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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Rückseite gab es eine runde Vertiefung, die ungefähr das Format der Kassetten hatte. Vielleicht paßten sie hinein. Und was dann? Kerr konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie es weitergehen würde, aber er hatte in diesem unterirdischen Labyrinth schon so viele Überraschungen erlebt, daß er nichts mehr für unmöglich hielt.
    Zwei Minuten später kam Beryl von Schun mit einem Stapel Kassetten zurück.
    Ayno war bei ihm, der Junge, der kein Akolyth mehr sein wollte und sich schon an Bord der »Terra« hingegeben in die Aufgabe gestürzt hatte, Beryl zur Hand zu gehen. Er gesellte sich zu Hasco, Gerinth und Shaara und beobachtete gespannt, wie Helder Kerr nach einem der flachen, metallen schimmernden Behältnisse griff.
    Der Marsianer preßte die Lippen zusammen, weil er sich wie ein Narr vorkam, ein unbedarfter Anfänger.
    Vorsichtig legte er die Kassette in die Vertiefung auf der Rückseite des Apparats. Leicht glitt sie in die Aussparung. Kerr blieb gerade noch Zeit für die Feststellung, daß sie genau paßte, dann zuckte er zurück, weil im Innern des Geräts ein dünnes Summen einsetzte.
    Die Kassette klappte nach innen, die Aussparung schloß sich.
    Gleichzeitig erlosch sehr langsam das Licht, das von den goldfarbenen Wänden ausstrahlte. Kerr spürte die jähe Unruhe der Barbaren hinter sich. Er selbst hielt den Atem an und wartete gespannt. Ein paar dünne, kaum sichtbare Lichtstrahlen fingerten aus der Kristallinse. Davon abgesehen war der Raum jetzt fast völlig dunkel - und irgendwo zwischen dem Apparat und der gegenüberliegenden Wand begann die Luft zu flimmern.
    Ein Bild entstand.
    Ein farbiges, dreidimensionales Bild. Es war, als sehe man durch ein Fenster in eine fremdartige Landschaft. Wind strich über weiße, mit harten dunklen Gräsern bewachsene Sandhügel. Eine endlose Wasserfläche dehnte sich. Wellen rollten heran, türmten sich zu Bergen, brachen sich gischtend und schäumend...
    »Kern!« hauchte Beryl. »Was ist das? Was kann das sein?«
    Der Marsianer schluckte.
    »Dreidimensionale Filmtechnik«, sagte er mit eigentümlich matter Stimme. »Wir haben es auch. Nur bei weitem nicht in dieser Perfektion.«
    »Aber was ist es? So viel Wasser! Wo gibt es das?«
    Das Bild wechselte, bevor Kerr antworten konnte.
    Berge tauchten auf. Nicht die schroffen roten Tafelberge des Mars, auch keine staubigen Hügel, sondern schneebedeckte Gipfel, schimmernde Eisriesen, weite grüne Täler dazwischen eine Landschaft von so überwältigender Schönheit, daß die Menschen den Atem anhielten.
    »Die Erde!« flüsterte Helder Kerr. »Es ist die Erde vor der großen Katastrophe.«
    Minutenlang blieb es still.
    Wieder wechselten die Bilder. Immer neue Landschaften zogen vorüber: endloses Hügelland und grasbedeckte Ebenen, dunkle Wälder unter wirbelnden Schneeflocken, das feuchte, wuchernde Grün von Sumpf und Dschungel, Blumen in verschwenderischer Fülle, meerumspülte Inseln, die wie verzaubert wirkten. Stumm sahen die Menschen zu, und als die Bilder schließlich erloschen, seufzte Shaara tief auf.
    »Die Erde«, flüsterte sie. »Der Planet, von dem wir stammen. Unsere Heimat...«
    »Das war vor der Katastrophe«, sagte Helder Kerr rauh. »Heute sieht es dort ganz anders aus.«
    Er verstummte.
    Mit einem leisen Schnappen war die Filmspule wieder in der runden Aussparung des Apparates erschienen. Kerrs Finger zitterten leicht, als er sie herausnahm und die nächste einlegte.
    Menschen...
    Nackte, nußbraune Wilde, die mit Speeren an einem dämmrigen Fluß jagten ...Menschen an Lagerfeuern, in Felle gekleidet und...
    »Unmöglich!« sagte Helder Kerr heiser.
    »Was ist unmöglich?« fragte Beryl, ohne einen Blick von den flimmernden Bildern zu nehmen.
    »Der Film! Das sind Menschen aus der fernsten Vergangenheit der Erde. Damals gab es höchstens Höhlenmalerei, aber keine Filmtechnik.«
    Beryl zuckte die Achseln. »Vielleicht nicht auf der Erde. Aber anderswo?«
    Kerr starrte ihn an.
    Für den Barbaren, der hinter den Flammenwänden seines Gefängnisses eine fremde, hochtechnisierte Welt entdeckt hatte, mochte die Vorstellung nicht besonders abenteuerlich sein, daß zur Zeit der Anfänge des Menschengeschlechts irgendwo anders im All eine räumfahrende Rasse existiert hatte. Für Helder Kerr war dieser Gedanke eine Ungeheuerlichkeit. Er starrte die Bilder an, grub die Zähne in die Unterlippe und bemühte sich vergeblich, seine wirbelnden Gedanken zu ordnen.
    In fiebernder Hast legte er die

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