Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk

Titel: Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
keine Antwort mehr.
    Charru zog mit verkrampften Fäusten das Boot hoch, um besser zu sehen. Seine Kiefermuskeln schmerzten vor Anspannung. Es gab nichts, gar nichts, was er tun konnte. Nichts außer zuzuschauen - und auf den Lautsprecher zu lauschen, der immer noch eingeschaltet war und jeden Atemzug aus Gillons Kanzel übertrug.
    Der rothaarige Krieger starrte mit zusammengekniffenen Augen auf die steile, im Mondlicht fahl schimmernde Fläche, die rasend schnell auf ihn zuflog.
    Eis, auf dem das Boot zerschellen würde? Ein Schneefeld, das den unvermeidlichen Aufprall dämpfen konnte? Er wußte es nicht. Das bösartige, ungleichmäßige Pfeifen der versagenden Triebwerke nahm er längst nicht mehr wahr. Um so deutlicher war ihm das atemlose Schweigen der anderen bewußt. Jordis und Katalin! Tanit mit ihrem Baby! Derek, Jesco, Robin, die anderen Kinder ...
    »Festhalten«, sagte Gillon durch die Zähne. »Das gibt eine Rutschpartie.«
    »Es ist Schnee!« flüsterte Katalin neben ihm. »Es ist kein Eis, es ...«
    Schmetternder Krach riß ihr das Wort vom Mund.
    Eine brutale Gigantenfaust schien gegen die Unterseite des Beiboots zu stoßen, rüttelte es, schleuderte es ein Stück hoch, um es erneut auf die schimmernde Schräge prallen zu lassen. Schnee wirbelte auf, prasselte gegen die Sichtkuppel, hüllte das Fahrzeug binnen Sekunden in weißes, wirbelndes Chaos. Längst konnte die automatische Steuerung das Boot nicht mehr beherrschen. Außer Kontrolle pflügte es durch das Schneefeld, immer noch rasend schnell, und Gillons Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken an die Felsen, die er tief unten im Tal gesehen hatte.
    Jetzt konnte er nicht einmal mehr Umrisse erkennen.
    In einem letzten, verzweifelten Versuch hämmerte er die Faust auf den Schalter des Bremstriebwerks. Er wußte, es war Wahnsinn. Das Boot würde sich überschlagen und ...
    Ein kurzes, fauchendes Donnern, das in einem kreischenden Laut endete.
    Auch die Bremstriebwerke versagten. Doch der eine kurze Schub genügte, um das Boot ein Stück emporzuheben. Es überschlug sich nicht. Zwei endlose Sekunden lang schlidderte es auf dem ringförmigen Wulst dahin, drohte zu kippen, verringerte dabei spürbar die Geschwindigkeit. Der brutale Ruck brachte fertig, was die Steuerung nicht mehr vermochte: den Kurs zu ändern. Schräg zum Hang rutschte das Fahrzeug weiter. Schwarze Schatten tauchten aus dem wirbelnden Schnee. Gillon sah die Felsen auf sich zukommen, sah den weißen Wall, den der Wind vor der Barriere angeweht hatte, und schloß die Augen.
    Die Schneewehe konnte das Beiboot nicht aufhalten, aber sie milderte den Anprall.
    Metall kreischte, Steine polterten, das Knirschen und Krachen steigerte sich zu einer Eruption von Lärm, die in Gillons Ohren dröhnte. Später wußte er nicht mehr, ob er für Sekunden das Bewußtsein verloren hatte. Die jähe Stille schien gespenstisch in seinem Schädel widerzuhallen, lastend wie ein Gewicht, das auf ihn herabstürzte. Als er den Kopf drehte, flutete Schmerz von den gezerrten Nackenmuskeln in sein Hirn. Er begegnete Katalins Blick. Er sah Tanit und Jordis zitternd in den Gurten, er sah die schreckensbleichen Gesichter der Kinder, aber er brauchte lange, um wirklich zu begreifen, daß sie alle noch lebten.
    »Gillon!« klang eine verzerrte Stimme aus dem Lautsprecher. »Bei allen Göttern! Gillon!«
    Beryl ...
    Mit zitternden Fingern griff Gillon von Tareth zum Mikrophon. Sein Kopf schmerzte. Er spürte Übelkeit, und ganz langsam begann eine wilde, wohltuende Wut in ihm zu wachsen.
    »Schon gut«, knurrte er tief in der Kehle. »Wir sind alle noch an einem Stück. Aber das ist ganz bestimmt nicht dein Verdienst.«
    *
    Wie elektrisiert schnellte Marius Carrisser von dem Container hoch.
    Der Summton des Funkgerätes erklang, das optische Signal flackerte. Der Uranier stand mit zwei Schritten neben dem Apparat und schaltete auf Empfang.
    »Carrisser! Sind Sie das, Cavet?«
    »Ja, Kommandant.«
    Die Stimme klang schwach, verwirrt, ungewohnt kleinlaut. Milt Cavet entstammte einer Familie, die seit der Gründung der Vereinigten Planeten in Kadnos ansässig war. Carrisser hegte eine ausgeprägte Abneigung gegen diesen hochmütigen Elite-Marsianer, aber jetzt war er nicht fähig, Triumph zu empfinden.
    »Was ist passiert, Cavet? Sie haben sich seit Stunden nicht gemeldet, Sie ...«
    »Ich konnte nicht, Kommandant. Die Barbaren haben die »Deimos« besetzt. Mit Ihrem Beiboot.«
    Carrissers Blick glitt zu Bar Nergal

Weitere Kostenlose Bücher