Söldnerehre (German Edition)
warteten Vekal und Darian bereits auf ihn. Der hünenhafte Darian trug seine riesige Axt auf dem Rücken und ein Kurzschwert an der Hüfte. Aus Erfahrung wusste Kilian, dass sich die Waffe in den Händen des großen Kriegers fast schon wie eine kindliche Klinge ausnahm.
Der wortkarge, dunkelhäutige Vekal hatte sich zwei Riemen mit Wurfmessern umgehängt, die sich vor seiner Brust kreuzten. Außerdem trug er noch einen schweren Dolch an der rechten und ein Kurzschwert an der linken Hüfte. Er wirkte grimmig und so entschlossen, wie Kilian ihn selten zuvor erlebt hatte.
Faris Lenard, Lyra und Miriam hatten sich zu ihrer Verabschiedung eingefunden. Kurta und Silas standen ein paar Schritte abseits. Der Bogenschütze sah zu Boden und war weder fähig noch willens, einen der anderen anzusehen. Der Barde flüsterte ihm etwas ins Ohr, das Kilian nicht verstand. Aber Kurtas verspannte Schultern lockerten sich daraufhin zusehends.
Kilian spürte eine Aufwallung von Mitgefühl für seinen Waffenbruder, aber im Augenblick konnte er auf dessen Schuldgefühle keine Rücksicht nehmen. Kamen sie erst einmal mit Jonas im Schlepptau zurück, würde sich das alles in Wohlgefallen auflösen.
»Seid ihr so weit?«
Darian und Vekal nickten knapp.
Darian wirkte so entspannt wie immer vor einem Kampf. Doch Vekals Kaumuskeln mahlten vor unterdrückter Emotion.
»Viel Glück«, wünschte ihnen Lyra leise.
»Danke. Bleibt am besten alle zusammen. Schließt euch ein, wenn ihr es für nötig haltet.« Er wandte sich an Kurta und Silas. »Und ihr bleibt immer bei ihnen.«
»Das werden wir«, antwortete Silas für sie beide und verzichtete dieses Mal auf jede spitze Bemerkung. Das beunruhigte den Söldneranführer mehr, als es jeder Feind getan hätte. Es zeigte, was für Sorgen sich der Barde machte.
Während sich die restliche Gruppe auf ihr Zimmer zurückzog, um Kilians Rückkehr abzuwarten, verließen der Söldneranführer, Darian und Vekal das Wirtshaus, um die Spur des geheimnisvollen Angreifers aufzunehmen. Sie teilten sich auf und umrundeten das Gebäude nach allen Seiten. Es war schließlich der Messerkämpfer, der die erste wichtige Spur entdeckte. Dunkelrote Flecken in der Nähe eines der Hinterausgänge der Taverne.
Kilian kniete sich nieder und kratzte mit seinem Messer etwas davon ab und roch daran.
»Blut.«
»Worum wollen wir wetten, dass es Jonas’ Blut ist?«, fragte Darian.
»Auf so unsichere Wetten lass ich mich grundsätzlich nicht ein, mein Freund«, antwortete Kilian und folgte der Blutspur bereits mit den Augen. Sie führte eindeutig aus dem Dorf hinaus und …
»Direkt in den Wald hinein«, vervollständigte Darian, ohne es zu wissen, Kilians Gedanken.
Erstaunlicherweise sogar auf geradem Weg in den Wald, geradezu verdächtig geradlinig.
»Denkst du das Gleiche wie ich?«, fragte Kilian.
»Praktisch eine Einladung«, gab ihm der riesige Axtkämpfer recht.
»Oder eine Herausforderung.«
»Es ist eine Falle«, schloss sich Vekal ihrer Meinung an. In seiner Stimme schwangen weder Angst noch Besorgnis mit. Er stellte einfach eine unbestreitbare Tatsache fest.
Darian bleckte seine weißen Zähne zu einer Grimasse der Vorfreude. »Eine Falle, die man kennt, ist nur noch halb so gefährlich.«
»Was mir Sorgen macht, ist nicht, dass man uns eine Falle stellen will«, entgegnete Kilian. »Damit habe ich sogar fast gerechnet. Viel mehr Sorgen bereitet mir, dass derjenige, der Jonas entführt hat, selbstbewusst genug ist, um uns so offensichtlich einzuladen. Wer auch immer dahintersteckt, denkt, dass er es mit uns aufnehmen kann, und zwar mit uns allen gleichzeitig.«
Kilian zog seinen Dolch und balancierte ihn zwischen zwei Fingern, ließ ihn daraufhin durch die Luft gleiten und fing ihn gekonnt mit der anderen Hand auf. »Dann wollen wir ihm mal vor Augen führen, dass er sich irrt.«
»Wollen wir’s hoffen.«
Darian schlug ihm wuchtig auf die Schulter. »Wie lautet dein Plan?«
»Plan?«, lachte der Söldneranführer. »Wann hätten wir je so etwas gebraucht? Wir improvisieren. Wie immer.«
»Guter Plan«, grinste Darian.
Kilian erhob sich schwer und steckte den Dolch wieder in die Scheide zurück. Der Waldrand war von der Rückseite der Taverne nur etwa hundert Meter entfernt. Es waren die hundert längsten Meter, die Kilian bis dahin erlebt hatte, hundert Meter, in denen er sich furchtbar verwundbar vorkam. Ein Bogenschütze in einem der Bäume hätte sie bequem erledigen können.
Aber kein
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