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Soehne des Lichts

Soehne des Lichts

Titel: Soehne des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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vor Lachen. „Nebel is’ nich’ gefährlich, oder? Warum nimmst dir das Hexenweib nich’, du willst’se, oder?“
    Kýl gab dem schwankenden Mann einen Schubs, sodass der beinahe vom Stuhl gefallen wäre. „Die haben noch mehr Tricks drauf, Arlan, glaub’s mir. Es sind die Augen, verstehst du? Alles ist gut, solange du einer Hexe in die Augen siehst und ein Mensch schaut zurück. Selbst, wenn die wütend sein sollte, alles ist gut. Falls sie dich aber anstarrt und die Pupillen sind geschlitzt, oder gelb wie bei einer Katze, dann solltest du rennen! Ich bin schon ein paar Jahre länger hier als du, ich weiß, was Hexen können.“ Er erschauderte unwillkürlich und warf Inani einen leicht nervösen Blick zu.
    „Die Blonde da nich’, oder?“ Der Söldner wies unsicher auf
    Corin, die er wahrscheinlich mindestens zwei Mal vor sich sah. „Die ist weich.“
    Inani ballte gereizt die Fäuste, bereit, ihre Freundin zu verteidigen, doch wieder erhob Thamar die Stimme: „Corin gehört zu der seltenen Sorte Hexe, die immer gefährlich ist, egal, wie ihre Pupillen geformt sind. Je sanfter sie lächelt und je unscheinbarer sie aussieht, desto gefährlicher ist sie. Sie findet jede Schwäche und weiß von all deinen Ängsten, Arlan. Sie ist allerdings klug genug, dir das erst zu verraten, wenn sie dich vernichten will.“ Er nickte Corin respektvoll zu, und sie lächelte mysteriös. Vor sich hinmurmelnd wandte sich Arlan seinem Trinkbecher zu, die anderen lachten – einige von ihnen übertrieben heiter. Hexen waren nun mal anders.
    Plötzlich spürte Inani, wie sich Corin versteifte. Sofort waren ihre Sinne hellwach, sie wusste, dass ihre Freundin den Raum und sämtliche Anwesenden aufmerksam beobachtet hatte.
    „Was ist los?“, fragte sie geistig.
    „Ich weiß es nicht. Irgendetwas … einer der Söldner, die du mitgebracht hast. Ich sehe einen Schatten, Hass, ich weiß es nicht!“
    „Konzentrier dich. Löse dich von mir und sage mir, welcher der Männer eine Gefahr ist. Du kannst ihn finden!“
    Thamar griff nach ihrem Arm, beunruhigt von der Geistesabwesenheit der beiden Hexen, doch Inani schüttelte nur leicht den Kopf. Aufmerksam beobachtete sie Corin, die mit geschlossenen Augen dasaß, tief in sich selbst versunken. Dann wies sie mit ausgestrecktem Finger auf einen Mann mit grauen Haaren und Vollbart, der am unteren Ende des Tisches saß und scheinbar angeregt in ein Gespräch mit seinem Sitznachbarn vertieft war.
    Schlagartig wurde es still im Raum. Der stämmige Bärtige sah auf, starrte verwundert um sich, als er sich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit fand.
    „Wo ist die Gefahr, Corin?“, flüsterte Inani hastig. Der Blick des Mannes flackerte zu Thamars Kelch, den dieser seit Minuten hielt, ohne daraus zu trinken, und sie reagierte sofort: Mit einer fließenden Bewegung riss sie den Weinkelch an sich, drückte ihn Corin in die Hände, sprang auf den Tisch und kniete vor dem Mann nieder. Mit einem Dolch an seiner Kehle verhinderte sie Fluchtgedanken. Sofort hielt sie einen zweiten Dolch bereit und zielte damit auf das Herz eines Mannes zu ihrer Linken, dessen Hand zum Griff seines Schwertes geirrt war. Die Waffe des Bärtigen riss Kýl an sich und warf es in die hintere Ecke des Raumes, bevor er mit erhobenen Händen vom Tisch zurückwich.
    „Ich habe nichts damit zu tun“, stammelte er. Inani fixierte die beiden verdächtigen Männer und sicherte den Raum mit ihrem unmenschlich geschärften Gehör.
    „Gebt mir einen Grund, wagt es falsch zu atmen, und ihr seid sofort tot!“, zischte sie drohend. Sie hörte, wie ihre Stimme eine ganze Oktave tiefer sackte und wusste, die Raubkatze in ihr war vollends erwacht. Das Blut rauschte in ihren Ohren, vertrauter Zorn kämpfte gegen ihre Barrieren.
    Es wäre so leicht, sich überwältigen zu lassen und zu einem gierig tötenden Monster zu werden, einer Bestie, die weder mit einem Panther noch einem Menschen etwas gemeinsam hatte. Zu oft hatte sie bereits an dieser Grenze gestanden und jedes Mal nur knapp den Sieg gegen sich selbst davongetragen.
    „Inani, beruhig dich.“ Sie hörte, Thamar war im Begriff, sich zu erheben.
    „Bleib wo du bist. Das gilt für jeden hier“, knurrte sie. „Corin, teste den Wein, ob Gift darin ist.“
    „Nicht nötig. Es ist Wilder Blauhut, ich erkenne den Geruch“, erwiderte Corin leise. Einige Männer schnappten nach Luft, es war ein weithin bekanntes, starkes Pflanzengift. Einen langsamen und qualvollen Tod brachte es

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