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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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könntet es uns lehren. Wir sind eure Diener, Herr! Es wäre uns ein Vergnügen, diese Abtrünnigen für euch zu vernichten. Sie müssen sterben, alle! Zerfetzt werden sollen sie, verbrennen in ihrem Schiff! Du brauchst nur zu befehlen, Herr. Ich schwöre dir, daß ich den Fürsten von Mornag mit meinen eigenen Händen erdrosseln werde. Ich schwöre ...«
    Milt Cavet kostete es Mühe, nicht die Augen zu verdrehen.
    Carrisser dagegen hörte aufmerksam zu. Er hatte einen Teil der Waffen gesehen, die hier lagerten. Er sah das verzerrte, haßerfüllte Gesicht des Oberpriesters, und in seinen Gedanken begann sich eine vage Idee abzuzeichnen.
    Bar Nergal brannte darauf, Charru von Mornag und seine Gefolgsleute umzubringen.
    Der Präsident der Vereinigten Planeten wollte das gleiche, wollte die Barbaren aus der Mondstein-Welt eliminieren, aber er lief dabei Gefahr, in einen Konflikt mit dem Generalgouverneur der Venus zu geraten. Selbst wenn Lara Nord zur Vernunft kam und an Bord eines »Deimos«-Schiffes ging, würde der Präsident es sicher vorziehen, das Problem auf eine Weise zu lösen, bei der er sich möglichst wenig zu exponieren brauchte.
    Er, Marius Carrisser, konnte vielleicht die Voraussetzungen dafür schaffen.
    Immer noch hing sein Blick an dem fahlen Gesicht des Oberpriesters. Bar Nergals Augen wirkten schwarz wie erstarrte Lava. Er wußte nichts von den politischen Verwicklungen, um die es ging. Aber sein unfehlbarer, tief verwurzelter Machtinstinkt ließ ihn spüren, daß sich die Dinge in seinem Sinne entwickelten.
    »Ihr werdet sie vernichten!« krächzte er. »Ich weiß es! Ihr werdet die Abtrünnigen strafen, schrecklich strafen ...«
    Carrissers Blick ging sekundenlang ins Leere.
    Er sah sich wieder auf Luna. Er sah die kahle, zerrissene Kraterlandschaft der Mondoberfläche vor sich, er sah die Stichflammen, die in den Himmel über Lunaport stiegen, als die Kampfstaffel gesprengt wurde, und er spürte wieder die Erniedrigung, als man ihn zwang, an Bord eines Fährschiffes als geschlagener Mann zum Mars zurückzukehren.
    »Ja«, sagte er fast unhörbar. »Wir werden sie vernichten. Ganz gleich, was geschieht.«
    *
    Im gleichmäßigen Licht der Leuchtwände hatte die abstrakte Skulptur einen sanften Perlmuttschimmer wie das Innere einer Muschel.
    Conal Nords Blick folgte den weichen, pflanzenhaft verschlungenen Linien des Bildwerks, während das leise surrende Transportband ihn weitertrug. Flüchtig dachte er daran, daß - abgesehen vom fernen Uranus mit seinen farbentrunkenen Bewohnern - die Venus der einzige Planet war, auf dem Kunst in diesem zweckfreien Sinn existierte. Auf dem Mars folgte selbst die Architektur den Erfordernissen der Funktion. Das weiße, schimmernde Panorama von Kadnos mochte schön sein, aber es besaß nur die Schönheit der reinen Zweckmäßigkeit. Die Wohntürme waren dafür konstruiert, möglichst viele Menschen aufzunehmen, das Netz der gläsernen Transportröhren hatte der Computer entworfen, die eindrucksvollen Kuppelbauten der Universität und des Parlaments orientierten sich an der Akustik.
    Nord schüttelte die Gedanken ab, als er sein großes, mit einer gewissen Eleganz eingerichtetes Büro betrat.
    Zielstrebig ging er zum Sichtgerät und rief noch einmal den Bericht ab, der ihn zu Hause auf seinem Landsitz alarmiert hatte. Die »Terra I« geortet ... Sechs Beiboote der »Deimos«-Staffel auf dem Gelände des ehemaligen Raumhafens von New York gelandet ... Die Meldung lief unter Geheimhaltung, aber als Gouverneur der Venus und Generalbevollmächtigter des Rates der Vereinigten Planeten hatte Conal Nord Zugang zum internen Kommunikationsnetz der höchsten Regierungsstellen. Stirnrunzelnd las er weiter. Die Terraner hatten sich offenbar an Bord ihres alten Schiffs verschanzt. Marius Carrisser, der Kommandant der Kampfstaffel, forderte Informationen über ein bestimmtes wissenschaftliches Experiment an, das eine Forschungsexpedition der Universität Kadnos vor Jahren auf der Erde unternommen hatte. Letzteres ließ darauf schließen, daß Carrisser in den Ruinen von New York auf Eingeborene gestoßen war. Über die Frage, ob es rechtens sei, die Entwicklung dieser Eingeborenen zu beeinflussen und sie als Versuchsobjekte zu benutzen, stritten sich im Augenblick die Wissenschaftler, nachdem Conal Nord eine Diskussion über diesen Punkt erzwungen hatte. Kühl stellte der Generalgouverneur fest, daß er hier vielleicht schon einen Ansatzpunkt für eine Intervention des

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