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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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durfte. Die Vernunft verlangte, die Barbaren auf der Erde im Interesse der Sicherheit zu eliminieren. Jessardin zog die moralische Berechtigung dieser Maßnahme keine Sekunde in Zweifel. Er dachte lediglich an die politischen Verwicklungen, die sich ergeben würden.
    Wenn er jetzt einen Vernichtungsbefehl gab, bestand die Gefahr, daß Conal Nord die Loyalität des venusischen Rates dazu benutzte, die Vereinigten Planeten zu spalten.
    Der Präsident wußte, daß er das nicht riskieren durfte. Es wäre eine größere Gefahr für die Sicherheit des Staates gewesen, als sie die Barbaren je heraufbeschwören konnten. Jessardin fuhr sich mit der flachen Hand über das kurze silberne Haar und machte sich klar, daß der ehemalige Kommandant der Luna-Basis immer noch auf eine Antwort wartete.
    »Sehen Sie eine Möglichkeit, das Problem in dem Sinne zu lösen, den ich bei unserem letzten Gespräch andeutete, Carrisser?«
    Die Antwort kam überraschend. »Ja, mein Präsident.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich hielt es für vorteilhaft, die Priester und die Eingeborenen der Ruinenstadt zunächst in dem Glauben zu lassen, daß wir sie als Verbündete betrachten, mein Präsident. Dabei bin ich auf einige erstaunliche Tatsachen gestoßen ...«
    In knappen Worten umriß Marius Carrisser, welcher Gedanke ihm gekommen war.
    Jessardin hörte schweigend zu, von einer Sekunde zur anderen gespannt bis in die Fingerspitzen. Ein Waffenarsenal aus der Vergangenheit der Erde ... Ein kleines Grüppchen von Fanatikern um den Oberpriester, der darauf brannte, seinen Todfeind, Charru von Mornag, zu vernichten ... Die Mittel dazu besaß er. Man brauchte ihn lediglich darin zu unterweisen, diese Mittel zu nutzen. Und wenn er sein Ziel erreichte, konnte er, Simon Jessardin, seine Hände in Unschuld waschen.
    Ein häßlicher Gedanke.
    Eine Methode, die auf einen klaren Betrug an Conal Nord hinauslief, aber eine bestechend einfache und wirksame Methode. Jessardin preßte die Lippen zusammen. Einen Moment lang ging sein Blick ins Leere. Er dachte an die lange Freundschaft, die ihn mit dem Venusier verband - die einzige Freundschaft eines ganzen Lebens, das dem Dienst an Staat und Gemeinschaft gewidmet war. Der Bruch dieser Freundschaft würde eine schmerzhafte Leere hinterlassen. Aber das, was er als seine Pflicht empfand, wog für den Präsidenten der Vereinigten Planeten schwerer als jedes persönliche Gefühl.
    »Eine ausgezeichnete Idee, Carrisser«, sagte er ruhig. »Allerdings wird es nötig sein, daß jemand auf der Erde zurückbleibt, um die Aktion zu überwachen, das wissen Sie.«
    »Ja, mein Präsident.«
    »Sind Sie bereit, diese Aufgabe zu übernehmen?«
    »Ja, mein Präsident.«
    Simon Jessardin atmete tief durch.
    »Gut«, sagte er. »Ich bin einverstanden. Leiten Sie alle notwendigen Schritte in die Wege.«
    *
    In der Kanzel der »Terra« schien die Stille wie ein körperliches Gewicht zu lasten.
    Charru starrte durch den Sichtschirm nach draußen. Camelo stand neben ihm, das Gesicht blaß und angespannt. Genau wie Karstein und Gerinth, Gillon, Beryl und Lara beobachtete er die Marsianer, die sich aus dem Schatten des Lagerhauses lösten und eilig an Bord ihrer Beiboote gingen.
    »Sie starten«, stellte Karstein fest.
    »Was sonst?« fragte Gillon. »Schließlich wollen sie nicht selbst in Gefahr geraten, wenn sie hier Bomben abwerfen oder etwas Ähnliches unternehmen.«
    »Wenn«, sagte Charru gedehnt.
    »Zweifelst du daran?«
    »Sie haben versucht, Lara in Sicherheit zu bringen. So etwas tun die Marsianer nicht mit Rücksicht auf einen einzelnen Menschen. Ich glaube, daß Jessardin einen Konflikt mit Conal Nord befürchtet. - Lara?«
    »Du hast recht«, sagte sie tonlos. »Damals, als wir vom Mars starteten, hat mir mein Vater gesagt, er wäre notfalls bereit gewesen, einen Bruch zwischen Venus und Mars in Kauf zu nehmen. Ich glaube, er ist immer noch dazu bereit. Und das kann Jessardin nicht zulassen.«
    Sekundenlang blieb es still.
    Gespannt beobachteten die Menschen in der Kanzel, wie die sechs Beiboote eins nach dem anderen starteten. Karstein zerrte mechanisch an seinem wirren blonden Bart.
    »Ziemlich optimistisch, sich darauf zu verlassen, daß sie tatsächlich verschwinden, oder?« fragte er gedehnt.
    Charru zuckte die Achseln. »Wir brauchen uns nicht darauf zu verlassen. Wir haben ebenfalls ein Beiboot.«
    »Du willst ...?«
    »Wir haben keine Wahl, Karstein. Wir müssen wissen, woran wir sind, wenn wir je wieder in Ruhe leben

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