Söldnerehre (German Edition)
kann ein Ende des Krieges verkünden.«
Kilian schnaubte halb amüsiert, halb frustriert, da er alle verspürte Hoffnung schwinden sah. »Von diesem Ritual habe ich auch schon gehört. Da gibt es allerdings einige Schwierigkeiten. Zunächst mal muss die Herausforderung persönlich an Coyle Pollok überbracht werden, und da ist es schon ziemlich blöd, dass seine gesamte Streitmacht zwischen uns steht. Er wird sicherlich nicht so nett sein und sich vor unseren Mauern aufstellen, damit wir ihn herausfordern können. Und … ach ja … diese Herausforderung kann nur von einem Stammesführer der Moyri ausgesprochen werden, von jemandem, der königliches Moyri-Blut in den Adern hat. Coyle Pollok war leider so unhöflich, alle Moyri-Stammesführer umzubringen, als er die Macht übernahm. Wer also sollte ihn noch herausfordern? Tut mir leid, Faris. Es war ein guter Plan, nur leider undurchführbar.«
»Coyle Pollok hat nicht alle Moyri-Führer umgebracht.«
»Faris!«, zischte Logan warnend.
»Einen gibt es noch.«
»Tu das nicht, Faris.«
»Logan kann Coyle Pollok herausfordern.«
»Was?« Kilian warf dem Kopfgeldjäger einen ungläubigen Blick zu. Dieser spannte seine Muskeln an und Kilian war sich sicher, dass der hünenhafte Krieger sich quer über den Tisch auf den dürren Faris Lenard stürzen würde.
Doch mit einem Mal schwand die Wut aus dem Gesicht Logans und zurück blieben nur Trauer und Schmerz.
Faris Lenard fühlte sich ermutigt weiterzureden.
»Logan ist Polloks Bruder. Er wurde vor langer Zeit verstoßen, als Pollok die Macht an sich riss. Er kann den Kriegsherrn der Moyri herausfordern.«
»Das ist lange her«, erwiderte Logan. »Dies geschah in einem anderen Leben. Ich betrachte mich schon lange nicht mehr als Moyri. Seit sie zu einer marodierenden Bande von Verbrechern verkommen sind. Das ist nicht mehr das Volk, das sie einst waren und das ich geliebt habe.«
»Aber sie können es wieder werden, Logan«, widersprach der Varis-General. »Mit deiner Hilfe.«
Logan öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen.
»Oder wir sterben hier alle«, fuhr Faris Lenard fort.
Logan schloss den Mund wieder, ohne etwas gesagt zu haben, und senkte betreten den Kopf. »Selbst falls ich mich dazu bereit erkläre, bleibt dennoch ein Problem. Kilian hat recht. Die Herausforderung muss persönlich vorgebracht werden. Wir kommen jedoch niemals nah genug an ihn heran. Selbst wenn die Armee nicht wäre, würde seine Leibwache uns in Stücke hauen, bevor wir auch nur auf Sichtweite an sein Zelt herangekommen wären.«
»Und wenn wir dies dennoch irgendwie schaffen?«, überlegte Graf Eskarlion.
»Was schwebt Euch vor?«, fragte Kilian mit vor Eifer vibrierender Stimme.
»Wir modifizieren den ursprünglichen Plan. Wir greifen die Moyri zwischen dem inneren und äußeren Wall mit allem an, was wir haben. Und zwar kurz vor Sonnenaufgang, während sie sich noch zum Angriff formieren. Damit lenken wir ihre Aufmerksamkeit auf uns.« Er deutete auf Logan. »Und Ihr seilt euch vom Ostwall ab, schlagt Euch über den Fluss zum Wald durch und kämpft Euch zu Coyle Pollok durch. Mit etwas Glück ziehen die Moyri ihre Truppen zusammen, um unseren Ausfall zurückzuschlagen. Das wird Euch helfen.«
»Und ich begleite dich«, bot sich Kilian hilfreich an.
»Bist du sicher?«, fragte Logan. »Das wird kein Spaziergang.«
»Umso besser. Den ganzen Spaß überlasse ich bestimmt nicht dir allein.«
Kurta und Silas standen nahezu gleichzeitig auf und stellten sich an Kilians Seite. Kilian warf dem Barden einen ungläubigen Blick zu.
»Und was willst du hier, Meister Hasenfuß?«
»Na was wohl? Helfen. Außerdem möchte ich das Ende dieser Geschichte hautnah miterleben. Das wird ganz bestimmt der Stoff für eine wundervolle Ballade.«
Der Barde lächelte verträumt und Kilian war sich ganz sicher, dass sein langjähriger Gefährte im Geiste schon die Ballade komponierte.
»Ich komme auch mit«, bemerkte Lyra fest und ihr Tonfall duldete keinen Widerspruch.
Graf Eskarlion wandte sich an den hinter ihm stehenden Hauptmann.
»Sammelt alle Truppen. Rekrutiert an Freiwilligen, was Ihr könnt. Vielleicht wird die kommende Schlacht unser letztes Gefecht und vielleicht haben wir mit unserem Plan nicht die geringste Chance.« Der Graf lächelte kampflustig. »Doch falls wir tatsächlich untergehen, werden wir eine Schlacht schlagen, die die Moyri nie vergessen werden.«
* * *
Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren und es blieb
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