Söldnerehre (German Edition)
Verletzungen, gib ihm was zu essen und dann kneble ihn, wie ich den anderen geknebelt habe. Bekommst du das hin?«
Sie nickte zurückhaltend. »Dafür, dass es deine Feinde sind, kümmerst du dich wirklich gut um sie?!«
»Sie sind nicht meine Feinde.«
»Ich dachte …«
»Sie stehen nur zwischen mir und meinem Auftrag. Das ist alles.«
»Also alles nur Geschäft?«
»So ist es.« Er zwinkerte ihr zu, was ihr ein erneutes Lächeln entlockte. Jesy beobachtete die Unterhaltung zurückhaltend wie immer und konzentrierte sich darauf, die Blutung ihres Gefangenen zu stoppen. Doch seit das Thema ihrer gemeinsamen Zukunft im Raum stand, wirkte auch sie deutlich gelöster. Falls man bei ihr je von so etwas wie einer gelösten und entspannten Haltung sprechen konnte. Logan fragte sich erneut, was ihr wohl während des Falls von Eriakum widerfahren war, dass sie sich so tief in sich selbst zurückgezogen hatte.
Andererseits war es vielleicht besser, es nicht zu wissen. Sollte sie je das Bedürfnis verspüren, darüber zu reden, würde er für sie da sein. Er konnte es sich ohnehin denken. Er schüttelte leicht benommen den Kopf. Wieder so etwas, das er nicht verstand. Warum nur dachte er darüber nach, für dieses Mädchen den Seelentröster und den psychischen Mülleimer zu spielen? Das wäre ihm früher nie in den Sinn gekommen. Vielleicht wurde er langsam weich? Er grinste in sich hinein. Oder auch einfach nur alt. Genau das war es. Wie es aussah, wurde er zu einem weinerlichen, alten Sack. Sein Lächeln wurde leicht wehmütig. Vielleicht war es nach diesem Auftrag langsam an der Zeit, an den Ruhestand zu denken.
Er betrachtete die zwei Mädchen am Feuer beim Kochen. Immerhin war er jetzt für zwei unschuldige Leben verantwortlich. Zwei verdammt hübsche, unschuldige Leben.
Er stutzte.
Hör sofort auf mit diesen Gedanken, du alter Narr, schalt er sich selbst. Die beiden sind alt genug, um deine Töchter sein zu können.
Und?, fragte eine verschwörerische Stimme im hintersten Teil seines Verstandes zurück.
Logan kam nicht umhin, Gias in jeder Hinsicht gut ausgestattete Figur mit ihrer prallen Weiblichkeit und Jesys schlanke, aber wohlproportionierte Gestalt zu bemerken. Die zwei waren wirklich wunderschön.
Und haben eine Menge wirklich übler Dinge erlebt, rief er sich in Erinnerung.
»Ich glaube, ich bin wirklich schon zu lange allein.« Er schüttelte bekümmert den Kopf.
Dass er den Satz aus Versehen laut ausgesprochen hatte, bemerkte er erst, als Gia aufblickte und ihn fragend ansah. »Hast du was gesagt?«
»Äh …« Er blickte zum Höhleneingang und erkannte zu seiner Erleichterung, dass die Sonne schon tief über dem Horizont stand. Mit einem leichten Ächzen stand er auf. »Nur, dass ich mich langsam wieder auf die Socken machen muss. Es wird bald Nacht.«
»Und?«
»Und wenn ich will, dass der Auftrag bald erledigt ist, muss ich heute noch einmal auf die Jagd gehen.«
»Du gehst in das Dorf zurück? Heute noch? Und so kurz nachdem du das letzte Mal zugeschlagen hast? Sie werden damit rechnen, dass du kommst.«
Er zwinkerte ihr erneut zu. »Damit rechne ich ja.«
Er kicherte.
»Oh ja, davon gehe ich in der Tat aus.«
* * *
»Das ist wirklich eine Schnapsidee!«
»Hör auf zu jammern, Silas, benimm dich wie ein lohnender Köder.«
Der Barde saß allein in der Schankstube der Taverne und fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes von allen verlassen. Alle Lichter bis auf eine Kerze waren gelöscht. Die einsame Kerze verbreitete nur wenig Licht und trug eher dazu bei, eine gespenstische Atmosphäre zu verbreiten. Kilian und Darian saßen auf dem obersten Treppenabsatz im Dunkeln auf der Lauer. Kurta hatte es sich auf dem Dach bequem gemacht, seinen Bogen griffbereit bei sich. Kilian war überzeugt, ihren Verfolger und unbekannten Angreifer heute Nacht erwischen zu können.
Mit Silas als Köder.
Der sonst so gut gelaunte Barde schluckte schwer. »Und wie benimmt sich ein lohnender Köder?«
»Keine Ahnung, sieh einfach hilflos und einladend aus.«
»Toll, das mit dem hilflos dürfte mir schon mal nicht schwerfallen.«
Etwas klapperte.
»Was war das?«, schrie der Barde und schreckte von seinem Stuhl hoch.
»Nur der Wind an einem der Fensterläden«, stöhnte Kilian. »Es kommt ein Unwetter auf.«
»Das ist wirklich, wirklich, wirklich eine Schnapsidee!«
»Jetzt spiel nur nicht die Mimose. Du hast doch sonst immer so eine große Klappe.«
»Wir können auch gerne tauschen,
Weitere Kostenlose Bücher