Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen
matt.
Eine halbe Minute später flimmerten die Schirme, und die Beleuchtung erlosch. Ein kurzer Augenblick verging, in dem die »Kadnos« im Nichts zu taumeln schien. Dann flammten die Schirme wieder auf, und draußen dehnte sich tiefe, gestaltlose Schwärze.
Unaufhaltsam lenkte die Steuerautomatik das Schiff durch den Hyperraum seinem unbekannten Ziel entgegen.
III.
Durch die Filterstäbe des Fensters fiel rötliches Licht.
Kadnos, die Hauptstadt des Mars, lag unter dem Schutz eines Energieschirms, weil draußen in der Wüste wieder einmal einer der gefürchteten Sandstürme tobte. Aber dort draußen hielt sich ohnehin niemand auf, jedenfalls nicht ungeschützt. Das Leben auf dem Mars spielte sich, wie fast überall, in den Städten ab. Innerhalb des Sonnensystems war Venus der einzige Planet, der ein angenehmes, ausgeglichenes Klima zu bieten hatte.
Simon Jessardin, Präsident der Vereinigten Planeten, blickte nachdenklich auf den Sichtschirm des Lesegerätes.
Der Bericht, dessen letzte Zeilen soeben wieder erloschen, stammte von einem Professor der Universität Indri. Keinem Venusier, wie Jessardin feststellte, sondern einem gebürtigen Marsianer. Der Computer hatte ihn nach Indri delegiert, weil seine speziellen Fähigkeiten dort gebraucht wurden. Ob ihm das gefiel oder nicht, interessierte niemanden.
Jessardin ließ den Bericht zum zweitenmal über den Bildschirm flimmern, obwohl er durchaus fähig war, auch kompliziertere Sachverhalte auf Anhieb zu erfassen.
Der Professor - Marek Koslow hieß er - hatte sich unter Umgehung aller Formalitäten direkt an den Sicherheitsausschuß in Kadnos gewandt. An Jom Kirrand persönlich, den Chef der Vollzugspolizei. Wieso auch nicht? Jessardin lächelte leise. Die langjährige Freundschaft zwischen ihm und Conal Nord, dem Generalgouverneur der Venus, war ebenso bekannt wie die Tatsache, daß Jom Kirrand bei dem Problem mit den geflohenen Barbaren im Gegensatz zu Conal Nord immer für eine harte Lösung plädiert hatte.
- betrifft: forschungsprogramm jupitermond -
doktor lara nord - professor david jorden ...
Jorden, richtig ... Der Präsident konnte sich an den jungen Mann erinnern, der für sein Alter bereits eine verblüffende wissenschaftliche Karriere hinter sich hatte. Seine Versetzung nach Indri zwecks Fortsetzung seiner ökologischen Studien war bereits beschlossen gewesen, bevor er sich als Delegierter der Universität Jupiter City an der Forschungsexpedition zur Erde beteiligte - jener Expedition, die damit endete, daß Conal Nords Tochter und ihr Kind nach Kadnos zurückgebracht wurden. Jetzt arbeitete Jorden also mit Lara Nord zusammen. Fachgebiet: Grundlagen-Forschung über die Möglichkeiten gezielter Klimaveränderungen.
Simon Jessardin furchte die Brauen und strich mit einer mechanischen Geste über das kurzgeschorene Haar, das den gleichen Silberton wie der glatte einteilige Anzug hatte.
Lara war ausgebildete Ärztin und hatte sich eigentlich mit einem Zusatz-Studium der Weltraum-Medizin spezialisieren wollen. Der Wechsel war genehmigt worden, weil Professor Jorden sie wegen ihrer praktischen Erfahrung auf Terra anforderte. Jessardin hatte gewußt, was dahintersteckte. Es gab wenige Dinge im Sonnensystem, über die er nicht erstaunlich genau Bescheid wußte. Aber es gab auch Dinge, bei denen es mit Rücksicht auf die diffizilen politischen Verhältnisse besser war, sie offiziell nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig, weil ihm Jom Kirrand den Bericht Professor Koslows offiziell zugeleitet hatte.
Staatsfeindliche Umtriebe ... Mißbrauch von Universitätseinrichtungen ... Natürlich formulierte Koslow das wesentlich vorsichtiger. Aber die Tendenz war klar: Lara Nord und David Jorden beschäftigten sich offenbar nicht mit den Methoden zur Aufwärmung der kalten Jupiter-Monde, sondern ausschließlich und gezielt mit der Möglichkeit, durch die Vermehrung von Biomasse eine umfangreiche Bindung von Kohlendioxyd zu erzielen.
Was hieß, daß sie nach wissenschaftlichen Mitteln suchten, um die Klima-Katastrophe auf der Erde rückgängig zu machen.
Simon Jessardin schüttelte langsam den Kopf.
Narrheit, dachte er. Aber eine Narrheit, die ansteckend wirkte, wie Jordens Beispiel bewies, in der etwas Unbezwingliches lag etwas zutiefst Überzeugendes. Es war die gleiche Kraft, die eine Horde halbnackter Barbaren nach ihrer Flucht aus dem Mondstein befähigt hatte, sich in einer völlig fremden Welt zu behaupten, mit einem
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