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Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 1 - Im Bann des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Oberkörper nach oben gedrückt nutzte sie seinen Rücken als Stütze. Unter ihren Händen bewegten sich Muskeln. Sie hatte sich nicht getäuscht. Da war etwas. »Lauf! Lauf so schnell du kannst! Saint-Germain hat Hunde auf dich gehetzt! Gewaltig große Hunde!«
    Anstatt loszulaufen, was er bisher in irrsinniger Geschwindigkeit vermocht hatte, wurde er langsamer und drehte sich um. Sie verlor die Schemen auf vier Pfoten aus den Augen. Eines war über die Landstraße geprescht, das andere jagte auf einer Böschung zur Rechten entlang. Hektisch trommelte sie auf dem breiten Rücken herum.
    »Du sollst rennen! Denkst du, sie machen einen Unterschied zwischen uns, du dämlicher Idiot? Sie werden uns beide in Stücke reißen.«
    »Keine Sorge, das werden sie nicht.«
    »Verdammt noch eins! Du magst dich für unsterblich halten. Ich weiß, dass ich es nicht bin!«
    »Mademoiselle, zu meinem großen Bedauern trennen sich hier unsere Wege.«
    Das konnte nur eines bedeuten, er wollte sie den Hunden vorwerfen. Florine wehrte sich gegen den Griff um ihre Taille. Mühelos hob er sie von seiner Schulter. In einem Wirbel aus Rock und Unterrock flog sie durch die Luft. Das Letzte, was sie von dem Irren sah, war eine schlanke Silhouette, die sich aus der Dunkelheit schälte. Dann landete sie in weichem Gras und kullerte den Abhang einer Böschung hinab in einen schmalen Wassergraben. Ein Aufjaulen zwang sie zur Bewegungslosigkeit. Etwas Großes setzte über sie hinweg und sie wartete auf Schmerzensschreie. Stattdessen vernahm sie ein Hecheln und das Rasseln von Ketten. Zuletzt entfernten sich die Geräusche und Stille senkte sich über den Wassergraben und die Landstraße. Da lag sie nun in einem Graben, dessen Wasser durch ihr Kleid drang, direkt neben einer Landstraße. Wie weit war der Wahnsinnige mit ihr gerannt? Eine Meile? Zwei? Gar noch weiter? Bei dem Gedanken an die Strecke, die sie hierher geführt hatte, fühlte sie sich elend. Behutsam bewegte sie Arme und Beine. Das wildwuchernde Gras hatte ihren Sturz abgefangen. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatte sie diesen Alptraum unverletzt überstanden. Nachdem geraume Zeit alles ruhig blieb und sie außer dem Zirpen der Grillen nichts hörte, hob sie den Kopf.
    »Hallo?«
    Niemand antwortete ihr. Auf Händen und Knien kämpfte sie sich die steile Böschung hinauf. Niemand war zu sehen, und sie fragte sich unwillkürlich, was sie überhaupt erblickt hatte in der Dunkelheit. Waren es Hunde gewesen oder etwas anderes? Eigentlich hatte sie nur Schatten wahrgenommen und ein riesig anmutendes Schemen, das über sie hinweg gesprungen war. Im Nachhinein konnte sie nicht mehr sagen, was es gewesen war. Nun fehlte sowohl von ihrem Entführer als auch von den vierbeinigen Verfolgern jede Spur. Es gab auch keine Anzeichen für einen Kampf. Das war besonders merkwürdig, da ihr die Einsamkeit, in der sie stand, bewusst wurde. Was nachts auf verlassenen Landstraßen vor sich ging, wollte sie lieber nicht am eigenen Leib erfahren. Es war ein Schrecken für sich, gottverlassen auf einer dunklen Straße zu stehen, ohne Licht oder eine andere Menschenseele weit und breit. Mit bebenden Fingern wrang sie ihren nassen Rock aus und humpelte so schnell sie konnte am Rand der Landstraße zurück in die Stadt. Da ihre Schuhe bei der wilden Hatz von ihren Füßen geglitten waren, wurde es ein langer, mühsamer Marsch.

     
    Der neue Tag begann denkbar schlecht. Eine Seite ihres Kleides war noch immer feucht und klebte an ihrer Haut. Ihre Strümpfe waren zerrissen, ihre Füße wund und von den Purzelbäumen über die steile Böschung waren Kletten in ihrem Haar geblieben. Ruhe, gar Mitgefühl wurden ihr trotz des haarsträubenden Abenteuers nicht zuteil. Madame Chrysantheme fand in ihrer Tirade kein Ende. Die Mädchen hatten sich an der Speisetafel im Salon du Sang eingefunden und naschten von den Überresten des opulenten Menüs. Den Kopf gesenkt täuschte Florine eine Zerknirschung vor, die sie nicht verspürte. Schlichtweg alles hatte sich gegen sie verschworen. Einer Flut an Vorwürfen ausgesetzt, fühlte sie sich nicht nur wie das Opfer eines gemeinen Komplotts, sondern auch ungerecht behandelt.
    »Es ist ein Desaster!«, lamentierte Madame Chrysantheme zum wiederholten Mal. »Deine Einmischung war unangebracht, unhöflich und eine Zumutung ohnegleichen. La Pompadour war außer sich, die kleine O’Murphy heulte Rotz und Wasser und Saint-Germain tobte. Madame Hausset, die erste Kammerfrau der

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