht bedroht, werden sie auch keine Gewalt verbreiten.«
»Dessen sind Sie sicher?«
Nord runzelte die Stirn. »Ich bin nicht sicher, was diese Priester betrifft. Mir scheint, die Wissenschaftler haben mit Hilfe der sogenannten Schwarzen Götter eine Art Psychose in ihnen erzeugt. Aber Psychosen lassen sich heilen.«
Jessardin nickte.
»Gut«, sagte er. »Wir werden es versuchen.« Und mit einem schnellen Lächeln: »Ich wünschte, jemand würde es mir abnehmen, unserem Freund Jom Kirrand diese Entscheidung zu erklären.«
*
Wie eine glänzende Vision lag die Stadt in der Dunkelheit.
Weiße Türme, vom glitzernden Netz der Transportröhren verbunden. Schimmernde Kuppeln, die huschenden, silbrigen Schatten der Gleiterjets. Im schwarzen Wasser des Kanals spiegelten sich die Sterne. Charru atmete tief durch, während die Vibration des Spiralschlittens allmählich verebbte.
Stundenlang waren sie durch die Wüste gefahren, allein zwischen dem endlosen Land und der Grenzenlosigkeit des Himmels. Camelo schwieg, wie betäubt vom dunklen Zauber der Lockung, die von der Weite des Alls mit seinen Millionen Sternen ausging. Jarlon kauerte gespannt wie eine Bogensehne auf dem Sitz, und seine zusammengekniffenen Augen funkelten wie Saphire. Charru warf Gerinth einen Blick zu und lächelte.
»Ich denke, wir können bis zum Kanal fahren, wenn wir vorsichtig sind«, sagte er ruhig. »Da drüben in der Mulde ist der Schlitten einigermaßen gut versteckt. Gerinth, du wirst mit den anderen auf dem Hügel in Deckung gehen.«
»Warum?« widersprach Jarlon. »Wir
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