Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
Vom Netzwerk:
Prozedur zerrissen und lagen unbeachtet auf dem Boden. Die Tiere waren verschwunden. Ihre Ketten lagen leer und unberührt in den Pentagrammen.
    Die Geschöpfe, die früher einmal zwölf Varis-Soldaten gewesen waren, standen langsam auf, betrachteten dabei ihre Arme und Beine wie etwas, das man zum ersten Mal sah. Einer der Tierdämonen versuchte, aus dem Pentagramm zu treten, und wurde prompt von einem grellen Lichtblitz zurückgeworfen, der sein Fell an den Händen schwarz färbte.
    Das Werwesen jaulte vor Schmerz auf. Dann bog es den Kopf zurück und stieß ein furchterregendes Heulen aus. Die übrigen zwölf fielen sofort mit ein.
    Sie heulen den Mond an!, fuhr es Pollok durch den Kopf.
    Diese Erkenntnis war ebenso überraschend, wie sie eigentlich vorhersehbar war. Diese Geschöpfe waren halb Tier, halb Mensch und doch keins von beidem. Sie gingen auf zwei Beinen, waren aber ebenso in der Lage, auf allen vieren zu laufen, und zwar so schnell wie jedes nur denkbare Lebewesen.
    Ephraim trat aus dem Kreis der Pentagramme, wobei er peinlich darauf achtete, keine der anderen Zeichnungen zu betreten, und gesellte sich zu seinem Herrn.
    »Nun?«, fragte er. »Wie findet ihr Eure neuen Tierdämonen?«
    »Sie werden ihren Zweck erfüllen«, erklärte Coyle Pollok zufrieden. »Oh ja, das werden sie.«
        
     

3
     
    »Erzähl uns die Geschichte noch einmal, Großvater«, bettelte eins der Kinder. Es dauerte ganze fünf Sekunden, bis sich die anderen der Bitte anschlossen und ihrer Forderung mit Gequengel Nachdruck verliehen, wie nur Kinder es vermochten. An Ruhe am prasselnden Lagerfeuer war ab diesem Moment nicht mehr zu denken.
    Kilian wusste schon, warum er Kinder nicht mochte, und die letzten Tage in der Gesellschaft dieser Bälger hatte nicht dazu beigetragen, seine Meinung zu ändern.
    »Ich habe euch diese Geschichte doch schon so oft erzählt«, unternahm der alte Mann einen tapferen, aber halbherzigen Versuch.
    Kilian überkam der leise Verdacht, dass der alte Mann – sein Name war übrigens Faris Lenard; die Kinder hießen Yeren, Saria, Esther, Nellina und Astella – gar nicht die Absicht hatte, der Falle zu entkommen, in der er saß, und sich lediglich wehrte, damit die Kinder umso begieriger auf die Geschichte wurden. Dafür sprach auch der Umstand, dass dieselbe Geschichte in den fünf Tagen seit ihrem Aufbruch aus Neskrit jeden Abend erzählt worden war. Langsam konnte er sie nicht mehr hören.
    Das Schlimme war, dass seine tapferen Mannen allesamt dem erzählerischen Charme Faris’ erlegen waren und sich fast ebenso schnell um ihn versammelten wie die Kinder, sobald er zu erzählen begann. Als hätte er es mit einem Kindergarten zu tun und nicht mit einem Haufen ausgewachsener, kampferprobter Krieger.
    »Na schön, ihr Quälgeister«, gab sich Faris geschlagen und die Kinder knieten sich vor ihm auf den Boden. Es dauerte nicht lange und Silas, Jonas und Vekal schlossen sich der Gruppe an. Kurta, auf seinem Beobachtungsposten auf dem Baum über ihnen, lauschte gespannt. Selbst Darian – von dem Kilian nie auch nur vermutet hatte, er verfüge über eine Vorliebe für derlei Dinge – spitzte angestrengt die Ohren, während er jedem anderen vorzumachen versuchte, er würde die Schneide seiner Axt einölen.
    »Es war vor noch gar nicht langer Zeit«, begann Faris seine Geschichte, »da waren die Moyri ein freundliches und friedliebendes Volk. Ein Volk der Künstler und Poeten, der Bauern und Fischer, der Handwerker und fahrenden Händler. Ein Volk, das niemandem etwas Böses wollte.«
    »Was geschah dann?«, wollte eins der Kinder wissen. Der Junge mit den braunen Haaren und den ängstlichen grünen Augen. Yeren.
    »Dann kam Er«, spann Faris den Faden weiter.
    »Coyle Pollok«, hauchten die Kinder mit leiser Stimme wie aus einem Mund.
    »Ja«, bestätigte der alte Mann. »Coyle Pollok. Zerstörer der Völker. Schlächter von Tausenden. Er entstammte einem der einflussreichsten Stämme: den Moyri vom Roten Fluss. Sein Vater war Stammeskönig und ein Mann des Friedens. Aber Coyle Pollok war das nicht genug. Er predigte davon, wie mächtig die Moyri werden könnten, und schon bald hatte er eine beachtliche Anhängerschaft um sich versammelt. Männer, die wie er die Macht mehr liebten als den Frieden. Männer, die von Eroberung, Reichtum und Ruhm träumten. Gewissenlose Männer.
    Sein Vater versuchte, ihn aufzuhalten, und erhielt dafür einen Dolch zwischen die Rippen. Coyle Polloks Bruder, dessen Name

Weitere Kostenlose Bücher