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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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zu gelangen, und die Brunnen der Stadt und der Zitadelle reichten bei Weitem nicht aus, alle in Erys eingeschlossenen Menschen zu versorgen. Graf Eskarlion hatte keine andere Wahl gehabt, als das Wasser streng zu rationieren. Vor allem die Zivilbevölkerung litt dadurch Höllenqualen, denn die Kämpfer der Stadt wurden bei der Wasserausgabe bevorzugt behandelt.
    Ein Hauptmann der Lanzenreiter schritt zwischen den Soldaten einher und kam zielstrebig auf sie zu. Der Mann schien ähnlich mitgenommen wie alle anderen. Sein Umhang war zerrissen, seine Rüstung an mehreren Stellen voller Beulen. Kilian hätte schwören können, dass einige dieser Beulen von einem schweren Kriegshammer stammten. Das war überaus beeindruckend. Nicht viele überlebten eine Begegnung mit dieser Waffe.
    »Folgt mir bitte!«, forderte der Offizier Kilian und Logan höflich auf.
    »Und wohin?«, fragte der Söldneranführer.
    Falls der Offizier sich durch die Frage irgendwie gestört oder beleidigt fühlte, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Graf Eskarlion hat einen Kriegsrat einberufen und Prinzessin Miriam wünscht Eure Anwesenheit.« Mit einer weiteren Geste bedeutete der Hauptmann ihnen, ihm zu folgen.
    Kilian wechselte einen unschlüssigen Blick mit Logan, der lediglich die Achseln zuckte. Er erhob sich schwerfällig und gemeinsam folgten sie dem Hauptmann durch die engen, verwinkelten Straßen der Stadt.
    Kilian war schockiert, wie viele Anzeichen der Schlacht es auch hier gab. Verbrannte Häuser, Leichen in den Straßen, weinende Menschen. Während der letzten zwei Angriffe war es Moyri-Soldaten gelungen, durchzubrechen und in der Stadt einigen Schaden anzurichten, bevor man sie zur Strecke brachte. Einigen Moyri-Trupps war es sogar gelungen, wichtige Lagerhäuser innerhalb der Stadt niederzubrennen, in denen Nahrungsmittel untergebracht waren. Dies verschärfte die Versorgungssituation der Eingeschlossenen zusätzlich. Zudem stellte es eine besorgniserregende Änderung der Taktik ihrer Feinde dar.
    Coyle Polloks Armee benötigte diese Nahrungsmittel ebenso, wie die Varis es taten. Doch Pollok wurde ungeduldig. Dass der Kriegsherr nun befohlen hatte, die Lagerhäuser zu zerstören, zeigte, dass er die Belagerung so schnell wie möglich beenden wollte. Zu diesem Zweck war ihm jedes Mittel recht. Selbst wenn dies die Zerstörung der Versorgungsgüter nötig machte, nach denen es seine Armee so dringend verlangte.
    Kilian verbrachte die meiste Zeit auf der Mauer und hatte nicht gewusst, wie schlimm es wirklich um Erys stand.
    Als sie endlich den Kriegsraum des Grafen betraten, begegneten ihnen die gleichen düsteren Mienen, hinter denen sich die gleichen düsteren Gedanken abspielten wie bei den Menschen in der Stadt, bei den Soldaten auf der Mauer und in ihren eigenen Köpfen.
    Der Graf begrüßte sie mit einem knappen Nicken, Miriam mit einem freudlosen Lächeln. Auf Lyras Gesicht spiegelte sich ehrliche Freude wider, während Faris Lenard, der den rechten Arm in einer provisorischen Schlinge trug, verdrossen das Modell der Stadt musterte. Silas, Kurta und Jonas hielten sich bewusst etwas abseits und unterhielten sich leise. Als Kilian sich näherte, verstummten sie jedoch und sie lächelten ihrem Anführer scheu zu. Er hatte keinen von ihnen in den letzten Tagen gesehen. Kurta und Jonas kämpften mit Lyra und Miriam im östlichen Teil der Verteidigung, während Silas sich in den Lazaretten nützlich machte.
    Kilian musterte den Barden mit neuen Augen. Das sonst so vergnügte Glitzern in dessen Augen war verschwunden. An seine Stelle war Resignation getreten.
    »Wir verlieren«, begann Graf Eskarlion ohne Umschweife und betretenes Schweigen erfüllte den Raum. »Das ist eigentlich nicht weiter verwunderlich. Wir konnten kaum hoffen, diese Streitmacht zu besiegen. Von Anfang an baute unsere Taktik darauf, Zeit zu gewinnen und zu hoffen, dass Coyle Pollok so viele Männer verliert, dass sie sich letztendlich gegen ihn wenden.«
    »Nur, dass das leider nicht eingetreten ist«, vollendete Faris Lenard die Ausführungen. »Wir haben wohl unterschätzt, welche Macht Pollok über seine Leute hat.«
    »Leider«, nickte der Graf. »Und die Fortschritte der Moyri sind überaus erschreckend. Sie durchbrachen den äußeren Wall weit früher als erwartet. Um genau zu sein, Wochen früher als erwartet. Und der innere wird auch nicht mehr lange zu halten sein.«
    Der Graf seufzte tief. »Wir müssen uns langsam Alternativen

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