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Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten

Titel: Söhne der Erde 06 - Das Erbe des blauen Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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wurde ...«
    »Ich weiß das alles. Aber inzwischen weiß ich auch, daß die geflohenen Barbaren eine Gefahr für Sicherheit und Ordnung sind. Sie haben es bewiesen.«
    »Sie haben sich ihrer Haut gewehrt«, sagte Lara heftig.
    Conal Nord warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. Der schwarzhaarige Barbarenfürst mußte sie tiefer beeindruckt haben, als sie wahrhaben wollte. Kein Wunder: er hatte auch ihn, Conal Nord, beeindruckt.
    »Es gibt Situationen, in denen persönliche Gefühle nicht zählen, Lara«, sagte er ruhig. »Wir müssen die Entscheidungen treffen, die uns die Pflicht diktiert, auch wenn es manchmal harte Entscheidungen sind.«
    »So wie damals bei Onkel Mark?«
    Nords Lippen preßten sich unmerklich zusammen. »Du weißt davon?«
    »Das Verfahren wurde in einer Vorlesung über forensische Psychologie erwähnt.« Lara zuckte die Achseln. »Onkel Mark hatte die Leitung des Projekts Merkur, soweit ich mich erinnere. Als der Rat das Projekt stoppte, weil sich der Planet als unbewohnbar erwiesen hatte, weigerten sich die Merkur-Siedler, aufzugeben. Statt dessen versuchten sie, dort draußen eine neue Gesellschaftsordnung aufzubauen. Sie wurden zurückgebracht und zu lebenslanger Zwangsarbeit in den Luna-Bergwerken verurteilt. - Du hättest ihn retten können, nicht wahr?«
    »Vor dem Gesetz sind alle gleich. Auch der Bruder des Generalgouverneurs der Venus. Ich hatte kein Recht, Privilegien in Anspruch zu nehmen.«
    »Hättest du es gekonnt?«
    »Ich hätte es gekonnt, aber ich wollte es nicht. Nach dem Gesetz war er schuldig.«
    Lara schwieg.
    Ihr Blick ging ins Leere. Nach dem Gesetz, dachte sie, hatte sich ihr Vater inzwischen ebenfalls schuldig gemacht. Genau wie sie selber. Man hatte sie dazu mißbraucht, Charru von Mornag in eine Falle zu locken, und da sie sich nicht so benutzen lassen wollte, hatte sie ihn heimlich befreit. Aber das wußte niemand. Sie würde mit der »Kadnos V« zur Venus zurückfliegen und ihr vorherbestimmtes Leben weiterführen. Ein Leben an der Seite Helder Kerrs. Ein planvolles, nützliches Leben nach den wissenschaftlich fundierten Regeln, die der Staat festlegte.
    Und die Terraner würden sterben.
    In einer uralten, verrotteten Wüstenstadt, die von unbekannten Strahlen verseucht war...
    Lara schloß die Augen. Sie glaubte wieder, all die Menschen vor sich zu sehen. Frauen, Kinder und Greise. Männer, denen man nie eine andere Wahl gelassen hatte als zu kämpfen. Und Charru von Mornag, in dessen hartem bronzenen Gesicht so viel Zorn und Bitterkeit lagen, wenn er von der grausamen Spielzeug-Welt unter dem Mondstein sprach...
    Sie wollte nicht, daß er starb.
    Und sie wollte nicht zurück zur Venus, sie wollte den Mars nicht verlassen.
    Einen Augenblick schüttelte sie den Kopf über sich selbst. Persönliche Wünsche spielten keine Rolle. Ein Bürger der Vereinigten Planeten hatte die Pflicht, sich den Erfordernissen des Allgemeinwohls zu fügen. Jeder wußte das, und auch sie, Lara Nord, hatte es immer akzeptiert.
    Aber heute spürte sie zum erstenmal, daß ihr Innerstes dagegen rebellierte.
    *
    Die rote Wüste dehnte sich endlos nach allen Seiten.
    Wie ein großer silberner Vogel hing der Jet über der toten Stadt. Charru hielt das Fahrzeug in der Schwebe und blickte durch die gläserne Sichtkuppel. Steine und Staub, den der Wind in langen Schlieren aufwirbelte. Einzelne Tafelberge, zur Linken die Hügel mit ihrem spärlichen Grün um die rasch versickernden Quellen, im Süden eine jener schroffen Felsenbarrieren, deren Zacken wie mahnende Finger aufragten. Sehr fern stießen die rote Wüste und der blaue Himmel in einer verschwimmenden Linie zusammen. Aber es gab keine Grenzen, keine unüberwindlichen Flammenwände wie unter dem Mondstein. Diese Welt war groß, weit, und sie war nur ein Teil des unendlichen Alls.
    Langsam ließ Charru das Fahrzeug vorwärts gleiten.
    Neben ihm lehnte Camelo von Landre in dem weißen Schalensitz. Er trug noch den Verband an der Schulter, wo sich die stählernen Klauen des Wachroboters in sein Fleisch gebohrt hatten. Die Schrammen, die Arme und Brust bedeckten, ließen ihn wilder und kriegerischer aussehen als sonst, machten ihn Charru ähnlicher. Sie waren gleichaltrig, Freunde seit ihrer Kindheit, Blutsbrüder - und doch immer verschieden gewesen. Charru, Erlend von Mornags Sohn, hatte schon früh die Bürde der Verantwortung gespürt, die er einmal tragen mußte, und sie hatte ihn gezeichnet. Camelo war unbekümmerter aufgewachsen, ein

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