Söhne der Erde 13 - Der Tod Am Meer
gesehen hatte.
»Ein Computer-Terminal«, sagte sie langsam. »Die Datenbänke müssen irgendwo anders untergebracht sein. Hier kann man Informationen abrufen - akustische Informationen, glaube ich.«
»Du meinst, du kannst dieses Ding zum Sprechen bringen?« fragte Erein ungläubig.
»Ich weiß nicht. Die Energiereserven müßten erschöpft sein.«
»Versuch es!« Erein zögerte und runzelte die Stirn. »»Frag ihn nach den Ereignissen irgendeines Tages. - Des Tages, bevor der Krieg ausbrach, der zu der Katastrophe führte!«
Einen Moment betrachtete Shaara das Schaltpult, dann drückte sie auf die Sensortaste, die ihrer Meinung nach die Energieversorgung aktivieren mußte, falls sie noch existierte. Tatsächlich leuchteten ein paar Kontrollampen auf. Shaaras Finger glitten über die Eingabe-Tastatur. Etwas summte. Spulen unter einem geborstenen Glaseinsatz begannen sich zu drehen, und im nächsten Moment füllte die kühle, leidenschaftslose Stimme eines Toten die Stille.
Das Datum aus dem alten irdischen Kalender, der von einer neuen Zeitrechnung abgelöst worden war, die mit der Gründung der Stadt Kadnos auf dem Mars als Jahr Eins begann.
Und Informationen.
Nachrichten, die offenbar dazu bestimmt gewesen waren, über ein System ähnlich den marsianischen Bildwänden unter der Bevölkerung der Erde verbreitet zu werden.
»... zu einer Konferenz in Genf, um den legitimen Anspruch des Westblocks auf eine Beteiligung bei der Ausbeutung der Bodenschätze des Pazifischen Ozeans zu untermauern. Präsident Lewell bekräftigte die Entschlossenheit, den Ostblock notfalls mit Waffengewalt daran zu hindern, vollendete Tatsachen zu schaffen. Vor dem Sicherheitsrat versuchten die Vertreter der Pazifischen Inselrepubliken vergeblich, eigene Besitzansprüche juristisch durchzusetzen ...«
Die Stimme sprach weiter. Nichtssagende Erklärungen wurden verlesen, die darauf hinausliefen, daß kein Grund zur Beunruhigung bestehe. Erein schüttelte den Kopf und fuhr sich mit allen fünf Fingern durch das rote Haar.
»Unglaublich«, murmelte er. »Ein Tag vor dem Ende - und niemand ahnt etwas.«
»Niemand gibt es zu«, verbesserte Shaara.
Mit gerunzelter Stirn ließ sie die Finger über die Tastatur gleiten, speiste ein anderes Datum ein, das des folgenden Tages. Wieder erklang die Stimme des Unbekannten, der vor mehr als zweitausend Jahren gelebt hatte:
»... wird die Bevölkerung aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben und die Ruhe zu bewahren. Laut offizieller Verlautbarung handelt es sich lediglich um eine begrenzte militärische Aktion. Ich wiederhole: die Bevölkerung wird aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben und die Ruhe zu bewahren ...«
Ein scharfes Knacken erklang.
Shaara bediente das Schaltfeld, doch sie konnte der leidenschaftslosen Computer-Stimme keine weiteren Informationen entlocken. New York war untergegangen - einen Tag, nachdem man den Menschen versichert hatte, daß kein Grund zur Unruhe bestehe. Jarlon schüttelte sich.
»Ich will es gar nicht wissen«, murmelte er. »Kommt, laßt uns lieber nachsehen, ob wir irgend etwas Brauchbares finden.«
Er hatte sich abgewandt und ging auf eine Verbindungstür zu.
Der Raum dahinter war vollgestopft mit fremdartiger Technik. Fingerdicker Staub lag auf bunten Kunststoffsesseln und Tischen. Die Scheibe des Fensters, das fast die ganze Wand einnahm, bestand nur noch aus wenigen Glaszacken, und die dicken Fäden eines Spinnennetzes glitzerten in der Sonne.
»Himmel«, sagte Brass. »Das ist ja riesig!«
»Na und? Die Spinne ist auch riesig.«
Jarlons Kaltschnäuzigkeit täuschte nicht darüber hinweg, daß auch ihm der Schrecken in die Glieder gefahren war. Er starrte das Tier an, das am Rand des Netzes lauerte: schwarz, reglos - ein Monstrum mit schwerem Leib und behaarten, halbmeterlangen Beinen. In einer Ecke des Raums entstand ein plötzliches Rascheln. Jarlon fuhr herum, die Faust am Schwertgriff, und atmete aus, als die zweite Spinne blitzartig in einem verstaubten Winkel verschwand.
»Mutationen«, sagte Shaara gepreßt. »Dabei ist die Strahlung hier gar nicht so stark.«
Brass zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich wurde die Stadt von anderen Waffen als Atombomben zerstört. Es muß ja nicht Radioaktivität sein, die zu Veränderungen führt. Vielleicht waren es Seuchen, alle möglichen Viren und Bakterien, gegen die sich nur bestimmte Lebewesen behaupten konnten. Es muß hier doch viele Tote gegeben haben. Und niemanden, der sie bestatten
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