Söldnerehre (German Edition)
Wispern.
»Wir lassen uns von euch anheuern und plötzlich ist uns jemand auf den Fersen, der irgendetwas gegen uns hat. Und wenn ich sage uns, dann meine ich vielmehr euch. Ich glaube nicht an Zufälle, Lyra. Der Kerl, wer auch immer er ist, ist in Wirklichkeit hinter euch her. Nicht hinter uns. Mit uns befasst er sich nur, weil wir ihm im Weg sind. Das ist alles. Und jetzt hat er Jonas und Vekal. Sie sind vielleicht schon tot.«
»Es tut mir leid … wirklich … aber ich weiß nicht, was er von uns wollen könnte … Ich weiß wirklich nicht mehr. Wir wollen … doch nur nach Erys.«
Kilian vermochte das nicht recht zu glauben. Ehrlich gesagt war er sogar sicher, dass sie log. Er verstärkte den Druck noch ein wenig. Sie röchelte und war nahe daran, die Besinnung zu verlieren.
Eine Hand legte sich auf seine rechte Schulter und drückte sanft zu. Diese Berührung war es, die ihn davon abhielt, Schlimmeres zu tun.
»Lass sie los, Kilian«, sagte Darian sanft.
»Er hat recht«, schloss sich Silas an. »Lass sie bitte los. Das bringt doch alles nichts. Dadurch kommen Jonas und Vekal auch nicht zurück.«
Fast hätte Kilian gelächelt. Er konnte sich nicht erinnern, wann der Barde zum letzten Mal Bitte zu ihm gesagt hatte. Die Situation war dermaßen irreal. Die zwei Männer, die sie heute innerhalb von nur wenigen Stunden Abstand verloren hatten, waren in Dutzenden von Schlachten an seiner Seite gewesen und hatten diese überlebt, ohne auch nur einen einzigen Kratzer davonzutragen. Und ein einzelner Mann hatte sie anscheinend ohne Mühe überwältigt.
Er war nicht gerade ein abergläubischer Mensch oder jemand, der an so etwas wie Karma oder Schicksal glaubte, doch eine innere Stimme sagte ihm, dass sie ein großes Problem hatten. Sogar ein sehr großes. Und er war sich so gut wie sicher, dass Lyra und ihre Schützlinge etwas damit zu tun hatten. Doch damit konnte er sich jetzt nicht befassen. Er musste diesem Kerl irgendwie beikommen. Langsam lockerte er den Griff um Lyras Hals und ließ sie schließlich ganz los.
»Dann glaubst … du mir … also endlich«, schnappte sie nach Luft.
»Nein, tu ich nicht, aber ich habe den Auftrag nun einmal angenommen und muss mit den Konsequenzen leben. Es führt da einfach kein Weg dran vorbei.«
»Danke«, sagte sie ohne erkennbare Emotion, mit dem Rücken immer noch gegen die Wand gepresst.
»Dank mir nicht!«, zischte er ihr ins Gesicht und hob dabei mahnend den Zeigefinger. »Danke mir ja nicht! Irgendetwas verheimlichst du vor mir.« Er ließ den Finger wieder sinken. »Doch das ist im Moment zweitrangig. Wir müssen Jonas und Vekal helfen. Das ist für den Augenblick das Wichtigste.«
»Schön und gut«, sagte Darian. »Und wie machen wir das?«
Kilian überlegte angestrengt. »Der Kerl will uns ausschalten. Ich denke, daran gibt es inzwischen keinen Zweifel mehr. Ich wette, er kommt heute Nacht wieder in die Taverne. Wir stellen ihm eine Falle. Sobald wir den Bastard erst mal haben, zwingen wir ihn dazu, uns zu sagen, wo unsere Freunde sind.«
»Der Plan klingt ja nach einer strategischen Meisterleistung«, mischte sich Silas sarkastisch ein. »Aber er kann nur funktionieren, wenn man der Beute einen Köder vor die Nase hält. Und wen hast du zu dieser glorreichen Aufgabe auserkoren?«
Kilian verzog das Gesicht zu einem boshaften Grinsen und musterte den Barden mit funkelnden Augen von oben bis unten. Silas’ Lächeln erstarb, als ihm die Erkenntnis dämmerte, was Kilian im Schilde führte.
»Oh, toll!«
* * *
Logan betrat die enge Höhle durchaus mit beruflichem Stolz. Den Messerkämpfer hatte er sich quer über die Schulter geworfen und transportierte ihn wie einen Mehlsack. In der hintersten Ecke der Höhle lag der andere Söldner fein säuberlich verpackt. Er war bei Bewusstsein und starrte den Kopfgeldjäger aus zusammengekniffenen Augen hasserfüllt an. Er hätte bestimmt etwas gesagt, wenn er nicht geknebelt gewesen wäre.
Ohne Umschweife stapfte Logan quer durch seine provisorische Behausung, vorbei am Feuer, an dem Gia und Jesy gerade das Abendessen zubereiteten, und legte den Messerkämpfer – er glaubte gehört zu haben, dass sein Name Vekal war – neben seinen Kameraden. Der andere Söldner warf Vekal besorgte Blicke zu. Der Schlag auf den Kopf des Messerkämpfers hatte an der Stirn des Mannes eine hässliche Platzwunde hinterlassen, aus der immer noch Blut floss.
Logan setzte sich ans Feuer und rieb sich wärmend die Hände über
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