Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
Vom Netzwerk:
aus allen Aufzeichnungen entfernt wurde, floh in die Nacht hinaus, da Polloks Häscher auch nach seinem Leben trachteten.
    Und so wurde über Nacht aus einem Unzufriedenen ein Herrscher mit Macht über Zehntausende. Coyle Pollok festigte seine Macht schnell, indem er andere Stammesführer überredete, sich ihm anzuschließen, oder sie einfach aus dem Weg räumte, wenn es seinen Plänen dienlich war.«
    Die Kinder schlugen erschrocken vor so viel Brutalität die kleinen Hände vor die Augen. Kilian fragte sich, was das sollte. Sie kannten die Geschichte schließlich ganz genau, hatten sie sie doch schon etliche Male zuvor gehört.
    »Und dann?«, fragte Yeren erneut.
    »Dann begann der große Krieg gegen die Nachbarn der Moyri. Sie zogen gegen jedes Volk, das an ihren Grenzen lebte. Nahmen jede Stadt auf ihrem Vormarsch, zerschlugen jeden Widerstand, der sich ihnen in den Weg stellte. Bis sie sich stark genug fühlten, um den Varis die Stirn zu bieten, ihren stärksten Widersachern.«
    »Was dann?«, fragten die Kinder eifrig. »Was geschah dann?«
    »Das ist Teil einer anderen Geschichte«, erwiderte Faris gutmütig und mit einem amüsierten Funkeln in den Augen. »Für euch wird es jetzt Zeit, schlafen zu gehen.«
    »Ohhh«, erklang die kollektive Antwort der Kinder. Doch sie erhoben sich gehorsam. Jedes hauchte Faris noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich ans andere Ende des Lagers zurückzogen, wo sie sich unter ihre Decken kuschelten.
    Unter lautem Stöhnen erhob Faris Lenard sich ebenfalls und nach einem kurzen, freundlichen Nicken in Kilians Richtung begab er sich ebenfalls zu Bett. Kilian sah dem Mann noch einige Zeit nach und zollte ihm still Respekt für seine Engelsgeduld mit diesen Kindern.
    »Er ist nicht wirklich ihr Großvater.«
    Kilian schreckte hoch. Lyra stand genau neben ihm. Sie hatte sich genähert, ohne dass er sie gehört hatte. Sie konnte sich bewegen wie eine Katze.
    »Was?«
    »Faris«, erklärte sie. »Er ist nicht wirklich ihr Großvater.«
    »Warum nennen sie ihn dann so?«, fragte Kilian, während er sich wieder setzte. Um seine Verlegenheit zu überspielen, dass sie es geschafft hatte, ihn zu überraschen, zog er sein Schwert und begann, die Schneide mit einem Schleifstein zu schärfen.
    »Sie kennen ihn von klein auf. Ihr echter Großvater ist bereits vor ihrer Geburt gestorben, also haben sie Faris an seiner statt sozusagen adoptiert.«
    »Und woher kennt ihr ihn?«
    »Er arbeitet …« Sie stockte und rang sichtlich mit ihren Gefühlen. Kilian hatte sogar den Eindruck, dass ihr eine Träne ins Auge schoss. »… arbeitete für Miriams Vater.« Sie deutete auf das älteste Mädchen, das allein etwas abseits saß und gedankenverloren in die Nacht hinausstarrte. »Genau wie ich. Mit dem Unterschied, dass er bereits für die Familie gearbeitet hat, als ich noch gar nicht geboren war. Mit Ausnahme der Kinder ist das Ganze für ihn besonders hart.«
    Die fünf Kinder und Miriam waren Geschwister. So viel hatte Kilian inzwischen aus der Gruppe herausbekommen. Lyra und Faris waren wohl so etwas wie Bedienstete. Die Eltern der Kinder waren beim Fall Eriakums ums Leben gekommen und die Gruppe wollte nun zu Verwandten nach Erys. Nicht gerade die beste Wahl nach Kilians Dafürhalten.
    Hätte er es sich aussuchen können, so wäre seine Truppe so weit wie möglich in die entgegengesetzte Richtung marschiert. Nur leider befahl ihm die Ebbe in seiner Kriegskasse, diesen Auftrag anzunehmen. Aber ein gutes Gefühl hatte er dabei bestimmt nicht. Kilian war es nicht gewohnt, in das Zentrum einer heraufziehenden Schlacht zu ziehen, während er für die offensichtliche Verliererseite arbeitete.
    »Kann ich mir vorstellen«, antwortete Kilian nicht ganz wahrheitsgemäß. Er verstand nur sehr wenig von dem Konzept der Loyalität. Für Söldner war Loyalität recht einfach definiert: Wenn dich jemand bezahlt, dann ist er dein Auftraggeber und ihm gehorchst du. Wenn jemand kommt, der mehr zahlt, dann wechselst du die Seiten. So einfach war das.
    Aus Mangel an Gesprächsstoff und weil er sich in der Nähe dieser Frau etwas unbeholfen fühlte, schwieg der Söldneranführer und tat so, als wäre es tatsächlich nötig, sein Schwert zu schärfen. Aus der Richtung der Kinder drangen bereits leichte Schnarchgeräusche zu ihnen herüber. Ansonsten begleitete sie nur noch das Zirpen der Grillen und das Prasseln des Feuers.
    »Erzähl mir etwas von dir«, bat sie plötzlich in die Stille hinein.
    Irritiert von

Weitere Kostenlose Bücher