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Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit

Titel: Söhne der Erde 17 - Gefangene Der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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auslösen würden, wenn sie in fernster Vergangenheit das Gesicht der Erde veränderten. Sie hatten kein Recht dazu.
    »Ich glaube nicht, daß wir noch irgend etwas finden werden«, sagte Camelo gedehnt.
    »Ich auch nicht, Kehren wir um und ...«
    Charru verstummte abrupt.
    Sie hatten eine Stelle erreicht, wo der Wald lichter war, weil mächtige, dicht verfilzte Baumkronen das Wachstum des Unterholzes hemmten. Bizarre Felsformationen ragten aus einem dichten grünen Farnteppich. Charru blieb lauschend stehen, weil er im Schatten zwischen den Steinblöcken Stimmen gehört hatte .
    »... besser nachsehen, Jesco! Ich ... ich spüre einfach, daß da Gefahr ist.«
    Robin!
    Der zwölfjährige Blinde mit seiner manchmal unbegreiflichen Feinfühligkeit. Er war auf dem Mars geboren, aber als einer der Ausgestoßenen, die in der alten Sonnenstadt mitten in der Wüste vegetierten, Opfer der zerstörerischen Strahlung, die von den Herren der Zeit ohne Wissen um die schrecklichen Folgen erzeugt wurde. Die marsianische Armee hatte Robins Angehörige ermordet. Er war der einzige Überlebende, und im Grunde konnte er von Glück sagen, daß ihn die Strahlung nur blind gemacht hatte, nicht zu einem körperlichen und geistigen Krüppel.
    Jesco, mit dem er sich unterhielt, war ebenfalls zwölf Jahre alt und gehörte zur Horde der rothaarigen, grünäugigen Tareth-Kinder. Als nächster ließ sich der gleichaltrige Derek vernehmen.
    »Quatsch Gefahr!« sagte er energisch. »Der Bursche ist doch ganz friedlich.«
    »Ist er auch«, stimmte Jesco zu. »Und nach einer anderen Gefahr können wir sowieso nicht allein Ausschau halten, weil uns die Erwachsenen die Köpfe abreißen würden.«
    Charru fragte sich mit gerunzelter Stirn, wer der »Bursche« sein mochte, von dem die Rede war.
    Genau wie Camelo beschleunigte er seine Schritte. Sie mußten die Kinder von hier wegbringen. Und vor allem mußten sie Derek, den Tareth-Sprößlingen und ihren abenteuerlustigen Freunden nachdrücklich klarmachen, daß sie nicht mehr allein über die Insel streifen durften. Wahrscheinlich würde das schwierig werden. Charru lächelte leicht, als er an seine eigenen Kindheit dachte: die verbotenen Ausflüge in den Bereich des Tempeltals, die heimlichen Mutproben in der Nähe der Flammenwände, die Strafen, die gefürchtet waren, weil sie zumeist aus gähnender Langeweile bei irgendeiner endlosen, unbeliebten Arbeit bestanden.
    In der nächsten Sekunde verschwand Charrus Lächeln wie weggewischt.
    Ein Geräusch schlug an sein Ohr.
    Ein leises, fauchendes Geräusch! Jäh tauchte wieder das Bild der mordlustigen Katzen vor ihm auf. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht, und seine Faust fiel auf den Schwertgriff, während er in langen Sätzen auf die roten Felsen zulief.
    Camelo folgte ihm, bleich bis in die Lippen.
    Ein paar Herzschläge später erreichten sie die Mulde, in die sich die Kinder zurückgezogen hatten. Wieder erklang das Fauchen. Blitzhaft durchzuckte Charru die Frage, warum niemand schrie, niemand wegzulaufen versuchte. Eine Frage, die er im nächsten Moment vergaß, weil ihm bei dem Anblick, der sich bot, der Atem stockte.
    Die drei Kinder kauerten im Gras: Robin schmal und still wie immer, der stämmige blonde Derek, der rotschöpfige Jesco.
    Und auf Armeslänge von ihnen entfernt hob sich schwarz und drohend der Schatten einer riesigen Raubkatze ab, gegen die sich alle anderen Geschöpfe der Insel wie Schoßtierchen ausnahmen.
    *
    Über der toten Stadt am Meer war der Himmel grau.
    Dünner Nieselregen fiel auf das weite, vielfach geborstene Betonfeld des ehemaligen Raumhafens. Das graue Fell der mutierten Ratten, die den Ruinenbewohnern als Haustiere dienten, klebte feucht an den wolfsgroßen Körpern mit den spitzen Schnauzen und runden, rotglimmenden Augen. Kleine, geschmeidige Gestalten drängten sich dicht an die Wand des ehemaligen Lagerhauses. Weibliche Gestalten: nackt, langmähnig, pelzbedeckt und gelbäugig. Sie gingen aufrecht, aber sie waren wenig menschlich, waren degeneriert in einer Umgebung finsterer, verseuchter Kellerlöcher. Halbmenschen für die Marsianer. Und Material für ihre Genetiker. Vor Jahrzehnten hatten sie hier als »Götter« ein langfristiges Experiment gestartet, weil sie herausfinden wollten ob es möglich war, an diesem trostlosen Ort eine neue, höherstehende Rasse zu züchten.
    Es war möglich gewesen.
    Charilan-Chi bewies es, die schöne goldhaarige Königin mit den gelben Katzenaugen, die willig das Gesetz der

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