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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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kannten keine Gnade. Sie waren hier, um ihre Neugier zu befriedigen. Sie erwarteten das Außergewöhnliche, und das wurde ihnen geboten. Florine renkte sich beinahedie Schultern aus, um der Nase ihres Gegenübers zu entgehen. Sie wollte nicht beschnüffelt werden. Zu allem Übel musste Morphise ihren ganz eigenen, unnützen Kommentar abgeben.
    »Aber er beißt ja gar nicht zu.«
    »Er muss sich erst an sie gewöhnen. Vielleicht ist er auch nicht ganz überzeugt und hält sie der Unsterblichkeit für unwürdig.«
    Saint-Germain packte Florines Nacken und drückte zu. Der ungnädige Griff löste Schwindel aus. Ihre Knie mussten sich beugen, Saint-Germain presste sie gegen den Gefesselten. Sein Vorgehen war zu grob, um mit einem Scherz abgetan zu werden. Selbst seine Worte ergaben einen furchtbaren Sinn.
    »Koste von ihr. Du willst es. Du hast großen Hunger. Stille ihn.«
    Größer als jeder Hunger war Florines Angst, als der Gefesselte den Mund öffnete. Aus den Augenwinkeln nahm sie etwas wahr, das es nicht geben konnte. Weiße Zähne, ein kräftiges Gebiss und das Unfassbare daran: Er besaß Fänge! Zwei kleine Spitzen unten, zwei größere oben. Nie zuvor hatte sie so etwas gesehen, und ihr Wunsch danach war nicht vorhanden. Die Situation war ernster als gedacht, am Ende gar tödlich. Es gab nur einen Ausweg. Sie packte die Silberkettchen, zog sich mit einem Ruck an den Gefesselten heran und setzte sich seinen Fängen aus. Sehen konnte sie sie nicht mehr. Sie hatten sich auf ihre Halsbeuge gesenkt.
    »Ich kann deine Ketten lösen, wenn du die Hände höher hebst. Ich kann es, aber du darfst mir nichts tun.« Die Worte überschlugen sich in ihrer Panik.
    Trotz des aufgeregten Getuschels der Gäste hatte er verstanden. Er zog den Kopf zurück und hob die Hände. Die Straffung seiner Eisenketten ließ nach. Es musste schnell gehen, ehe Saint-Germain etwas ahnte und eingreifen konnte. Die Ketten umfassend stieß sie sich von der Wand ab. Ihr Körper schoss nach oben und spannte sich. Für einen Lidschlag hing sie schwerelos in der Luft. Jetzt! Ihre Handgelenke drehten sich kraftvoll. Die Ketten gerieten in Schwingung. Rasselnd schleuderten die beiden runden Glieder durch die Spiralen und rutschten heraus. Ein Luftzug hob ihre Röcke. Der Mann tauchte unter ihr durch, noch ehe sie am Boden aufkam. Zurück blieb die samtene Wandbespannung, gegen die sie sank. Hinter ihr setzte Tumult ein.
    »Er ist frei!«
    »Schützt die Damen!«
    »In die Ecke, duckt Euch!«
    Schrill kreischten die Damen in die Männerstimmen hinein. Saint-Germain übertönte alle anderen.
    »Ich erschieße ihn! Keine Panik!«
    »Ein Querschläger gefährdet uns alle! Zieht die Degen!«
    »Eure Degen helfen nichts!«
    Es klirrte und rasselte. Schalen krachten zu Boden. Der schwere Tisch kippte mit ohrenbetäubendem Donner. Den Aufruhr, den sie ausgelöst hatte, konnte sie nur hören, nicht sehen. Sie kämpfte ihren eigenen Kampf mit den Silberkettchen, die stabiler waren als sie aussahen. Ihr Bedürfnis nach Flucht wurde übermächtig. Panisch zerrte und riss sie, stemmte sich gegen die Wand, warf ihren Körper zurück. Über ihre Angst vergaß sie das soeben ausgeführte Kunststück. Sie musste es wiederholen. Keuchend hielt sie inne, sammelte die letzten Kraftreserven und sprang. Beim ersten Mal versagte sie. Ihr zweiter Sprung schickte sie rücklings zu Boden. Endlich war sie frei. Hastig rollte sie herum, wollte aufspringen und wurde von einem Eisenband, das sich um ihre Leibesmitte legte, daran gehindert. So sehr sie mit den Armen ruderte, einen Halt fand sie nicht.
    »Nein!«, begehrte sie laut auf.
    Kurz darauf hing sie mit dem Kopf nach unten über einer Schulter, die sich unangenehm in ihren Magen bohrte. Der Raum wurde zu einem Karussell. Farbenprächtige Roben tauchten in einer Ecke auf und verschwanden wieder. Speisen am Boden und ein umgestürzter Tisch, dann Saint-Germain, dessen Pistolenmündung direkt auf ihr Gesicht gerichtet war.
    »Nicht schießen!«, rief sie und kreuzte die Arme über dem Kopf.
    Der erwartete Schuss, der sie ins Jenseits schicken würde, blieb aus. Das Nächste, was sie sehen konnte, waren die Steinfliesen des Ganges. Lange Ketten schleiften darüber. Der Befreite rannte auf die Treppe nach oben zu, ins Vestibül.
    »Vorsicht! Geht in Deckung!«
    Um Madame Chrysantheme und die Mädchen zu warnen, schrie sie aus vollen Lungen. Schrilles Kreischen war das Resultat eines Spurts durch das Vestibül und in den Vorhof

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