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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Bürger der Vereinigten Planeten, die in den Wochen absoluter Isolation nach aller Erfahrung begriffen hatten, daß sie nicht außerhalb der Gesellschaft leben konnten. Das Exil war im Grunde noch keine Strafe, sondern eine Disziplinierungs-Maßnahme, die der Vollzug verhängte. Das Gericht befaßte sich erst mit den Betroffenen, wenn sie danach immer noch keine Bereitschaft zur Anpassung zeigten. Dann allerdings drohten drastische und wirksame Strafen: langwierige psychiatrische Behandlungen, Zwangsarbeit in den Bergwerken des Mondes, in schweren Fällen Eliminierung, Klinik, Organbank...
    Sara Mai und Milt Daved warteten in der grellen Sonne und blickten dem silbernen Jet entgegen.
    Sie waren in einer Ausnahme-Situation gewesen, jetzt holte ihre eigene Welt sie wieder ein. Milt Daved fühlte sich elend. Sara Mai hatte Angst. Sie wußte zu genau, was mit ihnen geschehen würde, wenn irgend jemand erfuhr, was während der Zeit des Exils passiert war.
    »Wir müssen es ihnen sagen, Milt«, murmelte sie.
    Er biß sich auf die Lippen und blickte zu dem mageren Mädchen mit den goldfarbenen Augen hinüber. »Dann müssen wir ihnen auch sagen, daß wir zusammen in der Wüste gewesen sind.«
    »Aber sie halten die Barbaren doch für tot! Wir erweisen dem Staat einen Dienst. Ich glaube nicht, daß man uns bestrafen wird.«
    Milt Daved fuhr sich mit dem Handrücken über das Kinn. Er hatte den Barbaren versprochen, ihnen Karten des Mars hinaus ins alte Kadnos zu bringen. Ihr Anführer war da schon nicht mehr ganz bei Sinnen gewesen. Milt Daved hatte zum erstenmal begriffen, auf welche Weise die Marsstämme unter Kontrolle gehalten wurden, doch es berührte ihn nicht. Aber in Stimme und Blick des zweiten Barbaren, der nicht ganz so wild und kriegerisch wirkte wie die anderen, hatte etwas Zwingendes gelegen, das unter die Haut ging. Wie ihm dieser Camelo von Landre das Versprechen entlockt hatte, begriff Milt Daved allerdings jetzt auch nicht mehr. Gut, er schuldete den Barbaren etwas. Er schuldete ihnen sein Leben und das von Sara. Aber durfte er deshalb ein Verbrechen gegen die Gemeinschaft begehen?
    »Wenn sie es herausfinden, ist dir der Mond auf Lebenszeit sicher«, drängte das Mädchen. »Du darfst das nicht, Milt! Ich werde jedenfalls nicht mitmachen. Ich will nicht in die psychiatrische Klinik.«
    Damit war es entschieden.
    Milt Daved zweifelte keine Sekunde daran, daß Sara ihn mit ins Verderben reißen würde. Er hätte es genauso gemacht. Es ging nicht anders. Wenn sie nicht sofort den Vollzug informierten, stellten sie sich außerhalb der Gemeinschaft, außerhalb aller Gesetze, und das hieß, daß sie aufhören würden zu leben.
    Milt biß sich auf die Lippen. »Gut«, murmelte er. »Ich bin einverstanden. Wir werden es ihnen sagen.«
    *
    Charru hatte eine Nacht und den halben Tag geschlafen und war mit einem Gefühl dumpfer Gleichgültigkeit erwacht.
    Er blickte über das Tal, nahm Einzelheiten wahr wie die Steinchen eines Mosaiks, das ihn im Grunde nicht interessierte. Shaara und Katalin, die ein Feuer entfacht hatten und Kräuter in ein Tongefäß mit Wasser warfen. Ayno, der dicht neben ihm auf den Fersen kauerte, als habe er seinen Schlaf bewacht. Camelo, der mit besorgtem Gesicht auf ihn zukam. Bar Nergal stand etwas abseits zwischen Männern in zerfetzten, staubigen Roben. Das Gesicht des Oberpriesters ähnelte mehr denn je einem Totenschädel. Dünn wie vergilbtes Pergament spannte die Haut über dem kahlen Kopf, den hervorstechenden Wangenknochen, dem langen, schmalen Kinn. Die dunklen Augen glommen tief in den Höhlen, und Charru konnte die krächzende Greisenstimme verstehen.
    »Es ist ein Fluch! Ich sage euch, es ist ein Fluch, der den Frevler getroffen hat.«
    Ein Fluch?
    Unsinn, dachte Charru. Es war eine Droge, mit der die Marsianer die Nahrung der Eingeborenen präparierten. Er hatte zufällig davon gegessen, und er hatte sofort gewußt, warum diese bedauernswerten Sklaven wie Tiere vegetierten -schlimmer als Tiere, denn selbst die durften so leben, wie es ihrer Natur entsprach. Es war kein Fluch. Es war einfach menschliche Niedertracht, Terror, ein Verbrechen. Charru fuhr sich mit der Hand über die Augen und suchte den Blick seines Freundes.
    »Fühlst du dich besser?« fragte Camelo leise.
    »Ja, ich glaube. Ich bin müde. Aber ich denke nicht, daß ich irgend jemandem gehorchen würde, der mir etwas befiehlt.«
    »Es war gespenstisch. Deine Augen...Sie sahen genauso aus wie die Augen

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