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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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eine vorspringende Felsenterrasse etwa auf halber Höhe des Hangs. Charru kniff die Augen zusammen. Er kannte die Wildnis; seinem scharfen Blick entging nicht, daß die Büsche tot waren, die scheinbar dort oben wuchsen. Aber für die marsianischen Vollzugspolizisten, die in einer Welt aus weißem Kunststoff lebten, hatte die Tarnung sicher ausgereicht.
    Langsam begann Charru, den Hang hinaufzuklettern.
    Er sah sich nicht um. Katalin, Jarlon und Camelo konnte er hinter sich hören, und wo ungefähr die anderen steckten, wußte er auch so, da das Gelände die Taktik bestimmte. Falls sie hier tatsächlich schon am richtigen Platz waren, würde die Flankensicherung ein Problem werden: Hakon oder Konan mußten die Schlucht außer Sichtweite des Höhleneingangs durchqueren. Aber dafür konnte der Haupttrupp weiter aufrücken. Erein würde in unmittelbarer Nähe Deckung finden. Charru sah keinen Grund, sich übertriebene Sorgen zu machen.
    Katalin glitt dicht neben ihn, als er den Rand des Felsenvorsprungs erreichte. Jarlon und Camelo richteten sich schweigend auf. Alle vier blickten zu den trockenen Sträuchern hinüber, hinter denen sie jetzt eine winzige Bewegung zu sehen glaubten.
    »Wir kommen in Frieden«, sagte Charru langsam und deutlich. »Wir sind unbewaffnet und haben keine feindlichen Absichten. Zeigt euch, wenn ihr da seid! Wir sind vor den gleichen Gegnern geflohen wie ihr, wir verstecken uns, so wie ihr euch verstecken müßt. Aber vor uns braucht ihr euch nicht zu verstecken, da wir als Freunde kommen. Zeigt euch!«
    Dumpf warf die Felswand das Echo der Worte zurück.
    Zeigt euch ...Zeigt euch...
    Ein Rascheln mischte sich in den Nachhall. Charru spannte sich, starrte aus schmalen Augen zu der Stelle, wo er den Höhleneingang vermutete. Zweige knackten, dann wurde einer der Büsche zur Seite geschoben, und wie aus dem Boden gewachsen tauchte eine dunkle Gestalt auf.
    Zerfetzte Lumpen hingen um den hageren Körper.
    Knotige Finger krümmten sich um einen Stock, der offenbar mehr als Stütze denn als Waffe diente. Verfilztes Haar und wucherndes Bartgestrüpp verdeckten gnädig fast das ganze von Krankheit zerfressene Gesicht. Nur die hellen, unnatürlich glänzenden Augen waren deutlich zu sehen.
    »Freunde?« krächzte der Fremde. »Ihr seid Freunde? Lirio Ferranos Freunde?«
    »Bist du das -Lirio Ferrano?«
    Ein dünnes, gespenstisches Kichern schüttelte die hagere Gestalt.
    »Ich war Lirio Ferrano. Früher, ja. Das ist lange, lange her. Eine Ewigkeit ...«
    »Woher kommst du? Warum lebst du hier? Wer sind deine Freunde?«
    Der Mann mit dem Namen Lirio Ferrano legte den Kopf schief.
    Seine hellen, glitzernden Augen huschten hin und her, glitten über Charrus muskulöse bronzene Gestalt, wanderten zu Jarlon und Camelo, blieben schließlich an Katalin hängen, deren helles, schönes Gesicht Mitleid spiegelte. Der Fremde verzerrte die Lippen. Wieder schüttelte ihn das hohle Kichern.
    »Woher ich komme? Von irgendwo, mein Freund, von irgendwo ...Kennst du Romani? In einem anderen Leben war ich Bürger von Romani, mußt du wissen. Ich hatte eine Frau, aber sie war krank. Unheilbar, sagten sie. Und es wäre besser für sie, eingeschläfert zu werden, sagten sie. Aber wir flohen aus der Klinik. Wir flohen...«
    Sein Blick zerfaserte, schien sekundenlang durch alles hindurchzugehen.
    Charru fühlte einen Schauer auf der Haut. Sah so oder ähnlich das Schicksal aus, daß die vielen Menschen hierher in die Einöde verschlagen hatte? Waren sie Rebellen? Ausgestoßene, die man zum Äußersten getrieben hatte, um sie dann kaltblütig einem schrecklichen Tod zu überlassen?
    »Und dann habt ihr die Wüste durchquert?« fragte Charru leise.
    Der Blick des Hageren schien von weither zurückzukommen. Langsam schüttelte er den Kopf. Das fiebrige Glitzern in seinen Augen war erloschen.
    »Nur ich«, sagte er dumpf. »Sie starb unterwegs ...war zu schwach ...Ich war selbst halb tot. Kroch auf allen vieren durch den Sand, bis ich liegenblieb. Andere halfen mir. Andere lebten schon hier. Wir sind Brüder ...alle Brüder...«
    »Habt ihr einen Anführer?« fragte Charru behutsam.
    »Maringo ...Aber Maringo ist tot. Viele starben, viele werden noch sterben. Der Fluch der Stadt ...Die Krankheit frißt an uns ...frißt und frißt ...«
    Seine Stimme erstarb zu einem dumpfen Murmeln.
    Wieder verschleierte sich sein Blick, ging ins Leere, und er schien in sich hineinzulauschen und die Umgebung nicht mehr wahrzunehmen. Charru dachte

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