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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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rotes Auge glomm ein kleines Feuer in der Finsternis, ließ die goldenen Gestalten glänzen und warf seinen Widerschein auf schillernde Schlangenleiber, die träge von den Ästen herunterhingen. Manchmal bewegten sie sich, schwangen sacht hin und her, ringelten sich enger zusammen oder verschwanden in dem grünen Blätterdach. Ein paar von ihnen berührten prüfend die goldenen Gestalten, glitten über Schulter und Arme - Gesten, aus denen eine eigentümliche Vertrautheit sprach. Charru schauerte. Er brauchte Sekunden, um den Nachhall des Grauens niederzukämpfen, das er bei der ersten Begegnung mit den grünen Kreaturen empfunden hatte.
    Die kühlen, biegsamen Finger lösten sich von seinen Armen.
    Gesten forderten ihn auf, in den Lichtschein des Feuers zu treten. An einer Stelle war das Gras niedergebrannt, und eine dünne Schicht Asche bedeckte den Boden. Charru begriff. Zeichnungen im Staub waren die einzige Verständigungsmöglichkeit, und die Goldenen wollten versuchen, sich mit ihm zu verständigen.
    Einer von ihnen kauerte im Gras und begann, mit seinem dünnen, schlangenhaft beweglichen Finger Linien zu ziehen.
    Charru schaute zu.
    Schon einmal hatte er gesehen, wie auf diese Weise Figuren entstanden, nur angedeutet zwar, doch durchaus verständlich. Auch diesmal formten sich die Linien zu den Umrissen von Menschen, zu den Figuren mit dichtem Haar und stilisierten Schwertern, zu Terranern. Bei der zweiten Gestalt wurde das Schwert wieder verwischt, doch die angedeutete Kleidung verriet, wen sie darstellen sollte: Lara. Und der dünne goldene Finger zeichnete einen Rundbogen über den Köpfen der beiden Menschen - das Felsentor.
    Charru nickte.
    Er hatte verstanden. Aufmerksam blickte er in das nackte, schimmernde Gesicht, das eigentümlich starr wirkte, und wurde sich der tiefen Stille ringsum bewußt.
    Der Goldene senkte langsam die Hand.
    Sekundenlang schien er zu zögern, bevor er wieder die helle Asche berührte. Dann fuhr sein Finger quer über die stilisierten Figuren, schnell und endgültig, zeichnete ein dichtes Gitter von Strichen und löschte die beiden Gestalten aus.
    Charru wußte, daß die Zeichnung in der Asche das Todesurteil für Lara und Kormak bedeuten sollte.
    *
    In der Höhle hinter dem Felsentor verstrich die Zeit nach ihren eigenen Gesetzen, da es weder Nacht noch Morgen gab.
    Lara hatte eine zweite Fackel gefunden und sie an den letzten Flammen der ersten entzündet. Das düstere rötliche Licht machte es schwer, auf dem Objektträger des Kleinst-Mikroskopes etwas zu erkennen. Laras Augen brannten vor Überanstrengung. Sie arbeitete seit Stunden - auf andere Art, als sie es gewohnt war. An der Universität von Kadnos war sie jahrelang den eingefahrenen Geleisen marsianischer Wissenschaft gefolgt, hatte Forschungen in vorgeschriebener Richtung betrieben und ein System perfektionierter Hilfsmittel benutzt. Was ihr jetzt zur Verfügung stand, reichte einfach nicht aus für die Aufgabe, um die es ging. Noch vor Wochen hätte sie achselzuckend resigniert. Aber jetzt hörte sie Kormaks schwere Atemzüge, sein Stöhnen, wenn die Fieberphantasien übermächtig wurden. Jetzt kauerte sie in einer feuchten Höhle, konfrontiert mit einer Seuche, die eine ganze Rasse vernichten konnte, mit der Verantwortung für die Menschen in der »Terra«, mit ihrem eigenen möglichen Tod. Jetzt begriff sie plötzlich, dass nicht die Gesetze der Realität die Grenzen marsianischer Wissenschaft abgesteckt hatten, sondern der schlichte Mangel an Motivation, daß das harte, unausweichliche Muß des Überlebens erstaunliche Möglichkeiten der Improvisation eröffnete.
    Kein marsianischer Mediziner hätte sich mit Laras eher lächerlicher Ausrüstung je an die Untersuchung eines unbekannten mutierten Virus gewagt.
    Sie mußte es tun, und sie kam zwar nicht zu gesicherten Erkenntnissen, aber zu Vermutungen mit einem hohen Grad an Wahrscheinlichkeit. Sie beobachtete, rechnete, beobachtete und rechnete wieder. Und sie tat es verbissen und unermüdlich, weil es nicht um Forschung und Wissenschaft ging, sondern im buchstäblichen Sinne des Wortes um Leben und Tod.
    Daß Kormak sich aufgerichtet hatte und sie aufmerksam beobachtete, bemerkte Lara erst mit Verspätung.
    Fast zuckte sie zusammen, als sie den Blick des Nordmanns spürte. Fahrig rieb sie sich mit der Hand über die Augen.
    Kormak saß aufrecht an der Wand, und seine Augen verrieten, daß er kein Fieber mehr hatte.
    Mit einem Schritt stand Lara bei ihm und

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