Söhne der Erde 25 - Das Reich Der Zeitlosen
zweifelnd an. »Ist es wirklich so schlimm für euch, nicht zurückzufinden?«
»Ja, das ist es. Wir können nicht für alle Ewigkeit durch die Galaxis irren, Jiri. Wir müssen ...«
Charru verstummte.
Auf einem der Kontrollgeräte flackerte plötzlich ein rotes Licht. Dane Farr, der hagere marsianische Militärexperte, wirbelte auf dem Absatz herum.
»Alarm in Sektor 30«, stieß er hervor. »Sie haben zwar gesagt, es ist unmöglich, Jiri, aber ich glaube, daß da einer der Roboter verrückt spielt.«
*
Die Leuchtwände erfüllten das große Laboratorium mit sanftem, kühlem Licht.
Lara Nord kontrollierte die Zeituhr und blickte auf die Reagenzgläser im Brutofen. Noch zwanzig Minuten, stellte sie fest. Ein entscheidendes Experiment. Es würde erweisen, ob der chemische Stoff, den sie entwickelt hatten, tatsächlich in der Lage war, Biomasse zur verstärkten Bindung von Kohlendioxyd anzuregen.
Lara dachte an die Erde, die unter dem Einfluß der Kohlendioxyd-Anreicherung in der Atmosphäre langsam den Hitzetod starb.
Ein ganzer Planet! All die jungen intelligenten Rassen, die sich keines anderen Verbrechens schuldig gemacht hatten, als daß sie existierten und von den Bürgern der Vereinigten Planeten als Bedrohung betrachtet wurden. Nicht schon immer. Erst seit die Barbaren aus der Mondstein-Welt nach Terra geflohen waren, seit die verräterischen Priester in den Ruinen der Totenstadt New York ihre Terrorherrschaft errichteten und eine Atombombe aus der Vergangenheit der Erde explodierte. Lara schauerte. Sie hatte die Ereignisse miterlebt. Sie wußte, daß es Unschuldige waren, die getroffen wurden.
Noch vor ein paar Jahren, dachte sie, hätte die Tatsache sie kaum berührt.
Damals war sie eine normale Bürgerin der Vereinigten Planeten gewesen. Studentin in Kadnos, Tochter des Generalgouverneurs der Venus, durch ihren überragenden Intelligenzquotienten berechtigt, in die Elite der Gesellschaft aufzusteigen Und heute? Offiziell besaß sie wieder alle ihre Rechte, doch der Bruch in ihrem Leben ließ sich nicht rückgängig machen. Sie war die Frau Charru von Mornags, hatte ein Kind von ihm und wünschte sich nichts sehnlicher, als zu ihm zurückzukehren.
Einen Moment lang glaubte sie, das harte bronzene Gesicht mit dem schwarzen Haar und den saphirblauen Augen ganz deutlich vor sich zu sehen.
Fast zwei Jahre hatte sie mit ihm zusammengelebt, zuerst auf dem Mars in dem Labyrinth unter der Sonnenstadt, wo die Herren der Zeit ihre geheimnisvolle Existenz führten, dann an Bord der alten »Terra« und später auf der Erde. Der Kommandant eines von den Barbaren gekaperten marsianischen Schiffs hatte sie entführt und gegen ihren Willen zurück nach Kadnos gebracht. Daß man ihr nicht den Prozeß machte, verdankte sie der Tatsache, daß ihr Vater Generalgouverneur der Venus war. Und jetzt beendete sie ihr Studium an der Universität von Indri, der Hauptstadt ihres Heimatplaneten.
Aber nicht, um wieder zu werden, was sie früher gewesen war.
Nur aus einem Grund hatte sie sich scheinbar angepaßt und aufgehört, gegen ihr Geschick zu rebellieren: Weil sie hier die Chance hatte, künstlich erzeugte Klimaveränderungen zu erforschen - und vor allem die mögliche Umkehrung des Vorgangs. Lara konnte und wollte sich nicht damit abfinden, daß die Erde endgültig verloren war. Offiziell galt ihr Forschungsprogramm dem Ziel, die wissenschaftlichen Grundlagen für Klimaexperimente auf den kalten Jupiter-Monden zu erarbeiten. In Wahrheit hoffte sie immer noch auf ein Wunder, auf die Erfüllung des Traums, daß Terra eines Tages wieder zur Heimat für die Menschen aus der Mondstein-Welt werden würde.
»Lara?«
Die Stimme hinter ihr klang ruhig und nüchtern. Lara lächelte, als sie sich David Jorden zuwandte. Der junge Wissenschaftler vom Jupiter war an Bord des Forschungsschiffes gewesen, das sie zurückgebracht und ursprünglich die Aufgabe gehabt hatte, die Klimaveränderungen auf der Erde zu studieren. Sie wußte, daß er sie liebte. Nach dem Prozeß gegen Charru, Mark und die anderen sogenannten Rädelsführer war es David Jorden gewesen, der Lara dabei geholfen hatte, den Gefangenen die Flucht zu ermöglichen. Nicht einmal ihr Vater hätte das getan, obwohl er Charru als Laras Mann akzeptierte, die Angeklagten persönlich verteidigt hatte, und obwohl Mark Nord, der Anführer der Merkur-Siedler, sein Bruder war.
Laras Lächeln wirkte ein wenig unsicher, als sie neben Jorden zu der Reihe großer Aquarien trat.
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