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Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Titel: Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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nur versucht hatten, die Menschheit zu versklaven, während die Barbaren aus der Mondstein-Welt von Anfang an wie Tiere gejagt worden waren.
    In diesen Sekunden, in der beklemmenden Dunkelheit, durch die er sich Stufe für Stufe seinen Weg ertastete, begriff Simon Jessardin plötzlich, was sein Staat diesen Menschen angetan hatte, begriff es nicht nur mit dem Verstand, sondern mit jeder Faser seines Wesens.
    Er fühlte, was es hieß, einer unbekannten Macht gegenüberzustehen. Er fühlte die Last seiner eigenen Verantwortung, er fühlte sogar etwas von dem kalten, verzweifelten Zorn, der dem Bewußtsein der Hilflosigkeit entsprang. In diesen Minuten begriff er zum erstenmal, wie dem Fürsten von Mornag damals zumute gewesen sein mußte. Und er begriff vor allem eins, begriff es mit einem Gefühl schwindelerregenden Staunens: Daß er selbst in einer ähnlichen Situation kaum anders gehandelt hätte.
    Schweiß lief über seine Stirn, als er den Fuß der Wendeltreppe erreicht hatte.
    Von oben drang nur schwacher Lichtschimmer herunter, der kaum die massiven, feucht glänzenden Steinquader der Wände aus der Dunkelheit schälte. Undeutlich hob sich der schwarze Schlund einer Nische ab, von einer niedrigen Mauer abgesperrt. Aber dahinter gab es keinen weiterführenden Gang, sondern nur den glänzenden Wasserspiegel einer unterirdischen Quelle.
    Der Präsident runzelte die Stirn.
    Ein ähnlicher Schacht mit einer Quelle, erinnerte er sich, sollte angeblich in der Sonnenstadt zu dem verborgenen Stützpunkt der Zeitlosen geführt haben. Jessardin wollte schon damit beginnen, die Wände abzutasten, doch im nächsten Moment begriff er, daß er erwartet worden war.
    Ein dumpfes Knirschen erklang.
    Wie von Geisterhand bewegt schwang ein Teil des Gemäuers zurück - und dahinter schimmerten die goldfarbenen Wände eines gewölbten Tunnels.
    Mit einem Gefühl ungläubigen Staunens trat Simon Jessardin in das warme, eigentümlich irisierende Licht.
    Er wußte, er war am Ziel. So wie hier mußte es auch in dem Labyrinth unter der Sonnenstadt ausgesehen haben. Nach ein paar Schritten erreichte er ein rundes, schimmerndes Gewölbe - und dort begann unmittelbar vor ihm die Luft zu flimmern.
    Wie eine blasse Projektion schälte sich Ktaramons hohe, schlanke Gestalt aus dem Nichts.
    Der Fremde lächelte. In seinen schrägen goldenen Augen lag der Gleichmut uralter Weisheit.
    »Du bist gekommen«, stellte er fest. »Du bist gekommen, weil du deine Entscheidung in Wahrheit schon getroffen hast. Jetzt laß uns in die Zukunft reisen. Laß mich dir zeigen, was du tief in deinem Innern bereits weißt ...«
    *
    Wie dumpfes Donnergrollen erschütterten die Bremstriebwerke das Schiff.
    Charru und Mark hatten sich in der Kabine angeschnallt, in der sie während des ganzen Fluges allein geblieben waren.
    Viel Zeit, um miteinander zu reden. Und vor allem viel Zeit, um zu grübeln, immer von neuem jede Einzelheit durchzugehen, wieder und wieder auf schwache Punkte zu stoßen, mögliche Fehler, wirkliche oder eingebildete Gefahren ...
    Der gedämpfte Ruck, mit dem das Schiff auf der Landebahn von Kadnos-Port aufsetzte, war eine Erlösung.
    Charru streifte die Gurte ab und richtete sich auf. Mark folgte seinem Beispiel, rieb mit dem Handrücken über seine Stirn und lächelte verzerrt.
    »In der Höhle des Löwen«, stellte er fest. »Hoffentlich werden wir es nicht bereuen.«
    »Pessimist!«
    Charru verzog das Gesicht. Er konnte im Moment nichts anderes als Erleichterung empfinden.
    »Realist«, verbesserte Mark. »Aber du hast recht. Wir mußten alles auf eine Karte setzen.«
    Er verstummte, weil er dröhnende Schritte draußen auf dem Gang hörte.
    Der Riegel knirschte, die Tür schwang auf. Zwei uniformierte Vollzugspolizisten standen im Rahmen, jeder mit einer schußbereiten Betäubungspistole bewaffnet. Vier weitere Wachmänner betraten die Kabine - offenbar in der Absicht, den Gefangenen wieder die Hände zu fesseln.
    Achselzuckend ließen sie die Prozedur über sich ergehen.
    Charru sah an sich herunter und grinste leicht, weil ihm erst jetzt bewußt wurde, daß er nicht mehr die reichlich ramponierte weiße Patiententunika trug, in der er die halbe Galaxis durchquert hatte, sondern eins der farbenprächtigen Gewänder des Uranus. Flüchtig fragte er sich, ob er je wieder das geschmeidige Leder seiner gewohnten Kleidung auf der Haut spüren würde, das kühle Metall eines Schwertknaufes in der Hand, das Gewicht der Waffe am Gürtel.
    Mark

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