Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung

Titel: Söhne der Erde 03 - Das Schiff Der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
Tiefland-Stämme...
    »Charru?«
    Diesmal weckte Camelos Stimme ein Echo.
    Der Vorhang zerriß, wurde durchsichtig, wenn auch nur für wenige Sekunden. Ein Reservat auf dem Mars. Sklaven, die gefügig waren, weil man Drogen in ihre Nahrung mischte. Drogen hatten auch die Priester des Tempeltals benutzt. Lüge! trug! Er wußte wieder, daß dies alles kein lockendes Paradies war, sondern, eine Falle, die ihm seine Feinde gestellt hatten.
    Eine Droge!
    Lächelnde Sklaven, die davon nichts ahnten. Sein Volk, das bei den Singhal-Klippen wartete...auf ihn wartete...
    Wie durch zähen, klebrigen Schlamm kämpfte sich sein Bewußtsein an die Oberfläche.
    Hundert blitzhafte Erinnerungen hatten ihn durchzuckt, eine davon hielt er fest. Die Erinnerung an Arliss, seine Schwester, die unter dem Opfermesser der Priester starb. Eine Erinnerung, die immer lebendig bleiben und den Haß wachhalten würde. Er brauchte ihn. Er klammerte sich an den Haß, konzentrierte seine Gedanken auf diesen einen Punkt, und sein Hirn schüttelte für kurze Zeit die Fesseln ab.
    »Camelo«, krächzte er.
    »Ja?«
    »Wir müssen hier weg, Camelo! Schnell!«
    »Wir gehen weg! Aber wir brauchen den Schlitten! Und die Karten!«
    Den Schlitten und die Karten...
    Sekundenlang war Charrus Geist völlig klar. Er nickte mühsam und ignorierte das Gefühl der auflodernden Panik. Für einen Augenblick begriff er, daß diese Panik nichts weiter war als der Widerspruch zwischen dem sich aufbäumenden Willen und dem unbezwinglichen Wunsch, Ruhe zu finden. Dann sank er in eine empfindungslose Schwärze, die sein Bewußtsein überflutete.
    Irgendwann spürte er ein Rumpeln und Mahlen unter sich.
    Sein Geist kehrte von weither zurück. Wie im Traum nahm er wahr, daß sie auf einem der Spiralschlitten durch die Wüste fuhren, doch es war ihm gleichgültig. Er wartete. Er wußte nicht, warum er hier saß und was er tun sollte. Er wartete darauf, daß es ihm jemand sagte. Irgend jemand...
    Und er wollte nicht fort!
    Er wollte dort bleiben, wo er gewesen war! Warum brachte man ihn fort? Er hatte nichts getan, er ...
    » Charru?«
    Eine Faust packte seinen Arm und rüttelte ihn. Camelo. Gut. Camelo war da, würde ihm sagen, was zu tun war. Oder wußte er es selbst nicht? Die Spiralen des Schlittens sausten, mahlten, trugen sie vorwärts. Camelos Stimme klang scharf und beschwörend.
    » Charru! Komm zu dir!«
    Ich kann nicht, dachte er.
    Und doch schien der eindringliche Befehl - war es ein Befehl? - etwas in ihm zu wecken, eine Saite tief in seinem Innern anzurühren. Brauchte er noch einen Befehl? Hatte er nicht einen Auftrag, schon lange? Einen Auftrag, der es ihm verbot, müde zu werden und sich fallen zu lassen, endlich Ruhe zu finden?
    Er atmete tief durch und spürte den Wind auf seinem heißen Gesicht. Langsam und mühevoll kämpfte sich sein Bewußtsein durch den Wirrwarr widersprüchlicher Empfindungen. Immer noch beherrschte die Droge seinen Körper. Er wußte nicht, daß es Camelos verzweifelte, beschwörende Stimme war, die ihre Wirkung ins Gegenteil kehrte. Sein Geist, der Kern seiner Persönlichkeit, sein Wesen - das alles schlief. Er wünschte sich, einfach dazusitzen, nichts zu tun, nicht zu denken. Aber die Droge hatte ihm aufgezwungen, jedem fremden Willen zu gehorchen. Und Camelo von Landre beschwor ihn mit all seiner Willenskraft, den Bann abzuschütteln.
    »Kannst du mich hören? Verstehst du mich?«
    »Ja«, murmelte er.
    »Was, zum Teufel, ist mit dir geschehen?«
    »Ich weiß nicht...« sagte er schleppend.
    Etwas zwang ihn, seine Gedanken auf die Frage zu konzentrieren, zwang ihn nachzudenken. Camelo wollte, daß er nachdachte. Er mußte sich bemühen.
    »Die Nahrung...Es sind die Konzentrat-Würfel...Sie müssen irgend etwas hineinmischen. Etwas, das den Willen lähmt, das uns zwingt...ja, zwingt...«
    Schweigen.
    Charru schloß die Augen und vergaß fast sofort, was er gerade gesagt hatte. Das gleichmäßige Rumpeln und Mahlen des Schlittens war einschläfernd. Seine Gedanken verschwammen, doch Camelos Stimme drang von neuem in sein Hirn.
    »Bist du jetzt wieder klar? Kannst du dagegen ankämpfen?«
    Charru runzelte die Stirn.
    Eine Frage...Er mußte antworten. Verzweifelt bemühte er sich, seine Gedanken zu konzentrieren.
    »Nein«, brachte er heraus. »Nicht jetzt. Du mußt das Kommando übernehmen.«
    *
    Am Abend des nächsten Tages startete in Kadnos ein Gleiterjet des Vollzugs, um zwei Exilierte abzuholen, deren Strafe heute endete.
    Zwei

Weitere Kostenlose Bücher