Söhne der Erde 12 - Inferno Erde
verdichtet, als sich Charru von der silbrigen Metallstrebe abstieß.
Sein Gesicht glich einer undurchdringlichen Maske, unter der nackten, bronzenen Haut seines Oberkörpers traten die gespannten Muskeln hervor. Brass war zusammengezuckt, jetzt hob er fragend die Brauen.
»Ich gehe«, Charrus Stimme klang fremd. »Ich will wissen, was geschehen ist.«
»Soll ich mitkommen?«
»Nein. Einer ist genug.«
Brass biß sich auf die Lippen.
Er las den Sinn hinter den Worten. Einer war genug - falls die Goldenen inzwischen das Tor bewachten, weil sie gemerkt hatten, daß die Terraner dort gewesen waren. Der schlanke drahtige Tiefland-Krieger fuhr sich mit allen fünf Fingern durch das krause Haar.
»Laß mich gehen«, sagte er rauh. »Du mußt ...«
»Nein.«
Charru wandte sich ab, noch ehe der andere widersprechen konnte.
Brass starrte ihm nach, mit hart aufeinandergepreßten Zähnen. Einen Augenblick erwog er, Charru in einigem Abstand zu folgen, dann schüttelte er den Kopf. Die Lage war zu kritisch, ein Mann nicht genug, um das Beiboot wirksam zu sichern. Und Brass wußte nur zu genau, daß er noch vor ein paar Stunden an Charrus Stelle eine andere, falsche Entscheidung getroffen und vielleicht eine Katastrophe heraufbeschworen hätte.
Charru spürte die Last dieser Entscheidung wie ein Tonnengewicht, während er sich seinen Weg durch die Dunkelheit des Waldgebietes ertastete.
Immer wieder blieb er stehen und lauschte, aber ringsum waren nur die Geräusche der Nacht lebendig: raschelndes Laub im Wind, das Huschen und Trippeln kleiner Tiere, ab und zu ein dumpfes Ächzen in den Baumkronen. Und doch hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden, spürte er unsichtbare Augen, die ihn verfolgten und jeden seiner Schritte belauerten. Unwillkürlich bewegte er sich schneller. Um diesen Augen zu entgehen, aber auch der lähmenden Angst, die ihn fast erstickte.
Binnen weniger Minuten erreichte er die Lichtung vor dem Felsentor.
Kälte zog über seine Haut, aber er ignorierte, was er in seinem Rücken zu spüren glaubte, in der schwarzen Finsternis des Waldsaums. Zweimal schlug er mit der Faust gegen das Holz, um sich bemerkbar zu machen. Der schwere Riegel knirschte. Langsam zog Charru den Torflügel zurück und atmete dabei tief ein, um gewappnet zu sein für das, was ihn erwarten mochte.
Immer noch brannte die Fackel.
Der Luftzug ließ sie flackern, ihr unruhiger Widerschein fiel über Kormaks ausgestreckte Gestalt und Lara, die neben ihm kauerte. Der Nordmann schlief unter der Wirkung von Medikamenten, atmete tief und regelmäßig. Lara richtete sich langsam auf. Erschöpfung zeichnete ihre klaren Züge.
»Du hättest nicht kommen sollen«, sagte sie tonlos. »Wenn die Fremden das Tor beobachten ...«
»... werden sie sehen, daß ich die Höhle nicht betrete.«
Charrus Stimme klang rauh, und er kämpfte gegen das Verlangen, auf Lara zuzugehen, sie zu packen, sie mit Gewalt aus dieser Todesfalle herauszuholen. Sie hätte die Grotte nicht betreten dürfen, auch nicht um Kormaks willen. Aber Charru wußte, daß dann er selbst es getan hätte, daß er kein Recht hatte, ihre Entscheidung nicht zu akzeptieren.
Sein Blick wanderte durch die Grotte. »Die Goldenen! Wo sind sie?«
»Tot, Charru. Die Höhlenbewohner haben sie geholt, um sie zu bestatten, nehme ich an. Es ging entsetzlich schnell. Nur ein paar Stunden, und nicht einmal ein Todeskampf. Sie starben einfach. Und sie wußten, daß sie sterben würden. Sie haben sich für ihr Volk geopfert, damit sich die Krankheit nicht weiter ausbreiten kann.«
»Hast du herausgefunden, was es ist?«
Lara zuckte hilflos die Achseln.
»Ja und nein«, sagte sie langsam. »Ein mutierter Virus, so viel steht fest. Ich kann nicht genau untersuchen, was er alles anrichtet, aber auf jeden Fall steigert er die Körpertemperatur. Hohes Fieber, Schwäche, labiler Kreislauf - das sind jedenfalls Kormaks Symptome.«
»Hat er eine Chance?«
Lara biß sich auf die Lippen. »Das weiß ich nicht, Charru. Ich nehme an, daß die Krankheit bei den Waldbewohnern zu einem so schnellen Tod führt, weil sie kein Fieber kennen, weil ihr Körper nicht damit fertig wird. Vielleicht hängt es irgendwie mit der Veränderung ihrer Haut zusammen. Aber das sind alles nur Vermutungen.«
»Und du?«
»Ich habe mir ein Glubulin injiziert, das die natürlichen Abwehrkräfte verstärkt. Aber ich kann noch nicht sagen, ob es wirkt oder den Ausbruch der Krankheit nur hinauszögert. Ich ... ich kann auch
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