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Söldnerehre (German Edition)

Söldnerehre (German Edition)

Titel: Söldnerehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Burban
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sah sich im noch leeren Schankraum um, sah die Unordnung auf und unter dem Tisch. Der Geruch von verschüttetem Bier und Erbrochenem ließ Würgreiz in ihm aufsteigen, den er nur schwer wieder niederkämpfen konnte. »Hab ich das etwa angerichtet?«
    Silas nickte enthusiastisch. »Das kann man wohl sagen. Du hast gestern ganze Arbeit geleistet. Der Wirt kam mit dem Nachfüllen gar nicht mehr nach.«
    »Hab ich so viel getrunken?«
    »Oh, sogar noch mehr. Kann ich aber auch verstehen.«
    Kilian sah auf und zog verwirrt die Stirn in Falten. Selbst das tat schon weh und er griff sich vor Schmerz stöhnend an die Stirn. »Wie meinst du das?«
    »Na ja, deine Auseinandersetzung mit Lyra …« Silas ließ den Rest des Satzes vielsagend verklingen.
    Kilian versuchte verzweifelt, sich darüber klar zu werden, was der Barde damit meinte. Dann setzte die Erinnerung mit der Plötzlichkeit eines Vorschlaghammers ein. Der Söldner stöhnte erneut – diesmal vor Scham – und sank auf dem Tisch zusammen. Seine Hände schlug er über dem malträtierten Kopf zusammen, als wollte er die ganze Welt ausschließen und sein Verhalten ungeschehen machen.
    »Ich habe mich so idiotisch benommen. Am liebsten würde ich mich in irgendeinem Loch verkriechen und nie wieder rauskommen.«
    »Ja, mit deinem Verhalten gestern wirst du nicht unbedingt in die Annalen der Höflichkeit eingehen«, lachte der Barde vergnügt.
    »Gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, aus dem du mich immer auslachst?«
    »Gibt es denn einen bestimmten Grund, aus dem du ständig für Lacher sorgst?«
    »Gut für dich, dass mir darauf nichts einfällt.«
    »Da hast wohl eher du Glück«, konterte der Barde. Silas’ Haltung änderte sich von einem Augenblick zum anderen. Anstelle der Schadenfreude schlich sich etwas anderes in seine Stimme. Fast so etwas wie Mitgefühl.
    »Wie wär’s mit etwas Kaffee zum Wachwerden und etwas dunklem Brot, um deinen Magen zu beruhigen?«
    Kilian nickte nur, unfähig, an etwas anderes zu denken als den vergangenen Abend. Er versuchte sich auszumalen, wie er Lyra gegenübertreten sollte. Sollte er den ganzen Vorfall am besten totschweigen und weitermachen, als wäre nichts geschehen? Das wäre vermutlich die beste Möglichkeit. Sich zu entschuldigen, kam ihm keine Sekunde in den Sinn. Männlicher Stolz …
    Silas kam aus der Küche mit einer Tasse dampfenden Kaffees und einem Teller zurück, auf dem einige Scheiben Brot lagen. Er stellte beides vor dem Söldneranführer ab und setzte sich ihm dann gegenüber.
    Beim Anblick des Brots begann sein Körper zu rebellieren. Schon allein bei der Vorstellung, etwas zu essen, drehte sich ihm der Magen um. Um die Nahrungsaufnahme noch etwas aufzuschieben, wandte er sich dem Kaffee zu. Vorsichtig griff er nach der heißen Tasse und nahm einen kleinen Schluck. Das tiefschwarze Gebräu schmeckte überraschend gut und weckte ein wenig seine Lebensgeister.
    Kurz entschlossen griff sich Kilian eine der Scheiben und aß sie. Die erwartete Übelkeit blieb aus. Tatsächlich fühlte er sich nun bedeutend besser und griff sich eine zweite Scheibe.
    »Sind die anderen schon wach?«, fragte er mit vollem Mund, während er die Brotscheibe kaute.
    »Noch nicht. Kann aber nicht mehr lange dauern. Schließlich wollen wir ja heute noch aufbrechen.«
    »Wie spät ist es?«, wollte Kilian wissen und schielte mit einem Auge zu den Lichtstrahlen, die durch die Fenster fielen.
    »Etwa zwei Stunden nach Sonnenaufgang. Wann, denkst du, erreichen wir Erys?«
    Der Söldner überlegte kurz. Er überschlug die bisher zurückgelegte Strecke und verglich sie in Gedanken mit dem gesamten Weg zu ihrem Ziel. »Wie dürften jetzt etwa zwanzig, dreißig Kilometer westlich von Eriakum sein. Der Marsch durch den Wald hat uns zeitlich etwas zurückgeworfen und auch vom Weg abgebracht. Aber wenn wir uns ranhalten und weitere Störungen vermeiden, könnten wir in etwa fünf oder sechs Tagen dort sein.«
    »Und mit weiteren Störungen meinst du …?«
    »Zum Beispiel, jede Leiche zu verscharren, auf die wir stoßen.«
    Der Barde grinste. »Das macht dir immer noch zu schaffen.«
    »Ich werde es überleben.«
    Silas betrachtete vielsagend die leeren Bierkrüge. »Ich glaube, wer so einen Kater überlebt, überlebt alles.«
    »Sehr witzig.«
    »War eigentlich gar nicht als Witz gemeint.«
    Kilian kaute eine Weile lustlos an dem Brot. In der Zeit wurde er von Silas aufmerksam beobachtet. Die hellen Augen des Barden schienen ihm bis in die

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