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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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genau wie viele andere Frauen und Mädchen. Unter dem Mondstein hatten sie Sitz und Stimme im Rat gehabt. Ihr Wort galt nicht weniger als das der Krieger, und Charru wußte, daß Katalin in diesem Augenblick für alle Frauen sprach, denen es nicht genügte, zu hoffen und zu warten.
    »Gut«, sagte er knapp.
    »Bei der Gelegenheit kannst du auch lernen, mit einem Jet umzugehen. Das könnte eines Tages wichtig werden.«
    »Aye.«
    Katalin lächelte. Charru teilte rasch die anderen Männer ein, und wenig später kletterten sie durch den gemauerten Schacht auf den Platz, wo die drei Fahrzeuge standen.
    Katalin ließ sich von Gillon die Funktion des Schaltfeldes erklären, während Karstein und Hakon auf die Rücksitze kletterten und eine der Strahlenwaffen zwischen sich legten. Camelo übernahm mit Hardan, Kormak und Leif den Gleiter der Verwaltung. Charru selbst glitt auf den Führersitz des Polizeijets, in dem sein Bruder, Erein von Tareth und Konan mitflogen. Konan hatte das zweite Lasergewehr um die Schulter gehängt. Auf seine Art war er genauso zuverlässig wie der blonde, stämmige Hakon: ein schwarzhaariger, knochiger Mann mit ruhigen dunklen Augen und nüchternem, wortkargem Temperament, der selten in Wut geriet und nicht einmal im Kampf je seine kühle Überlegung verloren hatte.
    Camelo startete zuerst.
    Dann Katalin - ein wenig ruckhaft, doch das gab sich nach wenigen Sekunden. Als letzter zog Charru den kleinen, wendigen Polizeijet hoch, ließ ihn über die Säulen hinaussteigen und wandte sich den Hügeln zu, während die Ruinen der toten Stadt hinter ihm zurückblieben.
    *
    Conal Nord lehnte mit verschränkten Armen in einem der weißen Schalensitze des Warteraums.
    Licht fiel durch die Fenster, die den Blick auf die Kuppeln der Universität freigaben. Das Gerichtsgebäude lag in ihrer unmittelbarer Nachbarschaft, genau wie der Regierungssitz, das Parlament, die Klinik, die Zentrale der verschiedenen Verwaltungszweige. Eine Nachbarschaft, die durchaus nicht dem Zufall entsprang, sondern nach außen hin dokumentierte, wie tief die Universität in alle Lebensbereiche des Mars eingriff und wie strikt sich der Alltag nach den Gesetzen der Wissenschaft richtete.
    Selbst Freizeitgestaltung und Unterhaltung blieben nicht der Laune des einzelnen überlassen, sondern waren Sache der psychologischen Fakultät.
    Ein wissenschaftliches Gutachten hatte fast das Gewicht eines Gesetzes. Der Rat der Vereinigten Planeten sanktionierte lediglich oder gab die Gutachten in Auftrag, wenn strittige Fragen auftauchten. Simon Jessardin, demokratisch gewählter Präsident, verwaltete die Macht nur. Dank seiner überragenden Persönlichkeit, seiner Fähigkeiten und seiner Integrität besaß er allerdings fast unbegrenzten Einfluß. Aber er setzte diesen Einfluß selten ein - genausowenig, wie Conal Nord bei einer Auseinandersetzung je die Tatsache in die Waagschale geworfen hatte, daß der venusische Rat geschlossen hinter ihm stand.
    Nords Blick hing an der Tür, hinter der der Untersuchungsausschuß tagte.
    Er hatte schon einmal hier gesessen: vor zwanzig Jahren, als das Verfahren gegen seinen Bruder und die Merkur-Siedler eröffnet wurde. Aber damals war der Fall anders gewesen. Mark Nord hatte nie daran gedacht zu leugnen, was er für sein Recht hielt. Gegen Lara gab es keine Beweise. Sie würde nicht zugeben, daß sie unterwegs gewesen war, um die Barbaren in der Sonnenstadt vor der gefährlichen Strahlung zu warnen. Niemand hatte sie in der New Mojave gesehen, und alles, was man ihr vorwerfen konnte, war die Benutzung des Universitäts-Jets für private Zwecke und die Tatsache, daß sie Helder Kerrs Ruf über den Kommunikator ignoriert hatte.
    Conal Nord stand auf, als die Tür auseinanderglitt.
    Lara wirkte blaß und abgespannt, aber so hatte sie schon vorher ausgesehen. Sie lächelte ihrem Vater flüchtig zu.
    »Alles in Ordnung«, meinte sie knapp. »Man hat die Sache an den Disziplinar-Ausschuß der Universität verwiesen.«
    Conal Nord nickte nur.
    Zwar war mit dieser Entscheidung durchaus noch nicht alles in Ordnung, aber immerhin stand fest, daß Lara vor weitreichenden Konsequenzen verschont bleiben würde. Der Disziplinar-Ausschuß der Universität verhängte nur Rückstufungen innerhalb des Ausbildungsgangs. Rückstufungen, die natürlich einen entsprechend längeren Aufenthalt auf dem Mars bedingten. Conal Nord hatte nicht den Eindruck, daß dieser Punkt Laras Wünschen widersprach, und da er den Grund kannte,

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