Söldnerehre (German Edition)
ihm knackte ein Zweig. Ohne nachzudenken, ließ sich der agile Messerkämpfer nach links fallen. Knapp neben seinem rechten Ohr sauste etwas durch die Luft, schlug gegen einen Baum und fiel Vekal genau vor die Füße.
Es war ein Bumerang. Das gefährliche kleine Ding hätte ihn mit Sicherheit zumindest bewusstlos geschlagen.
Mit einem Satz sprang er hinter den nächsten Baum und verharrte dort, lauschte auf ein verräterisches Zeichen des Angreifers. Links von ihm knackte es im Unterholz. Zu schwer, um ein Nagetier des Waldes zu sein. Instinktiv ließ er sich nach rechts fallen, rollte sich über die Schulter ab und kam behände wieder auf die Beine, in jeder Hand ein Messer kampfbereit zum Stoß.
Doch der erwartete Angriff blieb aus.
Wer auch immer das war, er war gut. Sogar ein wenig zu gut für seinen Geschmack. Mit einem Mal kam sich der Messerkämpfer furchtbar allein und verwundbar vor. Etwas, das ihm noch nie zuvor passiert war.
Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, sich von Kilian und Darian zu trennen?!
Ein Schatten löste sich aus den Büschen zu Vekals Linker, so schnell, dass dieser nur als Schemen aus dem Augenwinkel erkennbar war. Der Messerkämpfer ließ sich auf beide Knie fallen. Seine Kriegerinstinkte übernahmen die Oberhand, sein Handeln wurde zu einer Abfolge jahrelang antrainierter Abläufe.
Etwas zischte knapp über seinen Kopf hinweg. Vekal stach mit dem Messer in seiner linken Hand in einer Aufwärtsbewegung nach seinem nur undeutlich erkennbaren Gegner, während er das Messer in seiner Rechten zur Verteidigung bereithielt.
Der Mann brachte sich mit einem schnellen Satz rückwärts gerade noch in Sicherheit, bevor die Klinge ihm den Bauch aufschlitzen konnte. Befriedigt registrierte Vekal, dass der unbekannte Angreifer mit einem Mal seinen Messern eine gesunde Portion Respekt entgegenbrachte.
Erstmals bekam er die Gelegenheit, den Mann eingehend zu mustern. Der Kerl war groß. Sogar fast so groß wie Darian. Er hatte einen dunklen Teint und wirkte gut genährt, trainiert und überaus fähig. Und er war sehr, sehr selbstbewusst.
Er quittierte Vekals Gegenangriff mit einem respektvollen Nicken. Ein schiefes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Als Waffe trug er lediglich eine hölzerne Keule bei sich. Diese Waffe war es gewesen, die ihn gerade um Haaresbreite verfehlt hatte.
Der Messerkämpfer nutzte die erzwungene Kampfpause, um wieder auf die Beine zu kommen.
»Das war wirklich nicht übel«, sagte der Mann unvermittelt.
»Wer bist du?«, fragte Vekal in dem Versuch, den Mann in ein Gespräch zu verwickeln. Kilian und Darian waren ganz in der Nähe. Wenn sie das Gespräch hörten, würden sie wissen, dass etwas nicht stimmte, und sofort nachsehen, was da vor sich ging. So hoffte er zumindest. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber nun, da er den Mann direkt vor sich sah, hatte er ernste Zweifel, ob er es allein mit ihm würde aufnehmen können.
»Spielt das wirklich eine Rolle?«
»Nicht wirklich. Wo ist Jonas?«
»Dein Freund? Er ist nicht weit von hier.«
»Lebt er?« Vor der Antwort auf diese Frage hatte Vekal mehr Angst als vor dem Mann, der ihm da gegenüberstand. Jonas war sein Freund. Wenn dieser Kerl ihn umgebracht hatte, dann, bei allen Göttern, würde er diesem Hünen eigenhändig die Haut abziehen. Egal wie sehr dieser Krieger auch in jeder Hinsicht im Vorteil war.
»Noch.«
Vekal hätte fast hörbar aufgeseufzt, doch er konnte die Gefühlsregung gerade noch unterdrücken. Ein Blick in die Augen des Fremden zeigte jedoch, dass seine Erleichterung diesem nicht entgangen war.
»Im Grunde habe ich kein Interesse an euch«, fuhr sein Gegner fort.
»Du wirst mir verzeihen, wenn ich dir im Augenblick nicht so recht glauben kann.«
Der Fremde lachte kurz und bellend auf. Offenbar ehrlich amüsiert über Vekals Einlassung.
»Was willst du von uns?«, fragte der Messerkämpfer, durch das Amüsement des Mannes zum Weiterreden ermutigt. Vielleicht konnte er ihm ein paar Informationen entlocken. Oder möglicherweise auch einfach ablenken. Vorsichtig, immer noch in Kampfhaltung, trat er einen Schritt näher.
»Von euch?« Der Mann gab durch keine Gefühlsregung zu erkennen, ob er Vekals Versuch, sich zu nähern, bemerkt hatte. Er wirkte sogar immer noch aufs Äußerste amüsiert. »Eigentlich gar nichts. Ihr steht mir lediglich im Weg. Und das kann ich nicht dulden.«
»Im Weg?« Vekal dachte über diese rätselhaften Worte einen Moment nach.
Weitere Kostenlose Bücher