Söldnerehre (German Edition)
innerlich für sein mangelndes Taktgefühl. Doch Logan war Krieger genug, um diese Eröffnung so zu nehmen, wie sie gemeint war – als aufrichtige Anteilnahme. Jesy begann, unterdrückt zu schluchzen.
»Und mir tut es wegen Darian leid.«
»Danke.«
»Er war ein feiner Kerl. Hat die Kinder gerettet und einige dieser Monster getötet. Eine großartige Leistung.«
»Er war schon immer viel weicher in seinem Inneren, als er nach außen wirkte.« Der Schmerz griff erneut mit eisiger Kälte nach seinem Herzen. Trotzdem lächelte Kilian wehmütig bei der Erinnerung an seinen Freund.
Lyra und Faris waren in einiger Entfernung stehen geblieben und warfen dem Duo unsichere Blicke zu.
»Dir ist doch hoffentlich klar, was die zwei wollen, oder?«, wechselte Logan abrupt das Thema.
»Ja. Sie wollen wissen, wie es nun weitergeht.«
»Und?«
»Und was?«
»Hast du dich schon entschieden, wie es weitergehen soll?«
»Nicht wirklich. Am liebsten würde ich sie hier sich selbst überlassen, sobald die Belagerung überstanden ist. Hier unter den Flüchtlingen sind sie relativ sicher. Hier sind sie unter ihresgleichen.«
»Technisch gesehen sind sie immer noch deine Auftraggeber.«
»Darauf pfeife ich doch.«
Logan prustete unterdrückt. »Glaub ich dir gern. Aber ich denke nicht, dass du sie im Stich lässt.«
»So, denkst du?«
»Allerdings.«
»Und wie kommst du zu dieser Erkenntnis?«
»Es wäre nicht das, was Darian gewollt hätte.«
Kilian stutzte mitten in der Bewegung. Mit dieser einfachen Feststellung hatte er nicht gerechnet. Seine Laune sackte ins Bodenlose ab und er warf Logan einen düsteren Blick zu.
»He, sei nicht auf den Boten der Nachricht sauer«, erwiderte dieser gespielt unschuldig.
»Du bist manchmal viel klüger, als gut für dich ist.«
»Das hat man mir schon oft gesagt«, entgegnete Logan leichthin und winkte Lyra und Faris herüber.
Die beiden näherten sich zaghaft.
»Gute Nachrichten«, erklärte Logan, ohne Kilian die Chance zu geben, etwas zu sagen. »Kilian hat sich bereit erklärt, euch den restlichen Weg nach Erys zu bringen, sobald die Belagerung vorbei ist. Er wird seinen Teil der Vereinbarung erfüllen.«
Faris entspannte sich und ein zaghaftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Lyra sah von einem zum anderen und schien nicht sicher zu sein, ob sie den Worten des Kopfgeldjägers Glauben schenken solle.
»Wirklich?«, fragte sie.
Kilian zögerte. Bis Logan ihm subtil mit dem Ellbogen in die Seite stieß.
»Ja. Wirklich«, antwortete er, war mit der Situation jedoch alles andere als zufrieden.
»Danke, Kilian! Vielen Dank. Ich weiß gar nicht, was ich dazu …«
»Schon gut.«
»Kilian … ich … ich danke d…«
»Ich sagte, es ist gut!«, entgegnete er scharf, da ihm die Überschwänglichkeit ihrer Dankbezeugungen allmählich lästig wurde. »Ich … wir werden euch nach Erys bringen, um unseren Teil der Vereinbarung zu erfüllen. Nicht mehr und nicht weniger. Und jetzt, lass mich in Ruhe, verdammt!«
Lyra zuckte angesichts seines Tonfalls und seiner Wortwahl leicht zusammen, doch die Freude über seine Entscheidung überwog und sie zog sich mit Faris immer noch lächelnd zurück.
Kilian wartete, bis sich Lyra und ihr Begleiter außer Hörweite entfernt hatten, bevor er dem Kopfgeldjäger aus dem Augenwinkel einen verschwörerischen Blick zuwarf.
»Und was wirst du tun?«
Logan kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Ich denke, ich werde euch nach Erys begleiten. Das scheint dieser Tage ein beliebtes Reiseziel zu sein, und wenn Coyle Pollok dort eintrifft, könnte es sich zu einem interessanten Ort entwickeln.«
»Wenn ich die Wahl hätte – so wie du –, würde ich überallhin reisen, aber nicht mitten in eine gigantische Schlacht hinein.«
»So einfach ist meine Wahl nicht«, antwortete Logan rätselhaft.
Kilian runzelte die Stirn. »Wieso?«
»Ich weiß, wer uns die Monster auf den Hals gehetzt hat.«
Kilian stockte der Atem. Kalter Hass brandete durch seine Adern. Logan wusste, wer seinen besten Freund auf dem Gewissen hatte.
»Du weißt …?«
»Allerdings. Sein Name ist Ephraim. Er ist Polloks Schoßtier, sein Schamane. Er wird das Heer todsicher nach Erys begleiten – und dort werde ich ihn töten.«
Falls Kilian überhaupt noch einen Grund benötigte, um nach Erys zu reisen, so war dieser nun direkt vor seiner Nase. Der Mann, der Darian und so viele andere umgebracht hatte, würde bei Erys sein, wenn die Schlacht begann. Und das war
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