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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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Händen zerreißt, aber weißt du was, Nios?“ Thamar packte den Söldner unvermittelt am Kragen und zog ihn dicht zu sich heran. „Das wirklich Gute daran, dass ich noch kein König bin ist, dass ich mir viele Freuden gönnen darf, die mir auf dem Thron verwehrt bleiben werden. Eine davon ist, ich kann mit dir machen, was immer ich will.“ Er ließ diese Drohung wirken, bis Nios schwer atmend versuchte, aus seinem Griff zu entfliehen.
    „Sag mir eins: Hast du das Wissen, wo ich mich aufhalte, verkauft, oder irgendetwas anderes von dem, was du geheim zu halten geschworen hast? Ja oder nein?“
    Hastig schüttelte Nios den Kopf. Thamar starrte ihn drohend an, bis Inani und Corin gleichzeitig riefen: „Er sagt die Wahrheit.“
    „Ich wollte nur dafür sorgen, dass Ihr nicht mehr kommen und Ilat herausfordern könnt. Wer seinen Herrn betrügen will, sollte sicherstellen, dass der sich nicht mehr dafür rächen kann“, murmelte Nios. Es sollte vermutlich provozierend klingen, aber seine Stimme schwankte und er wagte nicht, Thamar anzusehen.
    Noch einen Moment lang hielt Thamar den Mann fest. Dann stieß er ihn von sich und wandte sich zu Kýl, der unmittelbar hinter ihm stand: „Mein Freund, leih mir dein Schwert. Und du“, er wies auf den unglücklichen Vetter des Attentäters, „du gibst deine Waffe an diese Ratte. Er soll im Duell beweisen, wer von uns beiden das Recht hat zu leben.“
    „Hoheit, nein! Wenn er Euch tötet ...“
    Mit einer ungeduldigen Geste brachte Thamar die Männer zum Schweigen.
    „Falls ein Feigling wie er es schaffen sollte, mich zu töten, habt ihr alle eure Zeit verschwendet, denn wie hätte ich so jemals
    hoffen können, meinen Bruder zu bezwingen? Sollte Nios mich besiegen, ist er frei. Niemand wird ihn hindern zu gehen, egal wohin er will. Sollte ich ihn töten, zweifelt nie wieder an mir, meinem Mut oder der Wahl meiner Verbündeten!“
    Thamar sprach ruhig, ohne Zorn oder Hass. Gerade dadurch wirkten seine Worte umso tiefer.
    „Glaubt ihm nichts! Sobald ich einen Kratzer in unseren hochwohledlen Prinzen ritze, wird die Wildkatze da über mich herfallen! Ein gerechter Kampf, daran glaubt ihr doch selbst nicht!“, rief Nios hastig.
    Inani stieg mit langsamen Bewegungen vom Tisch, schüttelte kurz den Kopf, und ihre langen Haare färbten sich rot.
    „Ich schwöre bei Pyas Tränen, ich werde nicht eingreifen, egal, was geschieht.“
    „Geh vor die Tür, Nios, dich erwartet ein ehrlicher Kampf.“ Thamar wog Kýls Schwert in der Hand und schritt voraus zur Tür. Nios wandte sich zu seinem Vetter. Der bewegte sich mit einem Mal schneller, als irgendjemand reagieren konnte. Er gab seine Waffe nicht weiter, sondern stieß sie in Nios’ Brust. Nios brach sofort tot zusammen. Sein Mörder warf sich Thamar zu Füßen.
    „Majestät“, stammelte er, „mein Prinz, ich zweifle nicht an Eurem Mut, Eurer Kampfkunst oder an Eurer Ehrlichkeit. Aber ich musste an meinem Vetter zweifeln, ob er Euch einen ehrlichen Kampf geliefert hätte. Lieber wollte ich ihn selbst umbringen als mit anzusehen, wie er Euch vielleicht hinterrücks erschlägt, nachdem Ihr ihm Gnade gezeigt habt ...“ Seine Worte verloren sich. „Macht mit mir, was Ihr wollt. Ich fürchte den Tod nicht.“
    Thamar beugte sich zu ihm hinab und zog ihn auf die Füße.
    „Du magst den Tod nicht fürchten, doch ich fürchte, einen guten Mann zu verlieren. Es ist Blut geflossen, in meinem eigenen Haus. Du hast die Schande von dem Namen deiner Familie gewaschen, mehr gibt es nicht zu tun in dieser Sache.“
    Er drückte ihm die Schulter und wandte sich nun an alle, die im Raum anwesend waren.
    „Wenn es jemanden gibt, der an mir, meinen Taten oder meinen Verbündeten zweifelt, dann soll er es jetzt sagen. Er braucht keine Strafe zu fürchten. Die Hexen werden ihm die Erinnerung nehmen, wo wir uns befinden und ihn an jeden Ort in Enra bringen, den er sich wünscht – Roen Orm eingeschlossen. Ein aufrichtiger Rückzug ist besser als das, was gerade geschehen ist.“
    Er sah jedem Mann in die Augen. Keiner senkte den Blick, keiner wich vor ihm zurück. Niemand regte sich.
    „Wir sind käufliche Krieger, aber wir sind treu, solange unser Herr uns bezahlt und anständig behandelt. Wir folgen Euch, Thamar“, sprach einer von ihnen, ein bulliger Axtkämpfer mit vernarbtem Gesicht.
    „Und gegen die Hexen haben wir auch nichts, solange sie ihre Krallen bei sich lassen und wir sie wenigstens angaffen dürfen“, fügte er grinsend

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