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Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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können mitkommen, das ist sicherer.«
    Charru hob die Brauen, ein wenig spöttisch. »Streng deinen Kopf an, Bruder. Ich bin sehr gut in der Lage, allein ein paar Karten zu übernehmen. Und wenn es eine Falle sein sollte, hätten wir zu viert auch nicht mehr Chancen, also genügt es, wenn einer geht.«
    »Dann laß mich gehen! Wenn jemand seinen Kopf riskieren muß, ist es besser mein Kopf als deiner.«
    Jarlons Augen blitzten rebellisch. Gerinth legte ihm die Hand auf die nackte Schulter und lächelte.
    »Er hatte recht, Charru«, sagte er. »Aber er hat noch nicht begriffen, daß alle Mornag mit einem Dickschädel geboren wurden, gegen den man machtlos ist. Dabei sollte er sich selbst am besten kennen, er ist genauso.«
    »Da kannst du recht haben!« fauchte der Junge. »Ich werde...«
    »Du wirst tun, was man dir sagt«, erklärte Charru trocken. »Camelo, du kannst diesen Hitzkopf meinetwegen niederschlagen, wenn es nicht anders geht.«
    »Das soll er mal versuchen«, knurrte Jarlon.
    Ein wütender Blick streifte den alten Mann, der ihn mit eisernem Griff an der Schulter festhielt. Camelo lachte leise, als er den Schlitten wieder in Gang setzte. Minuten später erreichten sie die Mulde am Rand des Kanals.
    Im Licht der beiden Marsmonde hatten die Häuser des alten Kadnos etwas Geisterhaftes.
    Charru glitt von seinem Sitz und sprang federnd in das hohe blauschimmernde Gras, das in breiten Streifen den Wasserlauf markierte. Auch die anderen stiegen von dem Schlitten ab. Jarlons Lippen bildeten einen blutleeren Strich. Camelo rückte den Riemen des Lasergewehrs an seiner Schulter zurecht. Sein Blick glitt über die schimmernde Vision der Stadt Kadnos, und er dachte daran, wie wenig ihnen die eine Waffe nützen würde, wenn sie tatsächlich angegriffen wurden.
    Charru nickte Gerinth zu, dann wandte er sich ab und huschte geduckt zu den unbewohnten Häusern hinüber.
    Das alte Kadnos war ein Denkmal: die erste Siedlung, die Flüchtlinge von der toten, im Feuersturm eines Weltbrandes vernichteten Erde angelegt hatten. Aber auch für die Barbaren aus dem Mondstein waren diese Häuser ein Symbol. Hier hatten sie zum erstenmal einer erdrückenden Übermacht getrotzt. Hier hatten sie bewiesen, daß es möglich war, sich gegen die Macht des Mars zu behaupten. Weil diese Macht noch nie auf ernsthaften Widerstand gestoßen war und weil diejenigen, die sie ausübten, in den Jahrhunderten ihres scheinbaren Friedens vergessen hatten, was menschliche Entschlossenheit und der Mut der Verzweiflung zuwege bringen konnten.
    Lautlos glitt Charru an den weißen, schimmernden Mauern vorbei.
    Milt Daved wollte ihn vor der ehemaligen Versorgungszentrale treffen, jenem großen Gebäude, das einen Zugang zum unterirdischen Tunnel-Gewirr, der sogenannten Alpha-Ebene, hatte. Ein Fluchtweg für den Notfall - vielleicht.
    Charru sah keinen Grund, dem Marsianer zu mißtrauen, der mit so viel Bitterkeit über das Exil, die drohende Deportation, die Unmöglichkeit eines lebenswerten Lebens in diesem Staat gesprochen hatte. Und doch war da das Gefühl der Gefahr, das Gefühl einer unsichtbaren Drohung, das sich von Sekunde zu Sekunde verstärkte.
    Die Versorgungszentrale.
    Ein weißer Quader, milchig schimmernd im Licht der beiden Marsmonde. Charru blieb stehen. Zwei, drei Sekunden lang schien er zur Statur zu erstarren, hielt den Atem an, nahm seine Umgebung mit allen Sinnen in sich auf. Das Mondlicht glänzte in seinen saphirfarbenen Augen. Sein Gesicht, reglos und angespannt, wirkte wie aus Bronze gegossen. Ein leichter Windstoß wehte ihm das schwarze Haar in die Stirn. Langsam senkte er die Rechte auf den Schwertgriff. Er witterte, daß sie da waren...
    Als er herumfuhr, flogen rings um den freien Platz die Türen auf - jene Türen, die nicht lautlos und wie durch Zauberei auseinanderglitten, sondern von Hand bewegt werden mußten.
    Schwarze Uniformen. Leuchtend zinnoberrote Helme. Mehr als zwei Dutzend Männer der marsianischen Vollzugspolizei stürmten auf den grasbewachsenen Platz. Charru wußte, daß er keine Chance hatte.
    Trotzdem begann er blindlings zu rennen, um durchzubrechen.
    Angst krallte sich in seine Eingeweide. Jede Sekunde erwartete er, das Zischen der Feuerstrahlen zu hören. Ein Tod im Feuer...Unter dem Mondstein, gefangen im Ring der Waberlohe, hatten sie an die Flamme des Lebens geglaubt, an die reinigende Kraft des Feuers. Selbst jetzt noch lag Trost in der Gewißheit, daß er in den Flammen sterben würde...
    Aber die

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