Söhne der Erde 18 - Das Schattenvolk
Erein!«
Der Tarether wich nach rechts aus, weil er fast Beryls Boot zu nahe gekommen wäre.
Sekunden später hatte sich die Formation der Flottille stabilisiert. Nach der atemberaubenden Geschwindigkeit des langen Fluges schienen die Beiboote nahezu bewegungslos in der Luft zu hängen. Charru betrachtete aus schmalen Augen das gigantische Gebirge vor sich. Blauschimmernde Eisriesen, kalt und fern unter dem Sternenhimmel. Schneefelder, schroffe Felsen, schwindelerregende Nadeln und Grate - ein Panorama unendlicher Einsamkeit, dessen stumme, erdrückende Majestät bedrohlich wirkte.
Die Beiboote glitten in leichtem Steigflug darauf zu.
Immer noch hatte Gillon die Spitze. Charru flog am Schluß, den Blick auf die wilde, zerklüftete Landschaft gerichtet, deren kahle Hänge und bizarre Felsformationen von Sekunde zu Sekunde steiler anstiegen. Neben ihm war Jarlon inzwischen endgültig zu sich gekommen, matt und erschöpft, aber bei klarem Bewußtsein. Aus weiten Augen betrachtete er die glänzende Vision ringsum, während ihm Cori im Flüsterton berichtete, was alles geschehen war.
Jarlon rieb sich verwirrt über die Stirn und sah zu seinem Bruder hinüber, der konzentriert nach vorn blickte.
Die Boote gewannen rasch an Höhe. Endlos zogen sich die blauen, eisigen Gipfel unter ihnen hin, glitzernd wie die gigantischen Wogen eines gefrorenen Ozeans, durchbrochen von Zonen absoluter Schwärze, die unergründliche Täler verbargen. Irgendwo jenseits des gewaltigen Gebirges mußten die Steppen liegen, die ihr Ziel waren. Ein Ziel, das in der Einsamkeit dieser Bergwelt plötzlich in unerreichbare Ferne zu rücken schien.
»Charru!« drang Konans Stimme aus dem Lautsprecher des Kommunikators.
»Ja?«
»Was hältst du davon, wenn wir uns eins dieser Täler etwas näher ansehen? Hier wären wir am Ende der Welt. Einen abgelegeneren Platz gibt es bestimmt auf dem ganzen Planeten nicht mehr.«
Illusion, dachte Charru nüchtern.
Für die Marsianer, vielleicht sogar für die Priester, lag auch dieser Platz nicht am Ende der Welt. Aber vielleicht hatte Konan recht. Sie mußten schnell handeln, schnell zu ihren Gefährten im Bermuda-Dreieck zurückkehren.
»Versuchen wir's immerhin! Gillon?«
»Schon verstanden! Ich glaube, hinter der nächsten Bergkette liegt ein ziemlich großes Hochtal.«
Ein paar Sekunden später konnte auch Charru die weite Senke erkennen, die sich wie ein See aus Dunkelheit zwischen den Gebirgszügen dehnte.
»Das Dach der Welt«, flüsterte Lara neben ihm. »So wurde es früher genannt. Aber ich glaube nicht, daß es möglich ist, hier zu leben.«
»Wir werden sehen. Zumindest dürfte es möglich sein zu landen. Wir brauchen vorerst nur ein provisorisches Lager aufzuschlagen, damit wir die anderen abholen können und ...«
»Charru!«
Diesmal schwang in Gillons sonst so ruhiger Stimme ein Unterton von Schrecken mit. Charru runzelte die Stirn und straffte sich unwillkürlich.
»Ja?« fragte er knapp.
»Das Boot! Die Triebwerke stottern. Und irgend etwas stimmt nicht mit der Steuerung.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Wenn Konan nicht auf die Idee mit dem Tal gekommen wäre, hätte ich es vorgeschlagen. Ich habe schon seit einer ganzen Weile den Eindruck ...«
»Verdammt, und warum sagst du dann nichts?«
»Weil es absolut nichts genützt hätte, solange nur Felsenzacken in Sicht waren«, erklärte Gillon trocken. »Ich will landen, nicht das Boot aufspießen. Hört Beryl zu?«
»Du mußt dich irren«, meldete sich Beryl von Schun mit vor Erregung heiserer Stimme. »Die Triebwerke waren in Ordnung.«
»Waren«, betonte Gillon. »Ich verliere Höhe. Hast du eine Ahnung, was ich machen soll?«
Auch Charru sah jetzt, daß das vorderste Beiboot schneller absackte, als es der Beschaffenheit des Geländes entsprach.
»Kannst du landen?« fragte Beryl im Lautsprecher.
»Hier nicht. Lauter Geröll! Weiter vorn ist eine flache Stelle, aber ...«
»Zieh hoch! Voller Schub! Und dann drück den Notschalter, fahr die Landestützen von Hand aus und versuche im Gleitflug ...«
Ein kurzes, vibrierendes Schrillen unterbrach ihn.
Gillons Beiboot schüttelte sich, machte einen Sprung in der Luft und trudelte dann weiter abwärts. Die Stimme des Piloten klang mühsam beherrscht.
»Von wegen voller Schub! Da tut sich nichts. Ich setze die Höllenmaschine auf das Schneefeld da drüben.«
»Gillon, das kann Eis sein, das ...«
»Und ich kann nicht zaubern! Heilige Flamme!«
»Gillon ...«
Beryl bekam
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