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Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 07 - Die Herren Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Krüppel! Sie würden so oder so sterben, sie...«
    »Das ist nicht wahr! Ich habe mit einem der Männer gesprochen. Die Kinder sind verkrüppelt und mißgebildet geboren worden, viele von ihnen, aber sie sind nicht geisteskrank; sie werden nicht an der Wirkung der Strahlen sterben, und Mörder sind sie schon gar nicht. Ihre Leute wissen das, Kerr! Sie wissen es und wollen sie trotzdem umbringen. «
    »Eine Frage der Notwendigkeit...«
    »So wie der Tod unserer Frauen und Kinder eine Frage der Notwendigkeit war.«, Charru preßte die Lippen zusammen. Er wußte, daß es sinnlos war, mit dem Marsianer darüber zu diskutieren, daß es nur von neuem den Haß und die Bitterkeit wecken würde. »Sind Sie überhaupt sicher, daß die Strahlung immer noch erloschen ist?« fragte er unvermittelt.
    »Das kann ich herausfinden. «
    Eine Viertelstunde später wußten sie es.
    Die Strahlung war so intensiv, wie sie nach Helder Kerrs Meinung nie vorher gewesen war. Sein Gesicht wurde bleich, als er wieder nach Süden zu den fernen Linien der Armee hinübersah.
    »Ich begreife das nicht«, murmelte er. »Eine natürliche Strahlenquelle kann erlöschen, aber sie kann sich doch nicht von selbst wieder aktivieren!«
    »Sie hat sich schon einmal wieder aktiviert«, sagte Charru ruhig. »Die Strahlung war auch erloschen, bevor ihr mit dem Suchtrupp hier auftauchtet. Lirio Ferrano hat es gesagt.«
    »Lirio Ferrano?«
    »Der Mann aus den Hügeln, mit dem ich gesprochen habe.
    Die Kinder sind mißgebildet geboren worden, aber sie sind nicht selbst mit den Strahlen in Berührung gekommen.«
    »Unmöglich! Hier gibt es doch niemanden, der Strahlung an- und abstellen könnte wie...wie bei einem Röntgenapparat. «
    Wirklich nicht?
    Die Frage durchzuckte Charru ganz plötzlich. Er dachte an die unsichtbare Stimme, deren Worte er in den tiefsten Winkel der Erinnerung verbannt hatte. Zweimal war die geheimnisvolle Strahlung meßbar gewesen. Immer nur dann, wenn die Marsianer auf die rote Stadt vorrückten. Und Katalin, Camelo und er, Charru, waren auf rätselhafte Weise gerettet worden, als schon kein Zweifel mehr daran bestand, daß der Vollzug sie im nächsten Moment entdecken würde.
    »Hier gibt es niemanden...« hatte Helder Kerr gesagt.
    Charru war in diesem Augenblick fast sicher, daß sich der Marsianer irrte.
II.
    Im Süden war die alte Marsstadt hinter rötlichen Dunstschleiern verschwunden.
    Der silberne Polizeijet glitt in Grundhöhe über den felsigen, von der Erosion zerfressenen Boden. Hakon hatte sich durch den kleinen Lautsprecher der Bord-Kommunikation erklären lassen, wo er die beiden anderen Fahrzeuge finden würde. Shaara mit ihrem unfehlbaren Orientierungssinn irrte sich nie. Deshalb war sie mitgeflogen und hatte die Führung übernommen. Und noch aus einem zweiten Grund: weil sie in Ereins Nähe sein wollte, weil die beiden zu selten miteinander allein waren und weil nur der Himmel wußte, wann sie endlich Zeit und Gelegenheit finden würden, ihren längst beschlossenen Bund nach den alten Ritualen zu besiegeln.
    Hakon grinste flüchtig. Dann verhärtete sich sein Gesicht wieder, als er nach Osten blickte. Ein dunkler Schatten stand dort über dem Horizont, etwas wie eine Säule, die wuchs und sich näherte. Hakon hatte die Erscheinung schon vor Minuten bemerkt. Sie war der Grund dafür, daß er nicht wagte, noch einmal für längere Zeit mit voller Beschleunigung zu fliegen. Er hatte den Jet erst einmal gelenkt und traute ihm nicht. Und er wollte wissen, was da auf ihn zukam.
    Mit allen fünf Fingern fuhr er sich durch die lange strohfarbene Mähne.
    Wenn die Kuppel nicht über ihm gewesen wäre, hätte er in der Luft spüren können, ob ein Sturm bevorstand, dessen war er gewiß. Er überlegte, ob er kurz landen und aussteigen sollte. Doch inzwischen hatte sich der Schatten weiter genähert, bewegte sich mit wachsender Geschwindigkeit auf ihn zu, und jetzt konnte er sehen, was es war.
    Einer der heftigen, jäh erwachenden Sandstürme, wie sie die marsianischen Wissenschaftler manchmal auch in der Welt unter dem Mondstein erzeugt hatten.
    Ein gigantischer Wirbel, der sich wie ein taumelnder Riese erhob, Sand und kleine Steinbrocken in seinen Sog zwang und den Himmel mit einer dunstig roten Staubschicht überzog. Hakons kantiges, von einer tiefen Schwertnarbe gezeichnetes Gesicht verhärtete sich. Seine Rechte lag locker auf dem Schaltfeld: eine breite, schwielige Hand, unter deren kräftigen Fingern die Tasten

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