Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)
sich einen guten Namen bei den Dozenten zu machen.“
Der General sah mich ruhig an, trotzdem hatten seine Augen eine glanz- und kompromisslose Härte.
„Du solltest im Leben immer nach der für dich besten Strategie suchen.“
„Und taktisch vorgehen“, ergänzte ich. Es war eine sarkastische Bemerkung, die ich mir unter anderen Umständen niemals erlaubt hätte. Dafür hatte ich zuviel Angst vor meinem Vater. Aber im Moment war ich zu aufgewühlt, um Konsequenzen zu berücksichtigen. Zum Glück bemerkte er das Gift in meiner Stimme nicht – oder er ignorierte es einfach.
„Richtig, Jul. Ich sehe, wir verstehen uns. Zeig denen, was in dir steckt.“
Dann beugte er sich tatsächlich vor und strich mir über die halblangen Haare. Ich scheute beinahe seine Berührung, einerseits, weil er mich überrumpelt hatte, andererseits, weil sie ungewohnt und emotionslos war und er es nur tat, um mir die restliche verbale Munition zu nehmen. Taktische Vorgehensweise. Damit war der Sommer für mich gelaufen, aber ich hatte noch eine Karte im Ärmel: Den Campus.
Sicherlich gab es hier in Cape Orchid keinen guten alten Chad, mit dem ich hätte zusammen ziehen können, aber einen halbwegs passablen Zimmergenossen würde ich bestimmt finden. Im Grunde war jedes Leben besser als das mit dem General. Mein Zugeständnis an die Sommerkurse war vielleicht mein Ticket in die Unabhängigkeit.
Während ich kurz darüber nachdachte, warf der General einen prüfenden Blick auf seine Uhr und trank hastig seinen Tee aus. Meine Mum reichte über den Tisch und ergriff meine Hand. Sie ahnte bestimmt, was jetzt kommen sollte.
„Ich bin einverstanden, Dad. Aber, wo wir schon mal darüber reden, da gibt es noch etwas.“
Der General wischte sich mit der Serviette über die feuchten Lippen und legte sie sauber zusammengefaltet neben seinen Teller. Mein Puls beschleunigte sich. Der Griff meiner Mum wurde etwas fester.
„Was denn?“, fragte er und rückte seinen Stuhl demonstrativ vom Tisch weg.
Ich sah kurz meine Mum an und sie schüttelte fast unmerklich ihren Kopf. Sie war gezwungenermaßen ebenfalls zu einer guten Strategin geworden. Ich fühlte mich hin und her gerissen. Einerseits wollte ich dem General jetzt davon erzählen, auf den College-Campus zu ziehen, andererseits traute ich meiner Mum, dass ich es im Moment lassen sollte.
„Ach, nichts wichtiges.“
Ohne näher darauf einzugehen, erhob sich der General, straffte seine Uniform und küsste meine Mum lieblos auf die Stirn.
„Dann werde ich mir jetzt mal den Sauhaufen ansehen, den sie mir hier übertragen haben. Ich hoffe, es sind wenigsten ein paar Jungs dabei, die deinen Schneid haben, was, Jul?“
„Ja, Sir“, sagte ich und nickte widerwillig. Die Schlacht war verloren. Er wusste genau, wo man einen Menschen tödlich verletzen konnte, Körper, so wie Geist.
„Ruf im Sekretariat des Colleges an, Jul, und klär das mit deiner Einschreibung. Sollten die Schwierigkeiten machen, gib ihnen meinen Namen und meine Büronummer. Sie steht auf dem Block neben dem Telefon. Wir sehen uns heute Abend.“
Mit diesen Worten verließ er unser neues Heim.
„Es tut mir Leid, Schätzchen“, sagte meine Mum, nachdem die Haustür zugeschlagen wurde. „Der Zeitpunkt war nicht richtig.“
„Wieso? Ich gehe doch zu diesen besch... eidenen Brückenkursen. Du weißt, was ich fragen wollte, oder?“
„Natürlich. Du sollst auch auf den Campus ziehen. Du bist jung, aber auch erwachsen und musst dein eigenes Leben führen. Wenn wir dich zu sehr unter unsere Fittiche nehmen, wirst du es später umso schwerer haben. Du benötigst Freiraum, um dich zu entfalten, schließlich bist du mein kleines, kreatives Genie.“
Sie rückte etwas näher an mich heran.
„Ich rede mit deinem Vater, fest versprochen. Aber du musst mir etwas Zeit lassen, bis der richtige Moment dafür da ist. Geht das okay für dich?“
Ich nickte und nahm sie dankbar in den Arm. Der General war ohne Frage ein Tyrann, aber meine Mum kannte ihn lange genug um zu wissen, wann und wo man bei ihm den Hebel ansetzen musste.
„Und mach dir keine Sorgen wegen der Sommerkurse“, sagte sie anschließend und sah mich mit ihren wundervoll braunen Augen – die ich leider nicht von ihr geerbt hatte – eindringlich an. „Die schaffst du doch spielend. Außerdem lernst du dort vielleicht wirklich ein paar nette Mädchen kennen.“
Ich ließ mir nichts anmerken, trotzdem ergänzte meine Mum ihre Aussage.
„Oder
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