Söldnerehre (German Edition)
schwarzer Kreide auf den Boden gezeichnet worden. Die zwölf Zeichnungen bildeten einen Kreis und gruppierten sich um ein dreizehntes Pentagramm. In jedem der zwölf äußeren lag ein gefesselter Kriegsgefangener. Alles ehemalige Varis-Soldaten. Ihre Köpfe wiesen auf das dreizehnte Pentagramm. Neben jedem Gefangenen war ein Tier angekettet. Es handelte sich um vier Bären, vier Wölfe, drei Panther und einen Tiger.
»Ich muss Euch noch einmal fragen, ob Ihr das wirklich tun wollt, Herr. Ihr habt Logan hinter den Söldnern hergeschickt und vierzig Schakale hinter Logan. Haltet Ihr es wirklich für nötig, auch noch dies zu tun?«
»Unbedingt. Diese Angelegenheit ist zu wichtig, um sie Eskals Händen alleine zu überlassen. Ich kenne Logan. Es ist durchaus im Bereich des Möglichen, dass er den Schakalen ausweichen oder sie in die Irre führen kann. In der Wildnis kennt er sich aus wie kein Zweiter. Aber ihnen hier wird er nicht entkommen können.« Er deutete auf die Soldaten und die Tiere.
»In der Tat. Ihr Geruchssinn wird sie direkt zu ihm führen. Das Problem ist, dass sie sich vielleicht nicht damit begnügen werden, den Kopfgeldjäger zu töten. Wenn sie erst einmal Blut geleckt haben, dann halte ich es vielmehr für wahrscheinlich, dass sie alle töten, die sich in seiner Gesellschaft befinden. Vielleicht sogar die Schakale, wenn sie nah genug sind.«
Pollok zuckte lediglich die Achseln. »Beruhige dich. Du machst dir viel zu viele Sorgen. Falls es dich beruhigt, ich habe nicht vor, sie sofort hinter den Schakalen herzuschicken. Sie bleiben hier in Eriakum für den Fall, dass Eskal versagt. Dann und nur dann werden sie eingesetzt. Ich bin gern auf alles vorbereitet.« Er lächelte kalt.
»Im Übrigen, sollten Lyra und die anderen sterben, dann soll es eben so sein. Immer noch besser, als wenn sie es nach Erys schaffen. Und die Schakale? Sie haben sowieso geschworen, für mich zu leben und zu sterben. Es wäre ein geringer Preis für den endgültigen Sieg, wenn sie ihren Schwur wörtlich nehmen.« Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er zitterte am ganzen Körper vor Anspannung. »Ein Preis, den ich bereit bin zu bezahlen, Ephraim. Fang endlich an. Es wird Zeit. Sonst schiebt sich noch eine Wolke vor den Mond.«
Ephraim verbeugte sich unterwürfig.
Der Schamane begab sich in den Kreis und stellte sich auf das dreizehnte Pentagramm. Dann begann er, etwas zu murmeln. Die Worte waren für Pollok nicht zu verstehen und er war sicher, hätte er sie verstanden, wäre es für ihn unmöglich gewesen, sie auszusprechen.
Das Mondlicht veränderte sich. Zuerst unmerklich, doch dann wurde die Veränderung deutlicher. Das ehemals sanfte Licht hatte nun einen härteren Schein, als kämpfe es gegen seine wahre Natur an. Pollok konnte es selbst nicht richtig beschreiben, obwohl er kaum ein paar Schritte entfernt stand und die Szene beobachtete.
Das Mondlicht hüllte die zwölf Pentagramme ein, überflutete die unglücklichen Männer und die Tiere gleichermaßen. Nur der Schamane blieb davon unberührt. Er hob seine Hände zum Himmel und seine Stimme nahm an Intensität zu, als er weitere Beschwörungsformeln aufsagte.
Die gefesselten Varis-Soldaten wimmerten vor Angst, einige weinten. Die Tiere zerrten an ihren Ketten. Plötzlich verstummten sie. Wie von einem Bild angezogen, dass nur sie sehen konnten, wandten sie sich alle dem Mond zu. Ihre Augen wurden groß. Die Pupillen färbten sich schwarz und dehnten sich aus, bis kein Weiß mehr zu sehen war.
Der Varis, der Pollok am nächsten war, fing unkontrolliert zu zittern an. Es dauerte nur Sekunden, bis sich ihm die anderen anschlossen. Ihre Körper ergingen sich in ekstatischen Zuckungen. Ein übelkeiterregendes Knirschen ließ Pollok zusammenzucken. Vor seinen faszinierten Augen begannen die Körper der Männer, sich zu verändern. Sie fingen an, mit den Tieren zu verschmelzen.
Aus ihren Händen und Füßen wurden lange Krallen. Haare sprossen dort, wo vorher keine gewesen waren, und bedeckten ehemals glatte Haut. Die Köpfe verformten sich zu Karikaturen der Tiere, die ihnen am nächsten standen. Der Kriegsherr musste an sich halten, um sich nicht zu übergeben. Es war außer Ephraim niemand hier, der es hätte beobachten können, aber so ein Verhalten hätte dem Führer der Moyri-Allianz trotzdem nicht gut zu Gesicht gestanden.
Endlich ließ Ephraim erschöpft die Hände sinken und begutachtete sein Werk. Die Fesseln der Gefangenen waren während der
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