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Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra

Titel: Söhne der Erde 26 - Neue Heimat Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Dach verband.
    Den großen Gleiter, dessen Seitenflächen je ein stilisiertes Sonnensystem als Emblem schmückte, pilotierte er persönlich.
    Der Flug war angemeldet und konnte ungehindert alle Kontrollen passieren. Jessardin aktivierte die Filter, so daß die Kuppel von außen undurchsichtig war. Er benutzte die für Rat und Verwaltungsspitze vorgesehene Flugebene, nahm die Urania-Brücke und schlug dann die Gleiterbahn ein, die am Nordkanal entlang in Richtung Romani führte.
    Kurz vor der zweitgrößten Stadt des Mars verließ er das graue, von Energieschirmen gegen die häufigen Sandstürme geschützte Band und überflog mit voller Beschleunigung die staubiggelbe Steppe, die sich als Gürtel um den gesamten Planeten zog und weiter im Norden von den endlosen roten Wüsten abgelöst wurde.
    Zwei Stunden später tauchte ein riesiger Krater auf, der mit seinen schroffen Wällen und der geröllbesäten Ebene dazwischen recht treffend »Steinschüssel« genannt wurde.
    In weitem Umkreis existierten weder Gleiterbahnen noch Forschungsstationen oder irgendwelche anderen Zeichen menschlichen Lebens. Eine Tatsache, die hauptsächlich auf die ungewöhnliche Häufigkeit der Sandstürme in diesem Gebiet zurückzuführen war, wie sich Jessardin erinnerte. Er kniff die Augen zusammen und lenkte den Gleiter langsam über das Geröllfeld, bis sich vor ihm ein hochragender rötlicher Umriß aus dem Staub schälte.
    Der Turm stand immer noch, obwohl er schon vor Jahrtausenden erbaut worden war. Eins der namenlosen Überbleibsel jener alten Kultur, die damals von den irdischen Flüchtlingen zerstört wurde. Heute vegetierten die alten Marsstämme unter Drogen in Reservaten. Ein Gesetz garantierte ihr Überleben. Ein Gesetz, das ursprünglich einmal Kultur und Eigenständigkeit der fremden, besiegten Rasse hatte schützen sollen, das dem schlechten Gewissen der neuen Marsianer entsprang und das heute niemand mehr ernst nahm.
    Die Sonnenstadt, Zentrum des alten Mars, hatte ein nie ganz geklärtes Geheimnis verborgen.
    Der Turm, der dort wie ein mahnender Finger in die hitzeflimmernde Luft ragte, barg offenbar ebenfalls ein Geheimnis. Simon Jessardin runzelte die Stirn, während er den Gleiter im Schatten landete. War es möglich, daß die Ruinen aus der Vergangenheit jahrhundertelang als Basis und Stützpunkt-Netz für eine nichtmenschliche Rasse gedient hatten? Und wenn - bewies dann nicht schon allein dieser lange Zeitraum, daß die Herren der Zeit tatsächlich nicht als Eroberer gekommen waren, sondern als Forscher, Beobachter - und jetzt vielleicht Warner?
    Rufer in der Wüste ... Ein passender Vergleich angesichts der endlosen, staubigen Ödnis.
    Jessardin schauerte, als er die Gleiterkuppel hochschwingen ließ und ausstieg. Die trockene Hitze brannte auf der Haut, die Sonne schien vom Himmel zu starren wie ein zorniges Auge. Langsam ging der schlanke, hochgewachsene Mann mit dem Silberhaar auf den Eingang des Turms zu. Der rote Stein war glatt. Wind und fliegender Sand hatten Jahrtausende Zeit gehabt, um ihr unermüdliches Werk zu tun, Kanten abzuschleifen, leere Fenster tiefer auszuhöhlen, Inschriften und Reliefs zu vagen Schatten zu verwischen.
    Vor dem Mauerbogen, der einmal ein massives Tor enthalten haben mochte, häufte sich ein schmaler Wall von rotem Sand. Licht fiel ins Innere, verblaßte, mischte sich mit düsteren malvenfarbenen Schatten.
    Jessardin kämpfte gegen ein Gefühl des Unwirklichen, als er den Turm betrat - er, der Präsident der Vereinigten Planeten, völlig allein in der Wüste unterwegs, um ein Wesen zu treffen, das es eigentlich gar nicht geben durfte.
    Seine Augen brauchten einen Moment, um sich an das Halbdunkel in Innern des Turmes zu gewöhnen. Undeutlich erkannte er kahle Wände, herabgefallene Trümmer - und eine enge Wendeltreppe, die in der Mitte des runden Raums nach unten führte.
    Er hätte eine Lampe mitnehmen müssen, überlegte Jessardin.
    Zögernd setzte er den Fuß auf die oberste Stufe. Was er empfand, war Angst - schlichte menschliche Angst vor dem Unbekannten. Wie in einer Vision glaubte er plötzlich, wieder seine erste Begegnung mit dem Fürsten von Mornag vor sich zu sehen. Ein erschöpfter, abgekämpfter Gefangener, der den Weg aus dem Mondstein gefunden und eine völlig fremde Welt entdeckt hatte. So wie die Marsianer vielleicht in der Begegnung mit den Herren der Zeit eine fremde Welt entdecken würden. Nur mit dem Unterschied, daß diese Fremden trotz all ihrer Macht nie auch

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